„Ich bin ganz klar im Vorteil“

Sport / 15.11.2023 • 20:24 Uhr
Markus Mahr und Constantin Möstl feierten gemeinsam den Meistertitel mit Westwien, am Samstag treffen sie in Hard aufeinander. Gepa, Stiplovsek
Markus Mahr und Constantin Möstl feierten gemeinsam den Meistertitel mit Westwien, am Samstag treffen sie in Hard aufeinander. Gepa, Stiplovsek

Die beiden Freunde Markus Mahr und Constantin Möstl duellieren sich zum ersten Mal im Vorarlberger Derby.

Hard, Bregenz Wenn am Samstag um 19.30 Uhr in der Harder Sporthalle am See der Anwurf zum ersten Vorarlberger Handball-Derby der Saison erfolgt, stehen sich zwei gegenüber, die in den vergangenen Jahren enge Freunde geworden sind. Der Bregenzer Rückraum Markus Mahr und Hard-Keeper Constantin Möstl haben in den vergangenen drei Jahren gemeinsam bei Westwien gespielt und sind im vergangenen Juni mit den Wienern HLA-Meister geworden. Nachdem sich der Klub aus der Bundeshauptstadt aus der Liga zurückgezogen hat, wechselte das Duo ganz in den Westen nach Vorarlberg. Möstl unterschrieb bei den Roten Teufeln, Mahr heuerte beim Rekordmeister an.

Doch damit enden die Parallelen der beiden Nationalspieler noch lange nicht, beide sind 2000 geboren und in der Bundeshauptstadt aufgewachsen. Zum ersten Mal begegneten sie sich bei einem Ju­gendspiel von Mahrs Stammverein WAT Atzgersdorf und Möstls Klub Westwien. Wann genau das war, wissen die beiden nicht mehr. „Es war mit elf oder zwölf, die Rivalität damals war groß“, erinnert sich Möstl. „Consti hat am Anfang noch im Feld gespielt, als wir aufeinandergetroffen sind“, ergänzt Mahr.

Guter Einstand beim neuen Klub

Der Umzug von der Großstadt Wien ins kleine Vorarlberg war eine große Umstellung, vor allem für Möstl. „Die ersten zwei Monate waren hart, da hatte ich auch mit dem Kopf zu kämpfen. Mittlerweile fühle ich mich richtig wohl, es ist auch wirklich schön hier“, sagt der 23-Jährige, der sieben Monate älter als sein ehemaliger Teamkollege ist. Sportlich fiel ihm der Wechsel vom amtierenden Meister zum siebenfachen Titelträger ohnehin leicht. Aufgrund der Verletzung von Golub Doknic musste Möstl vom ersten Spiel weg viel Verantwortung übernehmen. Der ÖHB-Nationalteamkeeper zahlte das in ihn gesetzte Vertrauen mit starken Einsätzen zurück. „Ich kann mich an kein Spiel erinnern, an dem ich schlecht gehalten habe oder an dem ich keinen Einfluss aufs Spiel hatte“, gibt sich Möstl selbstbewusst. Mit den Hardern liegt er nach acht gespielten Runden auf dem zweiten Platz.

Ähnlich gut lief es für Mahr in Reihen der Bregenzer. Der Rechtshänder ist mit 46 Toren in acht Spielen der zweitbeste Werfer der Landeshauptstädter und ligaweit die Nummer sieben. „Wir sind ziemlich gut gestartet. Ich bekomme viel Spielzeit und Verantwortung. Jetzt kommen zwei, drei Wochen in der Liga und im Europacup, die sehr wichtig für den weiteren Saisonverlauf werden“, ist sich der Rückraum-Spieler sicher.

Der Keeper hat Vorteile

Die Vorfreude auf ihr erstes Vorarlberger Derby ist bei beiden groß. Auch um es dem Freund im „feindlichen“ Trikot zu zeigen. Da sich beide ausgezeichnet kennen und über Jahre im Training bei West­wien mit- und gegeneinander gespielt haben, stellt sich die Frage, wem dies mehr nutzt – dem Werfer oder dem Torhüter? „Ganz klar dem Torhüter. Der Spieler kann während des Spiels nicht entscheiden, heute werfe ich ganz anders. Ich bin sicher im Vorteil, denn ich weiß, in welchen Situationen er wo hinwerfen wird“, ist sich Möstl sicher. Etwas differenzierter schätzt Mahr die Situation ein: „Diese Frage stellen wir uns schon seit Wochen. Es ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich weiß Consti in einigen Situationen, wo ich hinwerfe, aber im Spiel gibt es viele Situationen, die nicht planbar sind. Aber er wird mich wahrscheinlich besser kennen, als ich mich selber.“

Die beiden Wiener treffen sich in Vorarlberg regelmäßig zum Essen oder zum gemeinsamen Handballschauen. Auch wenn die Rivalität ihrer beiden Klubs groß ist und sie standesgemäß ihre Wohnungen jeweils in der Nähe der eigenen Halle bezogen haben, schätzen sie ihr Gegenüber nicht nur menschlich, sondern auch handballerisch: „Er ist sehr emotional und kommt damit schnell in die Köpfe seiner Gegenspieler. Oft weiß er über seine Gegner gut Bescheid und kennt ihre Vorlieben. Außerdem liebt er das Eins-gegen-Eins, da zeigt er seine spektakulären Paraden“, beschreibt Mahr den Hard-Keeper. Dieser streut seinem langjährigen Teamkollegen Rosen: „Er hat mit Abstand den besten Haken und das beste Eins-gegen-Eins der Liga. In Bregenz macht er noch mehr Tore als bei Westwien, weil er hier noch mehr Verantwortung übernimmt. Und er denkt nicht viel zu nach, wenn er zwei-, dreimal verwirft. Er zieht einfach durch.“ Dies würde in 90 Prozent der Fälle gut gehen, doch dann habe Mahr eben auch einmal ein Tag, an dem jeder Wurf daneben oder in den Armen des Torhüters landen würde. Für Möstl steht fest, dass dieser Tag im Derby gekommen ist. „Ich hoffe nicht da­rauf, ich weiß, dass es so sein wird“, sagt der 23-Jährige und lacht.

„Ich bin ganz klar im Vorteil“