Die neue Rolle der Eileen Campbell

Sport / 20.02.2024 • 17:40 Uhr
Die erste Trainingseinheit in Marbella haben Eileen Campbell und ihre Kolleginnen aus dem ÖFB-Nationalteam bereits hinter sich. <span class="copyright">ÖFB-Gruber</span>
Die erste Trainingseinheit in Marbella haben Eileen Campbell und ihre Kolleginnen aus dem ÖFB-Nationalteam bereits hinter sich. ÖFB-Gruber

Der rasante Aufstieg der Stürmerin aus dem Ländle und zweifachen Fußballerin des Jahres in Vorarlberg schlägt sich auch im erhöhten Respekt vor ihrer Person und ihrer fußballerischen Leidenschaft nieder.

Marbella Ruhig, mit einer gewissen Gelassenheit und doch mit viel Selbstbewusstsein ausgestattet. So präsentiert sich die frisch gebackene zweifache Fußballerin des Jahres in Vorarlberg zum Auftakt der Trainingswoche des Nationalteams bei ihrem Pressetermin. Wohl niemand konnte ahnen, dass der Aufstieg Eileen Campbells, die im November 2022 ihr erstes Teamspiel – eingewechselt in Minute 86 gegen die Slowakei – so rasant vonstattengehen würde. Vor gut einem Jahr (17. Februar 2023) gelang ihr gegen die Niederlande das erste Tor im Dress der österreichischen Nationalmannschaft – und nun geht sie wohl als Nummer-eins-Stürmerin in den Test gegen Europameister England (23. Februar).

Eileen Campbell (links) bei ihrer Ankunft im Trainingsquartier in Marbella. <span class="copyright">ÖFB-Gruber</span>
Eileen Campbell (links) bei ihrer Ankunft im Trainingsquartier in Marbella. ÖFB-Gruber

Das blaue Auge („Wie man sieht, ich wurde herzlich empfangen”) verschwindet langsam und noch wichtiger: Die Feldkircherin hat ihren Humor behalten, ohne dabei ihre sportlichen Ziele aus den Augen zu verlieren. „Klar, wir haben noch Luft nach oben”, sagt die 23-Jährige. „Das Team hat in der Hinrunde nicht die Erwartungen erfüllt. Das belastet mich nicht, vielmehr versuche ich so viel Positivität wie möglich in die Mannschaft zu tragen.” Zumindest 2024 kann sich der neue Klub der Ex-Altacherin nicht beklagen. In vier Runden holte der SC Freiburg sieben Punkte.

Der erste Treffer im Freiburg-Dress bedeutet Eileen Campbell sehr viel. <span class="copyright">Verein</span>
Der erste Treffer im Freiburg-Dress bedeutet Eileen Campbell sehr viel. Verein

Zuletzt auch dank Campbell, die beim 3:0 in Bremen einen Treffer beisteuerte und ein Tor von Nationalteamkollegin Lisa Kolb vorbereitete. Kolb und Annabel Schaschnig waren es dann auch, die die Vorarlbergerin in ihrer neuen Heimat mit allem („Stadt, Umgebung und die Menschen im Verein”) bekannt gemacht haben. „Das war natürlich ein Vorteil, weil bislang habe ich bei Mama gewohnt. Jetzt muss ich allein zurechtkommen.”

Frauenfussball

Testspiele des Frauen-Nationalteams während des Trainingslagers in Spanien

Freitag, 23. Februar

England vs Österreich, 20.45 Uhr (ORF Sport+)

Mittwoch, 28. Februar

Dänemark vs Österreich, 16.30 Uhr (ORF Sport+)

Das Vertrauen von Teamchefin Irene Fuhrmann habe, so Campbell, wohl ihre rasante Entwicklung ermöglicht. „Sie hat mir das Vertrauen gegeben, hat mir bis zum Startelfdebüt viel Spielzeit gegeben. Vor einem Jahr hätte ich es mir so nicht vorstellen können. Von mir aus kann es gerne so weitergehen.” So sind inzwischen auch die Gedanken über die Entscheidung, nach Freiburg zu wechseln, vergessen, auch wenn sie zugibt: „Sie sind mir schon im Nacken gesessen.”

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Jetzt liegt die Konzentration auf den beiden Testspielen im Rahmen des Trainingslagers in Südspanien gegen England und Dänemark. Vor allem das Duell gegen den amtierenden Europameister England ist für Campbell, die ja auch einen britischen Pass besitzt, ein außergewöhnliches. Auch wenn sie diesbezüglich, ganz professionell, nur den sportlichen Aspekt genannt haben will. Lieber schickt sie Grüße in die Heimat und bedankt sich für die Auszeichnung „Fußballerin des Jahres”. „Mein Bruder, der den Preis für mich in Empfang genommen hat, hat mich schon mehrfach kontaktiert. Ich bin ihm dankbar, dass er das Ruder in die Hand genommen hat”, lacht sie ein wenig spitzbübisch und schließt: „Es ist schon etwas ganz Besonders, wenn man unter so vielen guten Spielerinnen individuell noch einmal so hervorgehoben wird.”

Dass Campbell in Freiburg und im Nationalteam immer mehr zur Frontfrau, auch in den Sozialen Medien, wird, nimmt sie (noch) gelassen. „Dabei habe ich mich früher nicht wirklich darum gekümmert. Ich glaube, ich bin schon zu alt dazu”, lacht sie im Gespräch. Andererseits sei es schon „etwas Überwältigendes”. Auch mit Kritik umzugehen hat die Vorarlbergerin gelernt. „Wenn man einmal seine Leistung nicht bringt, muss man sich viel anhören von außen. Ich bin aber eine Spielerin, die sehr gut damit umgehen kann. Das habe schon in der Vergangenheit bewiesen, dass mich Kritik nicht knickt”, sagt Campbell.

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Sprach sie – und verabschiedete sich in Richtung Trainingseinheit, denn: „In Spielen wie gegen England zeigt sich, was noch zu tun ist. Das ist wichtig, um unser Ziel EM-Qualifikation (Anm. d. Red.: 2025 in der Schweiz) zu erreichen.”

Auf dem Weg zurück vom Training. <span class="copyright">ÖFB-Gruber</span>
Auf dem Weg zurück vom Training. ÖFB-Gruber

Da ist Campbell in ihrer neuen Rolle eine gewichtige Person. Denn es wird nicht zuletzt von den Toren der Deutschland-Legionärin abhängen, ob die Zielsetzung auch erreicht werden kann.