„Ich habe keine Träume, ich habe Ziele“

Sport / 13.01.2025 • 14:11 Uhr
„Ich habe keine Träume, ich habe Ziele“
Shakehand zwischen Kostas Papavasileiou (r.) und Stephen Curry, dem Superstar der Golden State Warriors. Privat

Dornbirn-Lions-Coach Kostas Papavasileiou hospitierte in der NBA bei den Golden State Warriors.

San Francisco Ein Trainer aus Österreichs zweithöchster Basketballliga, der mit NBA-Stars wie Stephen Curry oder Meistertrainer Steve Kerr per Du ist und den Basketballgrößen vor wichtigen Spielen sogar Tipps gibt? Was wie ein verspäteter Weihnachtswunsch klingt, ist für den aus Griechenland stammenden Dornbirn-Lions-Coach Kostas Papavasileiou Realität geworden. Dort hingebracht haben ihn Hartnäckigkeit und seine Liebe zum Spiel – zwei Tugenden, die unter seiner Aufsicht Teil der Vorarlberger Basketball-Identität werden sollen.

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Bescheidende Menschen

Seine 927 Instagram-Follower staunten nicht schlecht, als Dornbirn-Lions-Coach Kostas Papavasileiou zum Jahreswechsel plötzlich zahlreiche Fotos postete, die ihn scherzend mit NBA-Superstar Stephen Curry, dem besten Dreipunktwerfer aller Zeiten, zeigten. Besonders als klar wurde, dass es sich nicht um ein Zufallstreffen auf einem Flughafen oder eine Autogrammstunde für Fans handelte, sondern der 37-Jährige von den Golden State Warriors nach San Francisco eingeladen wurde, um von Spitzen-Coaches wie Steve Kerr zu lernen. Während seiner Zeit als Spieler gehörte Kerr zu den besten Dreipunkteschützen der NBA. Er war für die Cleveland Cavaliers, die Chicago Bulls um Michael Jordan und die San Antonio Spurs aktiv und gewann fünf Meistertitel. Kerr hält den Rekord der höchsten Dreipunkt-Quote der NBA-Geschichte (45,4 Prozent) von Spielern mit mindestens 250 verwandelten Dreiern. Als Coach der Warriors erreichte er in seinen ersten fünf Jahren stets die NBA-Finals und wurde in den Saisonen 2015, 2017, 2018 und 2022 jeweils NBA-Champion.

„Ich habe keine Träume, ich habe Ziele“
Kostas Papavasileiou mit Steve Kerr, dem Erfolgscoach der Golden State Warriors. Privat


„Es war unglaublich, die beiden zu treffen. Wenn ich daran denke, habe ich immer noch Gänsehaut. Es handelt sich um zwei der bescheidensten Menschen, die ich je getroffen habe“, beschreibt der Grieche das Erlebnis, das für viele wohl ein „Once-in-a-lifetime“-Moment wäre.

Verbesserungsvorschläge für Verteidigung

Nicht so für Papavasileiou, denn er war bereits dreimal bei den Warriors zu Besuch. Hingeführt hat ihn vor allem eins: Seine Hartnäckigkeit. „Ich bin ein riesiger Warriors-Fan, und als sie einmal schlecht gespielt haben, hat mich das so geärgert, dass ich den Assistant Coaches auf LinkedIn seitenlang Verbesserungsvorschläge für ihre Verteidigung geschickt habe.“

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Kostas Papavasileiou im 18.000 Zuschauer fassenden Chase Center. Privat

Bei Ron Adams, einem der erfahrensten Assistenztrainer der gesamten National Basketball Association, machte das Eindruck. „Das war vor drei Jahren. Wir haben dann angefangen, per Mail Ideen auszutauschen. Bis mir klar war, ich muss Ron und sein Team persönlich kennenlernen.“

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Kostas Papvasileiou (2. v. l.) mit der Staff der Golde State Warriors.


Das Team aus San Francisco wollte den Griechen, der unter anderem in seiner Heimat bei Traditionsklub Olympiakos ausgebildet wurde, allerdings nicht ohne Weiteres einfliegen lassen. „Ron erklärte mir, dass sehr viele namhaftere Trainer ihr Leben lang auf so eine Möglichkeit warten.“ Papavasileiou, damals bereits als Assistent in Dornbirn tätig, ließ sich davon nicht entmutigen: „Ich habe mir einfach selbst einen Flug gebucht.“ Dass er auf sich selbst wettete, zahlte sich aus. Das Team schickte ihn nicht weg, stattdessen bekam er eine Führung und ein erstes Gefühl für die NBA-Dimensionen.

Mit NBA-Wissen zurück im Ländle

„Die NBA ist eine Marketingmaschine, ein Milliardenbusiness, und so wird das gehandhabt. Egal, ob Sieg oder Niederlage, hier lässt niemand den Kopf hängen. Am nächsten Tag heißt es zurück an die Arbeit“, erinnert sich der Lions-Trainer an seine ersten NBA-Momente. Im Gegenzug hätten die Spieler die besten Ärzte, Physiotherapeuten, Trainer, Hallen und Kraftkammern zur Verfügung, zeigt sich Papavasileiou beeindruckt von der Professionalität.

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Kostas Papavasileiou als Coach der Raiffeisen Dornbirn Lions. VN/STiplovsek

Nach seinem ersten Besuch wurde er schließlich zwei weitere Male eingeladen, zuletzt heuer über Weihnachten. Diesmal durfte er bereits bei Trainings dabei sein, die Spieler näher kennenlernen und viel Wissen nach Vorarlberg mitnehmen. „Wir sind auch davor schon viele Systeme der Warriors gelaufen – in Österreichs B2L“, erzählt der Grieche, der regelmäßig nachts aufbleibt, um sein Lieblingsteam live zu sehen. Was er seinem jungen Team aus den USA aber neben taktischen Inputs vor allem mitgebracht hat: die Bestätigung, dass man Erfolg haben wird, wenn man eine Sache – in seinem Fall den Basketballsport – wirklich liebt.

„Ich habe keine Träume, ich habe Ziele“

Das möchte er nun noch stärker seinem jungen Team vermitteln, das derzeit in der Tabelle der zweiten Basketball-Bundesliga bei nur drei Siegen und zehn Niederlagen kaum mehr eine Chance auf das Play-off-Ticket hat. „Talent gibt es überall“, ist er überzeugt und hofft künftig auf mehr österreichische Leistungsträger in Dornbirn. Auch deswegen coacht er bei den Lions mit viel Erfolg die Nachwuchsteams.

Ob er die Früchte dieser Arbeit irgendwann wird ernten können, muss sich noch zeigen, denn sein Ziel ist seit jeher ein anderes: „Ich wollte immer in die NBA. Das ist kein Traum, ich habe keine Träume, ich habe Ziele, und für diese arbeite ich bis zum Umfallen.“