„Kein Rennfahrer, nur Rennen gefahren“

Motorsport-Legende Rudi Lins aus Nüziders feiert heute seinen 80. Geburtstag.
Nüziders Wenn man den Namen Rudi Lins hört, fallen einem in Vorarlberg die fünf Autohäuser ein, die sich seit drei Generationen in der Hand der Familie Lins befinden und heute von Rudi Lins Junior und seinen drei Geschwistern geführt werden. Die ältere Generation weiß aber, dass sich hinter diesem Namen noch mehr verbirgt. Rudi Lins Senior startete schon vor sechs Jahrzehnten seine ersten Versuche im Rennsport und bestritt im Porsche die ersten Rennen.

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Kontakte waren durch das VW-Autohaus vorhanden und so lenkte Rudi Lins immer einen Porsche in seiner Rennsportkarriere. Der dreifache österreichische Bergmeister und Berg-Europameister der Sportwagenklasse 1967 mit einem Porsche Carrera 6 feiert heute seinen 80. Geburtstag. Dabei gibt er sich sehr bescheiden und gesteht: „Ich war kein Rennfahrer, ich bin nur Rennen gefahren“. Für ihn war von vornherein klar, dass er später den elterlichen Betrieb übernehmen wird und er nie Ambitionen gehegt habe, Formel 1 zu fahren.

In den Sechzigerjahren boomten die Berg-, Flugplatz- und die Langstreckenrennen. Auf dem Rennkalender standen auch die heimischen Rennen wie das Gurnigel-Bergrennen in Gargellen oder das Bödele-Bergrennen. Als Porsche Werksfahrer war Lins erfolgreicher Pilot in der Langstrecken Marken-Weltmeisterschaft. WM-Punkte gab es aber bis 1981 keine für die Fahrer, nur für die Hersteller. Zwischen 1964 und 1971 stand Rudi Lins dreimal in Le Mans am Start, hier holte er sich 1970 mit Helmut Marko den dritten Gesamt-rang und Klassensieg. 1969 war er am Eröffnungsrennen am Österreichring und an gleiche Stelle fuhr 1971 sein letztes Rennen.

Die Vorarlberger Nachrichten haben anlässlich des 80. Geburtstags ehemalige Weggefährten befragt, welche Erinnerung sie an die Motorsportlegende aus Nüziders haben.
Dieter Quester (85, BMW-Werksfahrer und Konkurrent von Lins): „Wir waren bei vielen Bergrennen Konkurrenten, er mit dem Porsche 906 und ich mit dem BMW-Boliden. Der Rudi hatte wenig Unfälle verursacht und war ein sehr verlässlicher und ruhiger, eher ein braver Fahrer. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich den Rudi mal aufgeregt diskutieren gesehen habe, er hat dem Team nie Probleme bereitet“.

Helmut Marko (81, Red Bull Formel 1 Motorsportchef): „Ich war mit ihm im Porsche Werksteam und wir sind zusammen viele Rennen gefahren. Highlight war sicher der dritte Platz in Le Mans 1970 mit dem Porsche 908. Rudi hatte vorzügliche Kontakte zu Porsche und auch ich habe davon profitiert, denn wir haben stets die besten Mechaniker für unser Fahrzeug bekommen. So gern ich mit ihm Rennen gefahren bin, es war aber kein Vergnügen, mit ihm Ski zu fahren. Ich erinnere mich, als ich mit ihm in Zürs zum Skifahren war, er war auch da eine Klasse für sich und ich dagegen komplett überfordert.“

Willi Kauhsen (85, Porsche-Werksfahrer, früherer F1-Rennstallbesitzer): „Ich erinnere mich noch gut an die Rennen mit ihm. Am Nürburgring 1969 war Rudi um drei Sekunden schneller als das Schwesternauto im Training. Beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans sind wir nach 21 Stunden wegen Getriebeproblemen ausgefallen, wir hätten gewonnen, denn wir waren sieben Runden in Führung, da der führende Porsche 917 vor uns stehen geblieben ist.
Jochen Neerpasch (85, Rennsportchef bei Ford und später Gründer der BMW-M-Motorsport GmbH): „Wenn man wie wir in den Sechzigerjahren Rennen gefahren ist und heute den 80. Geburtstag feiern kann, hat man einen guten Schutzengel gehabt. Es gab damals keine Auslaufzonen, keine Leitplanken und bei einem Unfall brannten die Autos lichterloh. Wir hatten ein sehr intensives Verhältnis zum Jenseits. Wir wussten, die Fuchsröhre ging im Porsche 910 voll. Aber wir wussten auch, den kleinsten Fehler würden wir nicht überleben.“

Peter Schindler (64, ehemaliger Inter-Formel-3-Fahrer, lebt heute in Hongkong): „Ein Gentleman, ein Abenteurer, ein Freund in der Not, ein Mann seines Wortes, immer mit gutem Humor. Alles Gute und Gesundheit, lieber Rudi!“ NOG