Heimische Höhenflüge

Sport / 18.11.2024 • 15:00 Uhr
Heimische Höhenflüge

Erstmals haben in Levi die Frauen die „glühenden Kohlen“ aus dem Feuer geholt und nicht die Männer. Besser gesagt, die Frau aus Göfis. Denn es gab nur eine, die wirklich über sich hinausgewachsen ist und sogar um den Sieg mitgekämpft hat: Unsere Kathi Liensberger. Sie carvte wie zu ihren besten Zeiten vor drei Jahren durch die Tore. Sie verzeichnete kaum Rutscher und es sah bei ihr alles sehr elegant und flüssig aus. Das lässt nach ihrem großartigen Start in Sölden in der laufenden Saison viel erhoffen.


Die anderen Katharinas im ÖSV- Team waren hingegen völlig abgeschlagen auf den hintersten Plätzen oder sind gar ausgeschieden. Die „Hackereien“, vom ersten bis zum letzten Tor, und die doppelten und dreifachen Schwungansätze waren immer schon die effizientesten Methoden, die es einzubauen gilt, um langsam zu sein. Das wirkt sich in jedem Gelände fatal aus. Man kann nur hoffen, dass die Trainer den Unterschied zu Liensberger und der Weltspitze richtig deuten können und schnell reagieren.

Bei den Herren lief es dieses Mal nicht so gut, wie erhofft. Der letztjährige Dominator Manuel Feller scheint weit von seiner Top-Form entfernt zu sein. Auch im zweiten Durchgang wäre für ihn bestenfalls eine Top-10-Platzierung möglich gewesen, mehr aber auch nicht.


Gespannt war ich auf die Form unserer Vorarlberger, Hannes Strolz und Christian Hirschbühl. Strolz war von Anfang an etwas hart auf der Kante und hatte etliche Rutscher im Steilen. Das reichte schlussendlich nicht für die Top-30. Hirschbühl begann seinen Lauf ebenfalls mäßig, was nach einer fast dreijährigen Rennpause auch völlig normal ist. Dann änderte Christian Ende des Flachstücks etwas, fing an zu attackieren, zeigte kurze Kanteneinsätze und bog elegant und bombensicher in den eisigen Steilhang ein. Hier hatten fast alle Läufer schwer zu kämpfen. Kaum einem gelang es, ohne Fehler flüssig bis ins Ziel zu fahren. Bei Hirschbühl jedoch schaute alles sicher aus. Er war in dieser Passage auch so schnell wie die Besten des Laufes. Mit seiner Fahrt war er unterwegs zu einem Top-10-Platz, als ihm ein Flüchtigkeitsfehler passierte und er einfädelte. Das führte logischerweise zur Disqualifikation. Natürlich war es schade, dass er ausfiel. Aber mir wäre es an seiner Stelle viel wichtiger, zu wissen, ganz vorne mitfahren zu können, als im Ziel anzukommen und mit Platz 28 zu hadern.


Neben Hirschbühl hat mir Joshua Sturm gefallen. Er ist noch jung und hatte im zweiten Durchgang ein paar sehr gute Passagen. Vor allem im Steilhang attackierte er kompromisslos und war dort schnell unterwegs. Ich bin mir sicher, dass er sich in der laufenden Saison noch gewaltig steigern wird. Von ihm dürfen wir uns, genauso wie von Hirschbühl, tolle Rennen erhoffen.