Darum suchte das AMS nach einem Profifußballer für die Austria

Sport / 18.01.2024 • 15:28 Uhr
Austria Lustenau beschäftigt derzeit nur das Ziel Klassenerhalt. <span class="copyright">Hartinger</span>
Austria Lustenau beschäftigt derzeit nur das Ziel Klassenerhalt. Hartinger

“Der Verein hat alles richtig gemacht”, sagt AMS-Chef Bernhard Bereuter nach der Fußballprofi-Annonce.

Lustenau Für Heiterkeit sorgte am Mittwoch eine öffentliche Stellenanzeige auf der AMS-Jobbörse, dass Austria Lustenau auf der Suche nach einem Außenstürmer sei. Interessenten sollten sich direkt beim Verein melden, als Entlohnung wurden 3030 Euro brutto in Aussicht gestellt. Die Häme der Fans anderer Klubs in den Sozialen Netzwerken und beim Boulevard war groß. Der Tabellenletzte sei inzwischen so verzweifelt, dass er nicht mal mehr auf herkömmlichen Weg zu Spielern komme. Außerdem wolle er sich das Geld für Spielerberater sparen und deutlich weniger für Spieler bezahlen als in der Bundesliga üblich. Die Austria reagierte am Donnerstagvormittag auf die Medienberichte und versuchte eine Einordnung, die Spielersuche über das AMS sei ein völlig normaler Vorgang. Doch was steckt hinter dieser Anzeige “Fußballprofi”, die viele zum ersten Mal gesehen hatten.

Für Matheus Lins brauchte die Austria eine Rot-Weiß-Rot-Karte.
Für Matheus Lins brauchte die Austria eine Rot-Weiß-Rot-Karte.

Der Verein hat alles richtig gemacht. Sie sind Profis und wissen genau, was es für die Anmeldung braucht.

Bernhard Bereuter, AMS-Chef
Darum suchte das AMS nach einem Profifußballer für die Austria
Die Anzeige, die einen Tag online auf der AMS-Jobbörse abrufbar war. Screenshot

Rot-Weiß-Rot-Karte für Profifußballer

Die Austria befand sich tatsächlich auf der Suche nach Verstärkungen, allerdings hatten die Grün-Weißen diese in Form von Luca Meisl, Leo Mikic und zuletzt Matheus Lins bereits gefunden. Doch Lins ist Brasilianer, als Drittstaatsangehöriger ist der Anmeldeprozess deutlich komplizierter als bei einem Österreicher (Meisl) oder einem EU-Bürger (Mikic). Für Lins musste eine Rot-Weiß-Rot-Karte beantragt werden, wie alle Sportler aus Nicht-EU-Staaten gelten Fußballprofis als “Sonstige Schlüsselkräfte”. In diese Kategorie fallen allerdings auch Techniker oder Juristen. Wenn eine Firma oder Verein eben solch eine Rot-Weiß-Rot-Karte beantragt, landet diese Anfrage beim zuständigen Arbeitsmarktservice (AMS). Dieses muss ein “Ersatzkraftverfahren” durchführen, um gleichwertige Arbeitskräfte zu suchen, die bereits Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt haben. Dieses ist normalerweise auch im Sinne der suchenden Firmen, da ein ähnlich qualifizierter, einheimischer Arbeitnehmer meist weniger Kosten verursacht. Im Sport ist das Verfahren allerdings sinnlos, da die Vereine bereits nach einer sehr spezifischen Qualifikation gescoutet haben. “Bei Profisportlern müssen wir das Verfahren ebenfalls durchführen. Doch da wir den Markt kennen, läuft dies üblicherweise nur intern ab”, sagt Bernhard Bereuter, Chef des Vorarlberger AMS. Warum es in gerade in diesem Fall anders gelaufen ist, kann Bereuter nicht beantworten, er betont allerdings: “Es war nicht falsch, aber sehr unüblich, dass es extern erschienen ist. Nach einem halben Tag haben wir es wieder heruntergenommen.”

Bernhard Bereuter ist Chef des AMS Vorarlberg.<span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> <span class="copyright">AMS</span></span>
Bernhard Bereuter ist Chef des AMS Vorarlberg. AMS

Die Austria hatte während des Anmeldeprozesses nichts anderes gemacht als in dutzenden Verfahren zuvor, nur dieses Mal ist die Anzeige online erschienen und dadurch schnell in den Sozialen Netzwerken aufgepoppt. “Der Verein hat alles richtig gemacht. Sie sind Profis und wissen genau, was es für die Anmeldung braucht”, bestätigt Bereuter. Bei Sportlern läuft der Anmeldeprozess üblicherweise schneller ab als die üblichen zwei bis drei Wochen, weil das Ersatzkraftverfahren eben keine Rolle spielt.

Austria Lustenau wehrte sich gegen eine unsachliche Berichterstattung. <span class="copyright">Hartinger</span>
Austria Lustenau wehrte sich gegen eine unsachliche Berichterstattung. Hartinger

Bewerbungen trotzdem willkommen

Bliebe noch die Aufregung um das Bruttogehalt von 3030 Euro pro Monat. Es ist gleichzeitig das gesetzlich festgelegte Mindestentgelt für Arbeitskräfte mit einer Rot-Weiß-Rot-Karte. Die Summe auf der Stellenanzeige entsprach damit jenen Gehaltsangaben, die üblicherweise den Kollektivvertrag angeben. Die Austria dürfte hier wohl zur Überbezahlung bereit sein.

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Vor acht Jahren gab es bereits einen ähnlichen Fall. Damals wurde eine Stellenanzeige des damaligen Zweitligisten Austria Klagenfurt publik, die Kärntner waren auf der Suche nach einem Fußballer mit langjähriger Praxis als Profi. Die Aufregung um die Annonce ebbte allerdings schnell wieder ab. Bei den Lustenauern versuchte man das Missgeschick des AMS mit Humor zu nehmen. “Wir behalten uns aber dennoch vor, die besten Bewerbungen, die bei uns eingegangen sind, beim ersten Heimspiel dementsprechend zu würdigen”, hieß es in auf den Social-Media-Kanälen.

Austria-Interessenten können sich trotzdem bewerben. <span class="copyright">Gepa</span>
Austria-Interessenten können sich trotzdem bewerben. Gepa