Die inspirierende Reise zweier Läuferherzen

Feldkirch Die Stimmung ist gelöst und doch ein wenig angespannt. „Puh, damit habe ich nicht gerechnet“, sagt Tobias Moser, als er aus der Distanz die immer schnelleren Laufeinheiten von Jennifer Bologna beobachtet. Beide gehören seit Anfang Mai dem Laufseminar im Rahmen des Sparkasse 3-Länder-Marathons an. Und beide unterzogen sich dieser Tage im Diagnostikcenter bei Günter Ernst einer Leistungsanalyse.

„Die Daten sind wichtig, um einen persönlich abgestimmten Trainingsplan zu erstellen“, erklärt der 52-Jährige, selbst passionierter Läufer und beim Marathon im Dreiländereck seit Jahren als Rennleiter für die Elite zuständig.

Ziele fast ident

Die VN werden in den nächsten Monaten Bologna und Moser auf ihrem Weg, das gesteckte Ziel zu erreichen, begleiten. Dabei ist der Ansatz beider ein durchaus unterschiedlicher. Für die 35-jährige Bregenzerin wird es der erste Marathon werden. Einige Läufe über die Halbdistanz hat die IT-Angestellte bereits in den Beinen. Zudem gesteht sie, schon im Kindesalter immer gelaufen zu sein. Nicht immer nur zur Freude ihrer Eltern. „Ich kann mich erinnern, als ich als kleines Kind ausgebüxt bin, weil ich nicht warten wollte, bis wir, wie von Mama versprochen, zum See gehen. Genau dort haben sie mich dann auch gefunden. Dabei konnte ich noch nicht einmal schwimmen und auf dem Weg zum Milibad musste ich sowohl die Landesstraße queren als auch über die Gleise zur Pipeline.“

Heute kann die sehr aktive Freizeitsportlerin über ihre kindlichen Aktivitäten schmunzeln. Allein ist ihr eines nicht abhandengekommen. „Ich teste gerne Grenzen aus“, erzählt sie und verweist dabei auch auf ihre weiteren Hobbys. Denn nicht nur beim Laufen geht sie an ihre Grenzen, auch beim Bouldern oder mit dem Mountainbike. „Ich liebe die Geschwindigkeit beim Downhill. Das Klettern gehe ich mit etwas mehr Respekt an“, verrät sie, bevor sie ihre Grenzen auf dem Laufband ausloten kann.

Beruflich ist sie in die IT-Branche zurückgekehrt, arbeitet aktuell für die Firma Blum. Mit Günter Ernst verbindet sie schon ein erstes Laufseminar. „Ich glaube, es war 2015 oder 2016“, kann sie sich nicht mehr erinnern. Dazwischen liegt auch eine Ausbildung als Physiotherapeutin. „Da habe ich mir viel Wissen aneignen können, das ich auch für mein Lauftraining nutzen kann.“ Immer wieder angesprochen wird sie auf ihren Familiennamen Bologna. Diesbezüglich hat Jennifer, deren elterliche Wurzeln im Südtirol liegen, während ihrer Arbeit als Physiotherapeutin einmal eine Erklärung erhalten. „Für einige Zeit hatte ich einen Professor aus Italien in Behandlung, der mir Folgendes erklärte: In der Geschichte sei es hinterlegt, dass jüdische Einwanderer in Italien den Namen jener Stadt erhielten, wo sie Zuflucht suchten.“

Ihr Ziel für den Marathon ist sportlich. „Unter 3:30 Stunden möchte ich laufen“, sagt Bologna, deren HM-Bestzeit bei 1:38 liegt. Auch Tobias Moser peilt eine ähnliche Zeit an. „Unter 3:45“, sagt der gebürtige Südtiroler, der nun in Feldkirch sesshaft geworden ist und in Liechtenstein arbeitet. Das wäre dann zugleich die Verbesserung seines bisherigen Rekordes über die 42,1 Kilometer. Der 35-Jährige aus Algund fand den Weg über Wien nach Vorarlberg und ist schon voller Vorfreude auf den Lauf durch drei Länder. Das Ländle ist Moser, der in Wien ein BWL-Studium abgeschlossen hat, nicht zuletzt dank seiner Berge und dem Bodensee ans Herz gewachsen. „Als Junger wollte ich in einer großen Stadt studieren. So gesehen war Wien der ideale Ort. Jetzt genieße ich es, hier zu leben.“

Verständlich, zählt der passionierte Läufer doch Skifahren, Wandern, Schwimmen und Fotografieren zu seinen weiteren Hobbys. Und dass er sich nicht vor großen Aufgaben scheut, hat er im Jahr (2015) seines ersten Marathons bewiesen. Da überquerte er nach zwölfwöchigem Lauftraining das Ziel in 3:52 und bestieg zum Drüberstreuen noch den Ortler im Vinschgau, mit 3902 Metern der höchste Berg im Südtirol. Und was führte ihn ins Laufseminar? „Die Vorbereitung in einer Gruppe zu erleben.“