Der “Pfiff des Tages”: Ein bedeutendes Zeichen

Ex-FIFA-Referee Robert Schörgenhofer wirft bei der Fußball-Europameisterschaft einen Blick auf die Schiedsrichter
Ein Turnier wie die Euro 24 ist eine hervorragende Bühne, um Regeländerungen unters Volk zu bringen. Ein kurzer Überblick über die Änderungen, die zwar mit 1. Juli in Kraft treten, jedoch bei der Euro schon zur Anwendung kommen.
. . . bei einer Gehirnerschütterung (Kopfverletzung) darf ein zusätzlicher Spieler gewechselt werden
. . . der Kapitän muss eine Armbinde tragen (auf den Grund dafür komme ich noch zurück)
. . . die Größe der Schienbeinschoner liegt nun in der Hand der Spieler, die selbst für ihren Schutz verantwortlich sind
. . . unabsichtliche Handspiele im Strafraum – wie die Verbreiterung des Körpers oder zu hoher Hand über der Schulter (das kann unabsichtlich sein, ist aber strafbar) – werden gleich sanktioniert, wie auch Fouls beim Versuch den Ball zu spielen (wichtig für die Disziplinarstrafe)
. . . beim Strafstoß muss der Ball die Mitte des Strafstoßpunktes berühren oder überragen. Vergehen von Verteidigern werden nur mehr geahndet, wenn sie den Ausgang des Strafstoßes beeinflussen.
Die Regelhüter beschließen immer wieder Testphasen für neue Regeln. Ein solcher Test, der nun zum Einsatz kommt, nennt sich: „Nur der Kapitän darf sich an den Schiedsrichter wenden.“ Mit dem abgebildeten Zeichen zeigt der Schiedsrichter an, dass nur der betroffene Kapitän (daher die Armbinde) mit dem Schiedsrichter reden darf und die Mitspieler einen Abstand von vier Metern einhalten müssen. Tun sie das nicht, wird zumindest ein Spieler verwarnt. Ziel dieses Tests ist es, den Schiedsrichter und sein Image zu schützen.
Für den Zuschauer, aber auch für den Schiedsrichter selbst, ist es eine beängstigende Situation, wenn ihn plötzlich mehrere Spieler umkreisen und ihn bedrängen. Diese Außenwirkung ist mit ein Grund, warum viele sagen: Das tue ich mir nicht an, niemals im Leben werde ich Schiedsrichter. Deshalb finde ich diese Maßnahme eine gute Idee. Oft genug habe ich solche Situationen erlebt, in denen man ausgeliefert ist. Denn mit acht Spielern kann man nicht gleichzeitig reden. Daher ist bei kritischen Entscheidungen nur mehr der Kapitän der einzige Ansprechpartner für den Schiedsrichter. Bleibt zu hoffen, dass aus dem Test eine dauerhafte Lösung wird und die Spieler lernfähig sind.
Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Robert Schörgenhofer (50)
ist heute VSK-Obmann, UEFA-Observer und VAR-Instructor.