“Deshalb haben sie gewonnen” – Ronivaldo schickt Altach punktlos heim

Sport / 27.09.2025 • 23:34 Uhr
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Er tat es schon wieder: Ronivaldo machte sein sechstes Bundesligator gegen Altach. GEPA

Altach kommt in Linz nicht an das Leistungsmaximum und wird offensiv nicht gefährlich. Weil Routinier Ronivaldo gegen seinen Lieblingsklub schon wieder trifft, gibt es keine Punkte. “Am Ende ist das nicht unverdient”, sagt Trainer Ingolitsch.

Linz “Ich bin Stürmer, ich brauche nur einen Ball”, sagte Ronivaldo nach dem Spiel zwischen dem FC Blau-Weiß Linz und dem SCR Altach. Dass er mit einem Ball effizient sein kann, hatte der heute 36-Jährige über Jahre bei der Lustenauer Austria bewiesen, dann in Innsbruck, und ein wiederholtes Mal in Linz. Dank seines Kopfballtors in Minute 42 fuhr Altach mit einer 0:1-Niederlage wieder ohne Punkte heim.

Es war ein ekliges Spiel, dass sich den 4.614 Zuschauern im Donauparkstadion bot, davor hatte Ingolitsch auch schon vor dem Spiel gewarnt: “Es ist alles zugetroffen, worauf wir uns vorbereitet haben. Wir haben gewusst, es wird kein schönes Spiel – ich finde sogar, es war qualitativ ein sehr schlechtes Bundesligaspiel.” Ingolitsch fügte hinzu: “Wir haben auch unseren Teil dazu beigetragen.”

Viele Duelle, wenig Durchschlagskraft

Beide Teams pressten früh an, warfen sich erbarmungslos in die Zweikämpfe, das Spiel war von Minute eins an ein Abnützungskampf. Altach startete mit dem rechtzeitig fit gewordenen Sandro Ingolitsch auf der rechten Außenbahn, in der Verteidigung gab Filip Milojevic sein Startelfdebüt. “Das war nicht das einfachste Spiel, um zu starten”, fand Ingolitsch, attestierte dem 20-Jährigen aber ein solides Debüt. “Ich finde, er hat seine Sache sehr ordentlich gemacht, wie wir es uns erwartet haben. Genau für die Attribute kann er stehen: für Zweikampfhärte, Mentalität. Deshalb bin ich sehr zufrieden mit ihm, wie er das bei einer doch schwierigen Atmosphäre gemeistert hat.”

Bei Blau-Weiß stand Shon Weissman nach einer Schulterverletzung in der Vorwoche bereits wieder in der Startelf, und besagter Ronivaldo gab nach überstandener Verletzung sein Comeback in der ersten Elf. Die erste Torchance hatte allerdings Altach – Ousmane Diawara schoss nach einer Ecke aber aus kurzer Distanz drüber (4.). Es war eine frühe Möglichkeit – und Altachs Gefährlichste im ganzen Spiel.

“Nachdem wir ordentlich ins Spiel reingestartet sind und Dominanz ausgestrahlt haben, haben wir sehr viele einfache Fehler gemacht, speziell mit dem Ball, haben keine guten Lösungen gefunden”, bemängelte Ingolitsch. Die große offensive Stärke Altachs – das Umschaltspiel – kam überhaupt nicht zur Geltung. “Der Gegner hat im Block agiert, sie haben uns die Tiefe weggenommen. Natürlich haben sie es ordentlich gemacht, aber sie haben uns Räume angeboten. Wir haben es heute nicht geschafft, dass wir Kapital daraus schlagen und uns in der gegnerischen Hälfte festsetzen”, so Ingolitsch.

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Ständig unter Druck: Blau-Weiß presste früh an. GEPA

Dass nach vorne so wenig ging, hatte mehrere Gründe. Einer davon: Altachs Angriffstrio Greil, Diawara und Mustapha zeigte keine gute Leistung. “Es war nicht möglich, dass wir eine Wucht nach vorne entwickeln, weil wir da gar nicht hingekommen sind und die Präsenz nicht gehabt haben, um die Bälle zu halten und in einer Zone unterwegs zu sein, wo du dem Gegner weh tust”, sagte Ingolitsch, der seine Unzufriedenheit auch klar aussprach. “Unsere Offensivreihe war heute schon enttäuschend, das muss man ehrlich sagen. Wofür wir eigentlich stehen – mobil zu sein, dynamisch zu sein, den Gegner permanent zu beschäftigen, viele Bälle dort festzumachen und mit Steil-Klatsch-Kombinationen weiterzuspielen – das haben wir heute überhaupt nicht gemacht”, sagte der Trainer. Der Versuch, über hohe Bälle in Situationen zu kommen, brachte kaum Gefahr.

