
Vom Basketballer zum MMA-Kämpfer und retour
Der Altacher Fabio Söhnel zog aus, um NBA-Profi zu werden, und wechselte gleich zweimal die Sportart.
Hongkong Es war kein gerader Weg, der Fabio Söhnel nach Hongkong geführt hat. Der Altacher tritt als Teil des österreichischen 3×3-Basketball-Teams ab heute beim Olympia-Qualifikationsturnier in Fernost an und rechnet sich gute Chancen aus, das Ticket nach Paris zu buchen. „Wir gehen mit der Einstellung in das Turnier, dass wir es gewinnen werden. Als Mannschaft fühlen wir uns so gut wie nie“, sagt Söhnel. Monatelang hatte sich das österreichische Quartett, Matthias Linortner, Nico Kaltenbrunner und Enis Murati im serbischen Novi Sad auf das Turnier intensiv vorbereitet. Von der österreichischen Öffentlichkeit fast unbemerkt brachten sich die Basketballer in eine gute Aussichtsposition, als erste rot-weiß-rotes Ballsportdamen seit den Handball-Damen 2000 für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.

Durch Zufall zum 3×3
Dass Söhnel nochmals Basketball spielen wird und dann auch noch Chancen auf eine Olympiateilnahme hat, hätte er vor drei Jahren nicht gedacht. Nach sieben Jahren in den USA kehrte er 2020 nach Österreich zurück, Basketball spielte in dieser Phase kaum mehr eine Rolle im Leben des Altachers. „Ich habe fast zwei Jahre keinen Ball mehr in der Hand gehabt.” Erst sein alter Jugendfreund und ehemaliger Teamkollege bei den Dornbirn Lions Lorenz Gerstendörfer animierte ihn wieder, mit dem Ballsport anzufangen. Beim Wiener Klub Basket Flames wird er innert kürzester Zeit vom Trainingsgast zum Leistungsträger und empfiehlt sich für die höchste Spielklasse. Dann stolpert Söhnel mehr in sein nächstes Abenteuer. „Ein Freund hat mich gefragt, ob ich am Sonntag Lust hätte, ein bisschen Basketball zu spielen“, erinnert sich der 27-Jährige. Die beiden spielen mit weiteren Bekannten bei einem österreichweiten 3-gegen-3-Turnier mit. Nach den Spielen meldet sich ÖBV-Präsident Gerald Martens bei ihm, ob er nicht Lust hätte, mit dem Team Vienna zu spielen. Zwei Monate später reiste er nach Serbien, unterzeichnete einen Vertrag und war plötzlich 3×3-Basketballer. Das inzwischen ein Jahr her.

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Söhnel bringt vieles mit für das Kleinfeldformat des Basketballs, das seit 2021 Teil des olympischen Programms ist. Der 1,93-Meter-große Guard liebt das schnelle, physische Spiel des Sports. „Es ist deutlich anstrengender und physischer. Die Wurfuhr zählt nur zwölf Sekunden, die Regeln erlauben mehr Arbeit mit den Händen“, erzählt Söhnel, „es ist der gleiche Ball und der gleiche Korb wie im Basketball, aber ansonsten würde ich es einen anderen Sport nennen.“ Mit anderen Sportarten kennt sich Söhnel aus. Der Altacher, der mit 15 Jahren aus der Heimat auszog, um in Wien und zwei Jahre später in den USA seinen Traum von der Profikarriere zu verwirklichen, musste seinen NBA-Traum nach dem College aufgrund einer Schulterverletzung aufgeben. „Ich hatte mir ein Leben in den USA aufgebaut und wollte dortbleiben. Doch mein Visum war an einen professionellen Sport geknüpft, deshalb war es für mich naheliegend, dass ich es als MMA-Fighter probiere. Also begann der nunmalige Ex-Basketballer im harten Kampfsport zu trainieren. Unter anderem kämpfte Söhnel auch in der Schweiz, während er in der Heimat trainierte. „Es ist ein cooler Sport beim Training, aber um in den Wettkämpfen erfolgreich zu sein, habe ich zu spät angefangen. Es wäre ein weiter Weg geworden“, erinnert sich Söhnel. Nach seiner Rückkehr nach Österreich besann er sich seiner alten Leidenschaft: „Basketball war schon immer meine Liebe, das habe ich gemerkt, als ich nicht mehr gespielt habe. Umso dankbarer bin ich dafür, dass ich jetzt hier in Hongkong stehe und Basketballspielen darf. Es war wohl mein Schicksal“, glaubt Söhnel.