Die Kunst der Hoffnung

Sport / 23.12.2024 • 17:00 Uhr
Die Kunst der Hoffnung

Eigentlich wollte ich über ein positives Wochenende schreiben. Doch abgesehen vom Damen-Super-G am Samstag, wo Conny Hütter mit einer fabulösen Leistung aufgezeigt hat, lief es für den ÖSV katastrophal. Im Super G und der Abfahrt in Gröden, wo wir in den letzten Jahren immer tolle Ergebnisse eingefahren haben, lief weniger bis gar nichts. Der sechste Platz von Stefan Eichberger mit Startnummer 56 in der Abfahrt war wohl eher ein glücklicher Zufall als eine außerordentliche Leistung.

Jeder Laie weiß inzwischen, dass in Gröden seit Jahrzehnten die späten Nummern wegen besserer Sicht und Sonne Vorteile genießen. Wohl keiner weiß das besser als ich, fuhr ich 1993 mit Nummer 31 Bestzeit und belegte am Ende Platz drei: Geschlagen von der Startnummer 65!

Dann kamen noch die Kommentare unserer Riesenslalom-Spezialisten in Alta Badia, die sich über die schlechten Pistenverhältnisse mokierten. Ich frage mich dann nur, wie ein Anton Grammel aus Deutschland mit Nummer 54 auf den elften Platz fahren kann. Grammel war beileibe nicht der einzige Starter mit hoher Nummer, der ein Top-Ergebnis einfuhr.


Was für mich verwunderlich ist, sind jedoch weniger die Aussagen von den Athleten, als jene von den Trainern im ÖSV-Team. Noch letzte Woche, nach den überaus glücklichen Podiums in Val d‘Isère und nach den allenfalls mäßigen Ergebnissen in Beaver Creek, tönten die ÖSV-Granden äußerst positiv. Allen voran Herren-Cheftrainer Marco Pfeifer klang in Interviews keinesfalls kritisch, im Gegenteil. Er sei überzeugt, dass es eine sehr erfolgreiche Saison werden wird.
Ich, an seiner Stelle, und wahrscheinlich die meisten Sportbegeisterten im Lande ebenfalls, wären kurz vor einer exzessiven Panik.


Persönlich kann ich mir die Worte des Chefs nur so erklären: Entweder ist er ein krankhafter Optimist oder er ist ahnungslos. Optimismus kann manchmal ja wirklich für gute Resultate sorgen. Ob das allein reicht, unser Team in kürzester Zeit zurück an die Weltspitze zu bringen, wage ich zu bezweifeln.
Wir als Ski-Fans können hier wirklich nur mehr hoffen, dass der Optimismus seine Arbeit tut, denn ansonsten sehe ich schwarz.