“Sie waren Mann auf Mann, extrem eng dran. Es war schwer für mich und uns, dass wir uns da lösen, Ideen finden”, erklärte Patrick Greil. Besonders Christopher Cvetko, der in Hälfte zwei verletzt runtermusste, passte auf seinen Ex-Teamkollegen aus Klagenfurter Zeiten gut auf. “Der hat es mir sehr schwer gemacht, dass ich mal freie Räume finde”, meinte er. “Wir haben es zwar kontrolliert, aber nicht wirklich geschafft, dass wir uns Torchancen herausspielen. Das müssen wir in solchen Spielen besser machen, das ist eine Tugend, die wir sicher brauchen, weil die Gegner sich besser auf uns einstellen.”

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Kaum Räume: Die Offensiven rund um Patrick Greil kamen kaum zur Entfaltung. GEPA

Ein weiterer Grund: Nicht nur Greil und Co. bekamen kaum Räume, sondern auch schon die Teamkollegen weiter hinten. “Wir haben entschieden, dass wir eine gute Sechserkontrolle brauchen”, sagte Blau-Weiß-Trainer Mitja Mörec nach dem Spiel, das war also durchaus beabsichtigt. 25 Minuten des Abschlusstrainings wurden der Strategie gewidmet, Altachs Zentrum lahmzulegen. “Sie haben dann wenige Lösungen gehabt”, war Mörec zufrieden. “Es war nicht einfach, Ronivaldo hat mich markiert, ist ziemlich nahe auf mir draufsgestanden”, bestätigte mit Lukas Jäger einer der kontrollierten Sechser. “Die Eröffnung ist dann über die Halbverteidiger gegangen, erst über Benedikt Zech und dann über eine Seite weg. Da haben uns die Lösungen etwas gefehlt.”

Und noch ein Grund: Altach spielte mitunter schlampig. “Das waren einfach banale Fehler, die nichts mit Taktik oder sonst was zu tun haben. Das waren viele kleine individuelle Fehler, die uns den Spielfluss zerstört haben”, ärgerte sich Ingolitsch. 76 Prozent der Zuspiele seiner Mannschaft kamen zwar an, nur 55 Prozent waren es im letzten Drittel – und auch beim Spielaufbau waren teils ordentliche Schnitzer dabei. “Wir haben gewusst, dass es in der Mitte eine Kampfzone wird, es um erste, zweite, vielleicht dritte Bälle geht. Du musst den Kampf annehmen, das haben wir schon gemacht. Aber wenn du den Ball kriegst, musst du trotzdem Fußball spielen”, sagte Ingolitsch.

Eiskalt und wirbelig

Etwas besser machten es die Hausherren, bei denen die Angreifer kontinuierlich rotierten und die Altacher Abwehr beschäftigten. “Sie haben schon viel Wirbel gemacht, aber wir haben speziell zu elft nicht allzu viel zugelassen”, so Greil. Er meinte: “Wir sind dann ein bisschen auf ihr Spiel eingegangen, sie haben uns wehtun können mit Gegenschlägen. Bisher hat uns in dieser Saison ausgezeichnet, dass wir das wegverteidigen können.”

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Grüße gehen raus: Ronivaldo widmet seinen Treffer dem verletzten Anderson. GEPA

Zweimal ging das gegen die Linzer in Hälfte eins nicht: Einmal als Debütant Milojevic sich einen gewonnenen Ball von Routinier Goiginger noch abluchsen ließ, und Weissman die Hereingabe per Fallrückzieher knapp danebensetzte (33.) Und ein zweites Mal, als Ronivaldo sich nach einer Pirkl-Flanke aus dem Rücken der Abwehrspieler löste, und im Zurückgehen den Kopfball im Tor versenkte (42.). Das Tor widmete er einem Ex-Lustenauer und Ex-Altacher – nämlich seinem nunmehrigen Teamkollegen Anderson, der sich im Training einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Das war eine schöne Geste, das Tor sowieso stark. “Ich habe ja schon ein paar Spiele gegen ihn gespielt, er ist wirklich ein eiskalter Stürmer”, sagte Greil und Trainer Ingolitsch meinte: “Wie er sich da am zweiten Pfosten wegschleicht und einköpft, ist ein klassischer Move von ihm. Deshalb haben sie heute das Spiel gewonnen: Weil er in diesem einen Moment seine Klasse gezeigt hat.”

