Große Sorgen bei Patient Austria

Gratulation an Altach zum 3:0-Derbysieg. Während die Rheindörfler im Laufe der Partie immer besser ins Spiel fanden, wirkte die Austria für mich an diesem Abend orientierungslos. Es fehlte ein Spielplan und die Sticker-Elf war in Ballbesitz ohne Bewegung bzw. Ideen. Die Spieler brauchen klare Anweisungen, damit sie wieder als Mannschaft und nicht als Einzelkämpfer wie im Derby auftreten. Deshalb: Die Lustenauer sollten die Trainerfrage schnellstens klären.
Sowohl Altach-Coach Joachim Standfest und Austria-Interimstrainer Alexander Schneider ließen ihre Teams mit einer Dreierkette in der Abwehr spielen. Bei beiden Teams kamen zwei Sechser im Mittelfeld zum Einsatz, weitere vier Spieler sowie eine Solospitze sollten für Druck nach vorne sorgen. Die taktische Ausrichtung war in diesem Spiel für mich allerdings nicht der entscheidende Faktor. Vielmehr wurde augenscheinlich, wie die Austria nach dem frühen Gegentreffer ihre Ordnung verloren hatte. Vor allem das Spiel ohne Ball war erschreckend schwach. Auf diesem Niveau nehmen Zeit-, Raum- und Gegnerdruck immer weiter zu, sodass die Mittelfeldspieler und Angreifer sich bereits durch das geschickte und taktisch gute Anbieten und Freilaufen einen Aktionsvorsprung und -raum für weitere Anschlussaktionen schaffen müssen. Der Passempfänger löst sich also nicht nur vom Gegner, um den Ball zu bekommen, sondern hat schon vorher die Fortsetzung der Aktion im Blick und versucht sich dafür bereits vor dem Zuspiel ideal zu postieren. Diese Grundprinzipien konnte ich bei der Austria über die gesamte Spielzeit nicht erkennen. Gelang es einmal den Ball über drei, vier Stationen zirkulieren zu lassen, gab es technische Probleme wie bei Baden Frederiksen, der einen Top-Konter in der 40. Minute aufgrund einer schlechten Ballannahme vermasselte.
Die Verunsicherung wirkte sich auf das gesamte Team aus. Kaum ein kontrollierter Angriff sowie viele Abspielfehler im Spielaufbau waren für Grabher und Co. bezeichnend für diesen Derby-Abend. Am Ende hatte die Austria Glück, nicht unter die Räder zu kommen.
Mein Fazit: Altach konnte seine Aufgaben in diesem Spiel, ohne zu glänzen, gut umsetzen. Es war ein klarer Matchplan zu erkennen. Der Austria ist es zu wünschen, dass im Winter ein neuer Trainer für neue Impulse sorgt. Aber allein ein neues Gesicht auf der Trainerbank wird die miserable sportliche Lage der Austria nicht lösen. Sportkoordinator Alexander Schneider ist gut beraten, Ausschau nach qualitativ guten Spielern zu halten.
Dieter Alge (57) ist Fußballtrainer mit Erfahrung im Profi-, Amateur- und Nachwuchsbereich.