“So etwas tut dir als Spieler schon weh”

Sport / 14.02.2024 • 15:20 Uhr
Stefan Umjenovic ist ein weitgereister Mann, seine letzte Station war der DSV Leoben.<span class="copyright"> gepa</span>
Stefan Umjenovic ist ein weitgereister Mann, seine letzte Station war der DSV Leoben. gepa

Neuzugang Stefan Umjenovic über die irrsten Tage beim FC Dornbirn, wie ihn die Liebe zurück ins Ländle führte und Finnland abgehärtet hat.

Dornbirn Stefan Umjenovic hat in seiner Karriere, die ihn von Altach über Finnland oder Leoben nun nach Dornbirn geführt hat, ja schon einiges erlebt. Aber mit Thomas Janeschitz, Roberto Petzöld und jetzt Roman Ellensohn drei verschiedene Cheftrainer innerhalb von 2 Wochen. Ein Sportberater, der kommt, alles auf den Kopf stellt und gleich wieder weg ist, das war selbst für den 160-fachen Zweitliga-Crack, der im Winter zum FC Dornbirn geholt wurde, um die Abwehr zu stabilisieren Neuland. Im VN-Gespräch gibt er Einblicke in die verrückten Ereignisse und wie die Spieler jetzt damit umgehen.

Wie chaotisch waren die Tage für Sie?
Es war schon turbulent ja. Zuerst war diese Ansprache vom neuen Investor (Anm. Franz Schwaiger) vor der Mannschaft, der jetzt ja wieder weg ist.

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Wie war ihr Eindruck von diesem Herren, ein sehr eigener Typ?
Ja, ein bisschen schon, muss ich dir ehrlich sagen. Aber ich hab schon einiges erlebt im Fußball – dementsprechend war es für mich nicht so neu, dass ein Investor eine Ansprache hält und seine Meinung kundtut.

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Was hat er gesagt?
Dass er allgemein nicht zufrieden ist mit der Situation, viele Sachen übernehmen und auf den Kopf stellen wird. Was die Spieler betrifft, die Infrastruktur usw. Und dass wir uns auf was gefasst machen sollen, wenn es so weitergeht. Das hat ja dann den ganzen Verein betroffen, die Trainer wie man gesehen hat, Vorstand und Präsidium und auch unseren sportlichen Leiter, Eric Orie, der es sicher nicht leicht hatte.

Ist man nach der peinlichen Geschichte jetzt auch irgendwie froh, dass einem dieser Herr erspart bleibt? Freilich hätte man Investorengeld tatsächlich gut gebrauchen können.
Das sicher. Aber das ganze Drumherum ist natürlich für den Verein nicht optimal gelaufen. Ich hab da ohnehin nicht so viele Gedanken daran verschwendet, weil als Spieler kann man das eh nicht ändern. Ich glaube aber für einen sehr familiären Verein wie Dornbirn, der das immer vorgelebt hat und so wie ich ihn in der kurzen Zeit schon kennengelernt hab – wenn dann ein Mann alles auf den Kopf stellen will – für die jungen Spieler war das schon ein Schock.

Der Wolfurter Stefan Umjenovic bei der Präsentation in Dornbirn.
Der Wolfurter Stefan Umjenovic bei der Präsentation in Dornbirn.

Als Routinier haben Sie das leichter weggesteckt?
So gemütlich hab ich das jetzt auch nicht genommen. Natürlich beschäftigt dich so etwas als Spieler und macht etwas mit dir. Aber dass ich jetzt heimgehe und sage: Oh Gott, was ist da passiert? Und alles ist schlecht – so ist es auch nicht. Ich bin grundsätzlich ein Typ, der sich mehr auf das Positive konzentriert. Wir Spieler haben dann untereinander besprochen, dass wir sowieso nur das Sportliche beeinflussen können. Dementsprechend haben wir uns vorbereitet.

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War mit Roberto Pätzold schon eine Aufbruchstimmung zu spüren, ehe er dann gleich wieder weg war?
Ja, das auf alle Fälle. Du hast schon gemerkt, dass im Training ein Ruck durch die Mannschaft gegangen ist – so wie das oft ist, wenn ein neuer Trainer kommt. Alle haben Gas gegeben bei den fünf Einheiten in den drei Tagen unter ihm. 

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Hat er sich von der Mannschaft noch persönlich verabschiedet?
Nein, es war nur eine Nachricht in der WhatsApp Gruppe. Der Präsident hat uns dann noch in einer Ansprache erklärt, dass das der neue Trainer und Investor Geschichte sind – und dass wir uns wieder aufs Sportliche konzentrieren sollen.

Den Imageschaden zu reparieren, wird nicht einfach.
Ja, auf die zuständigen Vereinsverantwortlichen wartet einiges an Arbeit. Natürlich tut es einem als Spieler auch weh, besonders als gebürtiger Vorarlberger, wenn du siehst wie viel hier aufgebaut wurde. Aber wir schauen positiv nach vorne und gehen jetzt in den Auftakt.

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Der Präsident hat ja seinen Rücktritt auch angeboten, wenn jemand anderer es machen will. Die Frage ist, wie geht es im Sommer weiter? Man müsste ja sportlich und (!) finanziell die Klasse halten. Ihr Vertrag verlängert sich beispielsweise nur mit Klassenerhalt.
Ja, dann würde er sich automatisch bis 2026 verlängern. Das Ziel ist sportlich den Klassenerhalt zu schaffen, egal, wie viele Absteiger es gibt und was passiert. Beim FAC habe ich da schon meine Erfahrungen gesammelt.

