“Werden uns nicht kleiner machen”

Sport / 09.10.2024 • 22:38 Uhr

Demut bedeutet für Altachs Neotrainer Fabio Ingolitsch auch ein Stück weit „Mut“. Das will er verkörpern, das fordert er auch.

Altach Stürmische Windböen begleiteten die erste Trainingseinheit von Altachs neuen Cheftrainer Fabio Ingolitsch. In den Stunden davor herrschte nach hektischen Verhandlungstagen eine spürbare Erleichterung bei den involvierten Personen und eine gewisse Aufbruchstimmung rund um die Cashpoint Arena. Ein Gefühl, nach dem sich viele SCRA-Fans sehnen, ein Gefühl, das in den vergangenen Jahren oftmals zu schnell wieder verloren ging.

Fabio Ingolitsch, Trainer SCR Altach
Fabio Ingolitsch besichtigt mit Sportdirektor Roland Kirchler den Trainingscampus. Meier

Mit Fabio Ingolitsch soll nun ein an Jahren (32) junger Trainer dem Altacher Fußballdenken zu mehr Attraktivität und Erfolg verhelfen. Eine Aufgabe, die er mit viel Demut und Klarheit angehen will. Deshalb hat er die familiär wohl einzigartige Situation im Profifußball, Trainer seines Bruder zu sein, schon vorab geklärt. „Ich habe mich die letzten Jahre immer mit meinem Bruder ausgetauscht. Er hat das Privileg, Fußballprofi sein zu dürfen. Ich bin fünf Jahre älter wie er und war immer sein erster Ansprechpartner in Sachen Fußball, ehrlicherweise ein sehr kritischer Ansprechpartner. Dementsprechend haben wir uns schon immer ausgetauscht, über sein Spiel und natürlich über jenes von Altach sowie die Gesamtsituation.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Erst als es konkret wurde mit Altach habe ich ihm vom Interesse erzählt und dann auch direkt damit konfrontiert, ob es für ihn in Ordnung wäre.“ Hätte es da familienintern Probleme gegeben, dann, so stellt Fabio Ingolitsch klar, „wäre es für mich kein Thema gewesen. Denn er war zuerst da.“ Und so werde man es klar trennen: Auf dem Platz der Spieler, der Trainer und harte Arbeit. „Da geht es jeden Tag um alles, ums nackte Überleben, speziell in meinem Beruf. Und außerhalb dessen sind wir dann wieder Bruder und Familie – und haben uns alle lieb.“

GEPA-20241009-101-120-0006
Sandro Ingolisch, Bruder des neuen Cheftrainers, beim Training. gepa

Ein wichtiges Element seiner Arbeit stecke im Wort „Demut“. Dies müsse in allen verankert sein, in der Mannschaft, im Club. „Wir wissen, woher wir kommen. Aber gleichzeitig steckt in Demut auch Mut drinnen. Wir dürfen uns nicht kleiner machen, als wir sind. Wir sollen nicht nur irgendwo hinfahren, um Dinge zu verhindern. Wir wollen aktiver sein, mehr agieren als reagieren. Wenn wir diese Reize in den nächsten Wochen und Monaten setzen, dann werden wir unser Spiel verbessern. Gelingt es uns, dann macht es allen mehr Spaß. Und es wird dann nicht nur leistungsmäßig, sondern auch ergebnistechnisch nach oben gehen.“

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

"Werden uns nicht kleiner machen"

Kirchler über “positive Arroganz”

Nach nur drei Monaten seinen Club (FC Zürich) wieder zu verlassen, sei so nicht geplant gewesen. Zumal er sich sehr wohlgefühlt habe. Und so habe er das Interesse aus Altach zumindest gut abgewogen, ehe er für sich entschloss, „diese einmalige Chance“ für ein Engagement in der Bundesliga anzunehmen. Was die Laufzeit seines Vertrags betrifft, wollen sich Trainer und Verein nicht öffentlich äußern. „Dies gilt auch für Fragen nach einer eventuellen Ausstiegsklausel“, erteilte SCRA-Geschäftsführer Christoph Längle möglichem Interesse eine Absage.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

GEPA-20241009-101-120-0043
Fabio Ingolitsch im Gespräch mit Atdhe Nuhiu (rechts) und Louis-Clement Ngwat-Mahop (Mitte). gepa

Roland Kichler, der den Deal mit Fabio Ingolitsch eingefädelt hat, verriet, den Salzburger schon seit dessen Zeit als Akademietrainer bei Red Bull Salzburg zu kennen. „Da war er mir mit seiner positiven Arroganz nicht immer sympathisch, das gebe ich gerne zu“, erzählt der Sportdirektor mit einem Schmunzeln.

GEPA-20241009-101-120-0019
Fabio Ingolitsch im Gespräch mit Lukas Fadinger. gepa
Fabio Ingolitsch, Trainer SCR Altach
Über die Vertragsdauer herrscht Stillschweigen. Meier

Diese Einschätzung habe er in den Gesprächen mit Ingolitsch revidiert. „Wobei uns seine Ausstrahlung an der Linie mit Sicherheit guttut.“ Ingolitsch selbst spricht von einem „aktiven Coaching“.

Fabio Ingolitsch, Trainer SCR Altach
Fabio Ingolitsch im Campus. Meier
"Werden uns nicht kleiner machen"