In Unterzahl in der “Festung”

Die zweite Hälfte änderte wenig am Spielgeschehen, es wurde nur noch ruppiger. Der eingewechselte Nico Maier streckte Dejan Stojanovic mit offener Sohle nieder und sah Gelb (65.), wie auch Mohamed Ouedraogo nach einem Einstieg mit offener Sohle gegen Dominik Reiter (69.). Das Problem: Ouedraogo hatte schon Gelb, Altach spielte die letzten 20 Minuten in Unterzahl. Die Fans der Blau-Weißen beflügelte das nur noch mehr, die Stimmung von den Rängen wurde immer ausgelassener. “Das Stadion ist wirklich eine Festung. Die haben heute die Mannschaft schon ein bisschen getragen, das hat man gemerkt”, sagte Greil. Ingolitsch brachte mit Srdjan Hrstic, Erkin Yalcin und Anteo Fetahu noch drei frische Stürmer, der Treffer fiel in Unterzahl aber nicht mehr.

“Ich glaube, dass wir bereiter für die zweiten Bälle waren. Wenn du die gewinnst, ist es schwierig für den Gegner, umzuschalten. Aus diesen zweiten Bällen haben dann wir ein paar Mal umgeschaltet, da haben wir aber noch Potenzial”, erklärte Mörec. Stojanovic parierte aus zwei Metern noch überragend gegen Weissman (78.) und entschärfte einen abgefälschten Schuss von Thomas Goiginger (84.).

“Das reicht dann oft”

“Wir haben uns schon mehr vorgenommen, das war sicher nicht unser bestes Spiel”, sagte Jäger. Blau-Weiß habe es nicht unbedingt besser gemacht, befand Ingolitsch: “Aber sie haben dieses eine Tor mehr gemacht. Normalerweise wäre das eine Unentschieden, wo sich keiner großartig einen Sieg verdient hätte.”

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Nicht zufrieden: Fabio Ingolitsch hatte sich mehr erwartet. GEPA

“Am Ende ist das nicht unverdient, weil wir einfach nicht an unsere Leistungsmöglichkeit gekommen sind”, meinte der Trainer aber trotzdem. Ähnlich sah es Greil: “Auch wenn sie teilweise sehr destruktiv waren, war das effizient. Das reicht dann oft in der Bundesliga.” Vor allem, wenn man vorne jemanden hat, der nur einen Ball braucht. Für Ronivaldo war es das sechste Bundesligator gegen Altach, sechs der neun Treffer der Linzer im direkten Duell gehen auf ihn. Gegen kein anderes Team traf der Brasilianer so häufig.

Admiral 2. Liga, 8. Spieltag

BW Linz – SCR Altach 1:0 (1:0)

Linz, Hofmann Personal Stadion; 4.614 Zuschauer; SR Julian Weinberger

Torfolge: 42. 1:0 Ronivaldo

Gelb-Rote Karte: 69. Mohamed Ouedraogo (Altach, Foulspiel)

Gelbe Karten: 8. Cvetko (Foulspiel), 66. Maier (Foulspiel), 85. Mörec (Trainer/Kritik), 87. Pasic (Foulspiel) bzw. 18. Diawara (Foulspiel), 29. Ouedraogo (Foulspiel), 75. Milojevic (Unsportlichkeit)

BW Linz (3-4-3): Baier – Bakatukanda, Maranda, Moormann – Reiter (85. Wähling), Pasic, Cvetko (56. Fofana), Pirkl – Weissman, Ronivaldo (63. Maier), Goiginger

SCR Altach (3-4-3): Stojanovic – Milojevic (83. Fetahu), Zech, Koller – Ingolitsch (83. Oswald), Jäger, Litawumba, Ouedraogo – Greil (74. Lukacevic), Diawara (74. Yalcin), Mustapha (63. Hrstic)