Bei Ihnen war es vorher beim DSV Leoben ja schon turbulent.
Ja, wie gesagt, ich hab schon einiges erlebt. Deshalb bin ich da schon ein bisschen abgehärtet. 
Als Spieler hab ich dort aber im Gegensatz zu hier aber ehrlich gesagt nichts mitbekommen. Wir waren in der Phase auf Urlaub und haben selbst nur aus den Medien erfahren, dass es Hausdurchsuchungen gab.

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Ihr habt euch jetzt in Dornbirn wieder zusammengerauft und macht das Beste daraus.
Genau. Für uns Spieler war das Ganze bei uns seit letzter Woche in der Kabine kein Thema mehr, ehrlich gesagt.  Seit dem Vorfall haben wir sportlich unsere Aufgabe erfüllt – auch mit zwei Testspielsiegen. Wir werden uns jetzt gut auf Liefering vorbereiten und alles für den Klassenhalt machen.

Stefan Umjenovic im Dress seines neuen Klubs FC Dornbirn. <span class="copyright">privat</span>
Stefan Umjenovic im Dress seines neuen Klubs FC Dornbirn. privat

Was wird da entscheidend sein?
Kapfenberg hat es letzte Saison gezeigt. Die hatten ja alle schon als Fixabsteiger abgestempelt und haben dann eine fulminante Rückrunde gespielt. Mit Leidenschaft, Siegeswille und Karacho können wir alles schaffen. Das ist die Grundvoraussetzung. Wenn der Teamspirit passt, ist alles möglich.

Also hinten dicht machen und vorne ein paar Standards versenken, was ja auch eine Stärke von Ihnen ist.
Genau. Das versuche ich natürlich einzubringen. Und natürlich die Null halten. Dornbirn hat ja die meisten Gegentore im Herbst erhalten, 31, und die wenigsten geschossen, 9. Also da werden wir sicher ansetzen müssen.  

Wie schön war für Sie trotz der Ereignisse die Rückkehr ins Ländle?
Für mich extrem positiv. Es war ja schon länger geplant. Umso glücklicher bin ich, dass es sich jetzt im Winter ergeben hat. In Leoben hab ich ja weniger gespielt. Weil meine Freundin Lisa Metzler in Altach kickt, war schon länger eine Rückkehr nach Vorarlberg geplant. Eric Orie hat mit mir schon im Sommer gesprochen, weil Leoben schon das Ziel Bundesliga hatte, hab ich mich dann doch für sie entschieden. Dass es jetzt endlich so weit ist, ist umso schöner.

Stefan Umjenovic und Lisa Metzler verbindet nicht nur die Liebe zum Fußball. <span class="copyright">privat</span>
Stefan Umjenovic und Lisa Metzler verbindet nicht nur die Liebe zum Fußball. privat

Lisas Klub Altach/Vorderland schlägt sich in der Frauen Bundesliga ausgezeichnet
Ja, die lauern gleich auf Platz 2. Lisa spielt in Innenverteidigung, so wie ich. Deshalb wird daheim viel über Fußball geredet und wenn es einmal nicht so gut bei einem läuft, hat der andere immer Verständnis. 

Sie waren schon zu Beginn ihrer Karriere bei Altach, hatten aber nur zwei Kampfmannschaftseinsätze. Jetzt haben Sie schon 160 Einsätze in der 2. Liga am Buckel. Was hat zum Bundesligakicker gefehlt?
Rückwirkend betrachtet war ich zu brav und zurückhaltend. Ich bin zu wenig aus mir rausgekommen. Das hat eine größere Karriere verhindert. Früher war ich eher nicht der laute, der Zeichen setzt. Inzwischen mach ich das schon.

Für den SCR Altach schnupperte Umjenovic schon Bundesligaluft. <span class="copyright">Gepa</span>
Für den SCR Altach schnupperte Umjenovic schon Bundesligaluft. Gepa

Sie haben 2019 für den finnischen Erstligisten Kokkolan Palloveikot gekickt. Wie kam es zu diesem Wechsel?
Das hat sich relativ kurzfristig in der Sommerpause ergeben, nachdem ich beim vorher FAC im Team der Rückrunde war. Das hab ich spontan aus dem Bauch entschieden – weil ich schon immer den Drang ins Ausland hatte. So hab ich den Schritt gewagt und es war genau das Richtige für mich. Ich dachte ja zuerst, dass Fußball in Finnland nicht die große Nummer ist, aber da hab ich mich getäuscht. Dort geht es auch richtig professionell zur Sache, von der Infrastruktur von der Vereinsführung usw. Da war ich wirklich überrascht. Wir sind dann leider abgestiegen, somit hat es sich nach der Saison erledigt, weil dann haben sie eher mit heimischen Spielern geplant.

Stefan Umjenovic im Dress des finnischen Erstligisten Kokkolan Palloveikot. <span class="copyright">privat</span>
Stefan Umjenovic im Dress des finnischen Erstligisten Kokkolan Palloveikot. privat

Kokkola liegt ja sehr weit nördlich.
Ja, es war sehr schön. Aber ich muss ehrlich sagen, es ist dort im Sommer zwar angenehm, im Winter aber eher weniger, wenn es dann fast durchgehend dunkel ist. Ich hab mich dann mit Training usw. abgelenkt. Meistens war es um die Null Grad kalt – beim Match hatte es schon mal Minus 7. Am kältesten Tag sogar Minus 18 Grad. Es war also schon eine Herausforderung. Handschuhe, Thermoleiberl, Thermohose musstest du einpacken in die Sporttasche. An den Teichen konntest du schon Schlittschuhfahren. Der Winter in Österreich kann mir jedenfalls nichts mehr anhaben. Da bin ich abgehärtet.