“Ich kenne dort jeden Menschen und jeden Zentimeter”

Tobias Wagner surft noch immer auf der Euphorie-Welle der EURO 2024.
Bregenz, Wien Tobias Wagner war eine der Säulen des Erfolges des ÖHB-Teams bei der Europameisterschaft in Deutschland. Am Mittwoch (19.30 Uhr) wartet auf den Wiener Kreisläufer in Bregenzer Diensten ein ganz besonderes Spiel, erstmals geht es auswärts gegen seinen Jugendverein Fivers Margareten. Für die Bregenzer ist es das zweite Spiel nach der Ligapause, am Wochenende konnten sie in Vöslau mit 33:30 gewinnen.
Wie schwierig war der Umstieg von der EURO-Euphorie in den Liga-Alltag?
Die Euphorie ist auf jeden Fall noch da. Das merkt man auch in den Hallen, in Vöslau wurde ich von zahlreichen Kindern nach dem Spiel belagert. Es ist aber natürlich ein ziemliches Kontrastprogramm von 20.000 Zuschauern in der Kölner Lanxess Arena zur Halle in Vöslau mit knapp 500 Fans.
Die Europameisterschaft endete für Österreich vor zwei Wochen. Wie blicken Sie auf das Turnier zurück?
Natürlich mit großem Stolz auf unsere spielerischen Leistungen. Der achte Platz am Ende trügt das Bild ein bisschen, denn wir haben bis zum letzten Spiel ums Halbfinale gekämpft. Wenn das jemand vor dem Turnier gesagt hätte, hätte ich ihn gefragt, ob er schlecht geschlafen habe. Vor allem aufgrund der Gegner, auf die wir getroffen sind, die haben sich alle gedacht: Österreich spielt eine Halbzeit mit, dann ist es vorbei. Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Aufgaben mit dem Nationalteam.

Der Hype um das ÖHB-Team hat während der EURO ganz Österreich erfasst. Werden Sie jetzt auf der Straße häufiger erkannt und angesprochen, Sie sind ja jemand, der auffällt?
Ja, auf jeden Fall. Wir haben nach dem Turnier die Leistungen in Wien gefeiert und wurden in den Lokalen ständig erkannt. Vor allem natürlich ich, aber auch Lukas Hutecek und Seppo Frimmel. Im Klub mussten wir uns etwas zurückziehen, damit wir Ruhe hatten.

Sie haben in Deutschland ihr 100. Länderspiel bestritten und in sieben Spielen 30 Tore geworfen. Wie fällt ihr persönliches sportliches Fazit aus?
Für mich ist sehr viel gut gelaufen, obwohl ich noch immer Potenzial nach oben habe. Es war sportlich vom ganzen Team eine hervorragende EURO, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte, hat mich sehr gefreut.

Die nächste große Aufgabe mit dem ÖHB-Team wird die Olympia-Qualifikation im März in Deutschland. Was macht Sie zuversichtlich, dass das Team erneut auf solch hohem Niveau agiert?
Das Um und Auf bei uns im Team ist, dass alle fit bleiben. Von den ersten sieben, acht Spielern darf sich keiner verletzten. Wenn das so bleibt, dann bin ich guter Dinge. Denn jeder unserer Spieler übernimmt auch in seinem Verein eine tragende Rolle, das wird sich bis März auch nicht ändern. Deshalb glaube ich dran, dass wir wieder mit Kroatien und Deutschland mithalten können. Dass wir die Qualifikation schaffen, davon darf man nicht ausgehen. Aber wir können.
Aber Sie haben gezeigt, dass Sie auch gegen diese Teams überraschen können?
Ganz genau. Wir können Überraschungen liefern, wenn wir fit sind, taktisch diszipliniert agieren, keine unnötigen technischen Fehler machen, in der Abwehr sicher stehen und sich Torhüter Constantin Möstl weiter in Topform befindet. Wenn all diese Punkte ineinander greifen, werden wir wieder überzeugen.
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Sie haben von 2011 bis 2016 und von 2018 bis 2021 bei den Fivers Margareten gespielt. Am Mittwoch werden Sie zum ersten Mal als Gegner in der Wiener Hollgasse antreten. Wie wird das für Sie als ehemaligem „Fiver“?
Spannend. Ich kenne dort jeden Menschen und jeden Zentimeter in der Halle. Es wird auch emotional zu einer Herausforderung für mich, vor dem Spiel werde ich mit meinen Ex-Teamkollegen, den Trainern und dem Staff Schmäh führen. Aber sobald das Spiel beginnt, gebe ich alles für Bregenz, damit wir die zwei Punkte holen.

Was macht Sie zuversichtlich, dass Bregenz bei den Fivers gewinnt?
Unsere Qualität.
Die Liga präsentiert sich in dieser Saison sehr ausgeglichen. Was ist mit Bregenz möglich?
Wichtig ist, dass wir unter den besten Vier bleiben bis zum Ende des Grunddurchgangs. Ab dem Halbfinale ist dann alles möglich. Das große Ziel ist zunächst aber der Einzug ins Halbfinale.
Sie haben schon in Deutschland und in Frankreich gespielt. Wie sehr reizt Sie ein weiteres Engagement im Ausland?
Dazu sage ich nichts.