Von Freude und Verzweiflung

Sport / 11.12.2023 • 19:24 Uhr
Die Distanz zwischen Tabellenführer Salzburg und Schlusslicht Lustenau ist riesengroß.Gepa (2)
Die Distanz zwischen Tabellenführer Salzburg und Schlusslicht Lustenau ist riesengroß.Gepa (2)

Der Herbstdurchgang der Bundesliga lieferte Gesprächsstoff für die Winterpause.

Schwarzach Die Fußball-Bundesliga geht in die Winterpause. Zeit für einen Rückblick auf 17 ereignisreiche Runden zwischen Freude und Verzweiflung.

Unspektakulär erfolgreich

Das von Gerhard Struber versprochene Spektakel zeigten seine Salzburger im Herbst fast nie. 64, 54, 37, 37 und nun 34 lautet die Torausbeute nach 17 Runden im Laufe der Jahre. Mit 3921 Stadionzuschauern verzeichnete der Serienmeister zuletzt gegen den WAC einen Negativrekord. Ergebnistechnisch ließen sich die Bullen aber nicht aus der Spur werfen, sie führen die Tabelle zwei Punkte vor Sturm Graz an und haben noch die Chance, international zu überwintern.

Historisch schwach

Austria Lustenau holte im Herbst in neun Heimspielen nicht einen einzigen Punkt. Dazu gelang den Vorarlbergern als viertem Team der Bundesliga-Geschichte nach dem SC Neusiedl/See 1983, dem Salzburger AK 1985 und Vorwärts Steyr 1995 vor der Winterpause kein Sieg. Drei magere Zähler stehen zu Buche, der Rückstand auf den Vorletzten WSG Tirol beträgt bereits acht Punkte. Dazu wird seit Wochen vergeblich nach einem neuen Trainer gesucht. Bis Weihnachten soll der Retter gefunden sein.

Kleine Nummer(n)

Nach Jahren des Hochs kündigt sich für die Bundesliga ein Absturz in der UEFA-Fünfjahreswertung an. Punkte fehlen, die hauptsächlich das nunmehrige Champions-League-Team aus Salzburg jahrelang verlässlich in der Europa League holte. Der LASK und Sturm verpassten eine Etage darunter Höhenflüge, Rapid und Austria scheiterten an der Qualifikation für die Conference League. Im Jahresranking liegt Österreich nur auf dem 23. Platz – hinter Island und Aser­baidschan.

Violette Rot-Flut

Gleich siebenmal mussten Akteure der Wiener Austria im Herbst auf Geheiß der Schiedsrichter unfreiwillig vom Feld. Marvin Martins sah zweimal glatt Rot, Lucas Galvao zweimal Gelb-Rot. Dazu wurde auch Matthias Braunöder einmal mit rein Rot des Platzes verwiesen, James Holland musste nach Gelb-Rot gehen. Die violette Ausschlussflut machte auch vor der Bank nicht halt: Austrias Co-Trainer Ahmet Koc wurde ebenfalls einmal mit Rot auf die Tribüne geschickt. Die meisten Kartons wurden gegen Luca Kronberger von der WSG Tirol und Mike Bähre von Altach gezückt. Je siebenmal sahen die beiden die Gelbe Karte.

Die Finanzlage

Die halbe Liga ist im Minus. Salzburg erwirtschaftete im letzten Geschäftsjahr mit 186,82 Mill. Euro mehr als das Vierfache der härtesten (wirtschaftlichen) Verfolger Sturm Graz und Rapid, bewegte sich mit 32 Millionen Gewinn auch hier in einem eigenen Kosmos. Sturm Graz investierte nach Millionenverkäufen kräftig, übrig blieben zwei Millionen. Austria Lustenau, Altach, WAC und Rapid landeten dahinter. Negativ stach wieder die Austria hervor, deren Minus sich auf 6,85 Millionen Euro belief. Neben den Violetten gab es auch für den LASK (-3,74 Mill. Euro), Austria Klagenfurt (-1,92 Mill.) und Hartberg (-1,06 Mill.) Millionenverluste. Aufsteiger Blau-Weiß Linz und die WSG Tirol machten ebenfalls Verluste.

Kontinuität

Bestätigt hat sich der Trend, dass auf der Position des Trainers kein bedingungsloses „Hire and Fire“-Denken vorherrscht. Insgesamt nahmen seit Saisonbeginn wie im Vorjahr nur drei Vereine einen Trainerwechsel vor. Einen Tag vor dem ersten Spiel bewies Red Bull Salzburg Konsequenz und stellte Matthias Jaissle frei. Der Meister reagierte auf die offenbar schon fortgeschrittenen Verhandlungen des jungen Deutschen, der dem Ruf der Millionen aus Saudi-Arabien zu Al-Ahly folgte. Gerhard Struber übernahm. Im Herbst folgten zwei weitere Trainerwechsel. Am 13. November musste Markus Mader beim sieglosen Schlusslicht Austria Lustenau gehen, zwei Tage später trennte sich Rapid von Zoran Barisic und engagierte Robert Klauß.

Feuer und Flamme

Sturms Anhängerschaft schaffte es durch ein exzessives Feuerwerk im Cup-Finale gegen Rapid Ende April weltweit in die Socia-Media-Kanäle. Mitte September sorgten die Grazer Fans gegen Salzburg mit Raketen und Bengalischen Feuern für eine minutenlange Unterbrechung. Bei Rapid zelebrierten die „Ultras“ etwas mehr als eine Woche später ihr Bestehen dermaßen ausufernd, dass eine rund zehnminütige Pause folgte. Die Liga reagierte mit hohen Geldstrafen (100.000 bzw. 50.000 Euro), Rapid muss bei einem weiteren Vorfall einen Punkteabzug befürchten. Ein unliebsames Nachspiel hatte die Pyroshow im Cup-Heimspiel gegen Red Bull Salzburg auch für Austria Salzburg. Der Regionalligist wurde zu einer Strafzahlung von über 34.000 Euro verdonnert. Die Fans wollen für den Großteil des Betrags aufkommen.

LASK-Lebensversicherung

Robert Zulj ist das Um und Auf des LASK. In ihren jüngsten fünf Liga­spielen ohne den Offensivmann haben die Linzer saisonübergreifend nur einen einzigen Punkt geholt. Mit dem Kapitän an Bord dagegen lief es blendend. Im Herbst gelangen Zulj in 15 Partien sieben Tore und fünf Assists. Nur Sinan Karweina von Austria Klagenfurt hat mehr Scorerpunkte (acht Tore und sechs Vorlagen) vorzuweisen.

Von Freude und Verzweiflung