Rekordsieg mit Erschwernissen

Sölden-Siegerin Lara Gut-Behrami sprach über die Auswirkungen der Menstruation auf ihre sportliche Leistung.
Sölden Die beste Schweizer Skirennfahrerin des Jahrtausends schlief vor und nach dem Rennen – und gewann doch den Auftakt in den Ski-Weltcup. „Ich habe meine Tage, es geht mir katastrophal“, sagte Gut-Behrami und erläuterte als nächster Topstar im alpinen Skisport nach Mikaela Shiffrin das Warum. „Jede reagiert anders, wenn sie ihre Periode hat. Seit den letzten zwei Jahren ist es so, dass ich nicht mehr wirklich dagegenhalten kann“, erklärte Gut-Behrami. „Auch die Fehler heute, die kommen davon, wenn ich nicht wirklich zentral auf dem Ski stehe. Ich habe weniger Energie.“
Vor diesen Erläuterungen hatte die 32-Jährige die versammelte Presse im Medienzentrum nahe der Gletscherpiste erst um ein kurzes Warten gebeten, um sich einen Proteindrink zu mischen. Nach dem Rennen sei für sie heute „Überlebenszeit“. Sie habe vor und zwischen den Durchgängen geschlafen. „Es geht mir nicht miserabel, aber doch nimmt es mir zehn Prozent an Energie. Es braucht die Mischung: Wenn der Körper nicht mitmacht, brauche ich den Kopf, der mir hilft. Und heute hat definitiv der Kopf mitgeholfen, dass ich bis ins Ziel angreifen konnte.“
Die Menstruation sei selbst als Frau oft schwer zu verstehen. „In meinen ersten Jahren habe ich meine besten Leistungen gebracht, als ich meine Menstruation hatte. In Peking habe ich zum Beispiel eine Medaille geholt. Heute war es auch nicht so schlecht“, meinte Gut-Behrami lachend. „Aber der Körper entwickelt sich. Die letzten Jahre hat sich das geändert. Ich bin auch viel empfindlicher, habe Rückenweh, spüre die Müdigkeit.“ Sie habe auch ein paar Mal das Training abgebrochen. „Ich wollte nichts riskieren.“
Wie zuvor Mikaela Shiffrin ist auch Gut-Behrami davon überzeugt, dass ein offener Umgang mit dem Thema gut und notwendig ist. „Ich hoffe, dass die nächste Generation davon profitiert und allenfalls etwas gefunden wird, um besser damit umzugehen.“
Rekordsieg
Für Gut-Behrami, Vierte nach dem ersten Teil am Vormittag, war es der 38. Weltcup-Sieg und der sechste im Riesentorlauf. Um den Hauch von zwei Hundertstelsekunden setzte sie sich vor der Halbzeitführenden Federica Brignone durch. „Es ist genial, dass ich mit einem Sieg starten kann“, sagte die Schweizerin, die ohne ihren Patzer im ersten Durchgang wohl mit großem Vorsprung gewonnen hätte. „Normal bin ich eher locker unterwegs, aber heute mit Nummer eins, ich habe einen Druck gespürt, dass ich die Saison eröffne. Ich bin nicht so frei gefahren. Es war definitiv mein schlechtester Lauf des ganzen Sommers.“
Alte Wunden noch nicht geheilt
Dass die Zeit alte Wunden heilt, darauf hofft wohl auch Katharina Liensberger, die im zweiten Lauf viele Plätze verlor. „Es gibt sicher noch viel zu tun“, bekannte die Göfnerin, die die anvisierte „Kampflinie“ nur selten traf. „Ich bin teilweise sogar zu gerade geworden. Ich spüre aber einzelne Schwünge, die sich gut anfühlen.“

