Tiefenentspannt und voll fokussiert

Sport / 19.08.2024 • 17:55 Uhr

Vorarlbergs Speed-Weltcupläuferin Ariane Rädler (29) geht mit einem gesunden Selbstbewusstsein in die Saison.

Altach Nein, ihr erster Besuch in der Cashpoint Arena wird wohl nicht ihr letzter gewesen sein. Nicht allein aufgrund des positiven Ergebnisses der Rheindörfler (2:0) gegen Wolfsberg, sondern auch ob der Stimmung. “Cool”, nannte Ariane Rädler die Atmosphäre. Und ein wenig anders als in Hohenweiler, wo die Ski-Rennläuferin aus Möggers des Öfteren am Fußballplatz anzutreffen ist.

Fußball
Ariane Rädler im VN-Gespräch anlässlich des BL-Spiels in Altach. Lutz

Vor dem Anpfiff in der Cashpoint Arena nahm sich die 29-Jährige, um im Gespräch mit den VN den Sommer zu reflektieren und um über die Zielsetzung für den WM-Winter zu sprechen. Rädler überraschte im Gespräch nicht nur mit ihren klaren Vorstellungen, sondern auch mit dem gesteigerten Anspruch an sich selbst. Das neue, nach außen getragene Selbstbewusstsein ist nicht allein den konstanten Leistungen des Weltcupwinters 2023/24 mit acht Top-Ten-Platzierungen in Abfahrt bzw. Super-G geschuldet, es ist auch einer dreimonatigen Trainingsarbeit ohne körperliche Beschwerden geschuldet. Denn nach vier Kreuzbandrissen hat die Rennläuferin gelernt, auf ihren Körper zu horchen.

Riccardo Rädler
Ariane Rädler mit Patenkind Ida, Bruder Riccardo und dessen Frau Theresa. VN

“Ehrlich, ich bin immer froh, wenn alles gut abläuft”, blickt Rädler auf die Konditionstrainings-Einheiten zurück. Vor allem die Sprungübungen haben in der Vergangenheit öfter für Probleme gesorgt. Das war dieses Mal gar nicht der Fall. Zum Glück, wie Rädler betont, weil “Sprünge für uns im Speedbereich wichtig sind”. Gerade bezüglich Schnellkraft oder Koordination hätten die vielen Verletzungen in der Vergangenheit für Trainingsrückstand gesorgt. Und so sieht sich Rädler nach einem “optimalen Sommer” diesbezüglich wieder ein Stück weiter.

Trainingslager Montafon
Yoga gehört im Trainingslager zum Programm. VN

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Der Winter mit Heim-WM

Nach der Saison ist vor der Saison. Ein geflügelter Satz, doch er beschreibt bestens die Planungen für einen Wintersportler. So auch für die Speedlady aus Möggers, bei der der kommende WM-Winter – 4. bis 16. Februar 2025 – in Saalbach-Hinterglemm bereits im Mai 2024 begann. “Skitesten”, erzählt die von Head ausgerüstete Ski-Athletin, “gemeinsam Lösungen finden oder nach Verbesserungen suchen. Einfach mal etwas Neues probieren, bevor im Juni der Konditionsblock beginnt.” Da, so gibt sie gerne zu, sei die bevorstehende WM eine “zusätzliche Motivation. Da machst du einfach mal eine Kniebeuge mehr”.

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Konditionell ist die routinierte Ski-Rennläuferin also gerüstet – und auch im Kopf bereit. Dafür sorgten allein schon die Ergebnisse der Vorsaison und die aktuellen Platzierungen in der FIS-Rangliste mit den Plätzen 16 (Super G) bzw. 17 (Abfahrt). “Ich weiß, dass ich mit den Besten mitfahren kann”, lautet ihre Analyse. Eine Erkenntnis, die zusätzlich Selbstvertrauen verleiht und jegliche Angst vor der Konkurrenz nimmt. “Mein Ziel ist klar, um die vorderen Plätze mitzufahren”, lässt Rädler auch keine Diskussion aufkommen.

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Intensiv verliefen die Kondi-Einheiten im Sommer. gepa

Endlich wieder auf Skiern stehen

Mit der Speedgruppe West rund um Chefcoach Christoph Alster (44) geht es für Rädler und Co am 28. August Richtung Neuseeland. Gut einen Monat dauert die Vorbereitung auf der südlichen Erdkugel. “Ich freue mich sehr, wieder auf Skiern zu stehen. Die Bedingungen sollen gut sein. Für uns geht es einfach darum, an der Technik zu feilen, auch was den Super G betrifft. Für mich ist wichtig, viele Läufe in die Beine zu bekommen, damit dann im Winter alles automatisch abläuft.”

Ski Alpin

“Je weniger du nachdenken musst und alles verinnerlicht hast, umso schneller bist du.”

Ariane Rädler, Skirennläuferin über das bevorstehende Sommertraining in Neuseeland
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Krafteinheiten sind wichtig für die Vorbereitung auf die Schneekurse. gepa

Großes Vertrauen

Große Veränderungen hat Rädler vor dem WM-Winter bewusst vermieden. Sowohl was den Ausrüster betrifft, als auch in der Abwicklung der Vorbereitung. Neu ist hingegen der Mann an ihrer Seite. Karlheinz Dorner (44), ehemaliger Skispringer und auch Marketing-Mann bei Johannes Strolz, kümmert sich neu um die Vermarktung der Rennläuferin. “Wir sind auf der Suche nach einem Kopfsponsor”, fühlt sich Rädler diesbezüglich in guten Händen.

Ski Alpin
Ariane Rädler nutzt auch die Natur rund um ihre Heimatgemeinde Möggers für individuelles Training. VN

Der Gedanke an Saalbach lässt bei Rädler schon große Vorfreude aufkommen. “Ich mag die Strecke, auch wenn sie nicht die allerschwerste ist”, sagt sie. Auf Österreichs Rennpisten, das zeigt auch die Statistik, fühlt sich die Vorarlbergerin wohl. So hat sie sechs ihrer bisherigen zwölf Top-Ten-Ergebnisse im Weltcup auf heimischen Schnee eingefahren.

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Das Lächeln nach einer erfolgreichen Super-G-Fahrt. gepa

Möglicherweise ist dies auch ihrer Herkunft geschuldet. Ist Rädler in Möggers doch ein Steinwurf entfernt vom Dorf-Skilift – Luggi-Leitner-Lift – aufgewachsen. “Wir sind als Kinder gleich nach der Schule Skifahren gegangen. Bis sie den Lift abgeschaltet haben”, erzählt sie. Nicht zuletzt deshalb hofft sie, dass dies für die Kinder auch zukünftig möglich sein wird. Dabei zählt Rädler nicht zu jenen Ski-Rennläuferinnen, die ihre Augen vor der Klimaerwärmung verschließen. Die Abfahrerin macht sich natürlich ihre Gedanken, zumal es auch ihren Job und ihre Leidenschaft betrifft.

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All die Überlegungen sind inzwischen allgegenwärtig. Für sie als Sportlerin ist es jedoch wichtig, den Fokus auf sich und die anstehenden Ereignisse, sei es Training oder Rennen, nicht zu verlieren. Diesbezüglich ist sie mit sich im Reinen und blickt voller Optimismus auf die anstehende Saison. Für Altach erwies sie sich jedenfalls als Glücksbringerin, nun will Rädler auf der Südhalbkugel die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison legen.

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Ariane Rädler zu Gast bei Live aus der Cashpoint Arena. Lutz

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