
Rendezvous mit der Vergangenheit
ÖFB-Cup-Viertelfinale von SW Bregenz am Freitag beim Wolfsberger AC gleicht Reise zurück in der Zeit.
Bregenz Das Leben in der Fußballwelt gleicht Wellen: es geht mal auf, mal ab. Aber vor allem ergeben sich im Fußball immer Chancen, alte Scharten auszuwetzen. So auch für Vorarlbergs Zweitligisten und Überraschungsteam der Saison 2024/25 SW Bregenz. Ein Klub, der weiß, was es bedeutet im Ländle-Fußball ganz oben zu stehen, aber eben auch, wie es sich anfühlt, wenn man ganz tief fällt.
“Die Flanke kam rein, ich hab das Ding irgendwie direkt erwischt und unter die Latte gehauen, ein sensationelles Gefühl. Danach ging nochmal ein Kick durch die Mannschaft”
Daniel Schmid
über seinen Anschlusstreffer beim letzten Cup-Viertelfinale mit SW Bregenz

Nach zwei starken Herbstdurchgängen in den Saisonen 2023/24 und 2024/25 in der 2. Liga steht der Traditionsklub aus der Landeshauptstadt nun vor der großen Chance, Vereinsgeschichte zu schreiben. Denn ein Einzug ins Halbfinale des Cups gelang letztmalig 1975, damals scheiterte man an Sturm Graz im Hin -und Rückspiel.

Mittlere Reihe v.l.n.r. Assion, Loacker, Mattle, Golemac, Laviani, Koch, Stojanovic, Rapp, Gemaljevic, Feldkircher
Vordere Reihe v.l.n.r. Rottensteiner, Geiger, Schmid, Zivanovic, Rudel, H. Kornexl. Fuchsbichler, Milosavljevic, Fitz
Es fehlt: Kuruzovic
Cup-Aus gegen Rieds “Wikinger”
Das letzte Viertelfinalspiel als Zweitligist absolvierte SWB am 8. April 1998, gastierte im altehrwürdigen Rieder-Stadion beim damaligen Bundesligisten SV Keli Ried. Und unterlag am Ende knapp mit 2:3. Simon Schnepf brachte die Bregenzer unter Trainer Srdjan Gemaljevic mit 1:0 in Führung. Jacek Berensztajn und Gerald Strafner per Doppelpack drehte das Spiel zu Gunsten der Oberösterreicher, ehe Daniel Schmid mit seinem Traumtor in Minute 67 das Spiel nochmal spannend machen konnte. “Die Flanke kam rein, ich hab das Ding irgendwie direkt erwischt und unter die Latte gehauen, ein sensationelles Gefühl. Danach ging nochmal ein Kick durch die Mannschaft”, erinnert sich der mittlerweile 48-jährige deutsche Legionär im Dress des SWB. Hätte Sandro Sigismondi seine große Chance vier Minuten später nicht ausgelassen, wer weiß, was noch passiert wäre.

So war dann nicht mehr drinnen, das Ausscheiden besiegelt. Immerhin konnten Roland Kornexl und Co. hocherhobenen Hauptes behaupten, gegen den nachfolgenden ÖFB-Cupsieger ausgeschieden zu sein. Die Rieder “Wikinger” holten mit dem 3:1-Sieg über Meister Sturm Graz im Mai erstmals den Pokaltitel in deren Vereinsgeschichte.

“Trotz Aus im Cup war ein toller Spirit im Team, eine gute Mischung aus Jung und Alt. Zu dieser Zeit war der Großteil der Spieler noch Amateure in der 2. Liga, trainiert wurde abends. Der damalige Präsident Fitz hatte damals schon viel investiert, man merkte aber, dass er an seine Grenzen stieß. Mit dem Einstieg von Hans Grill sah man dann schon, dass mehr möglich war – was ja letztendlich mit dem Wiederaufstieg in die Bundesliga auch gelang”, so der damalige Mittelfeldmotor Heinz Fuchsbichler über die Initialzündung für anstehende große Erfolge.

Nächste Ausfahrt Lavanttal
Diesmal geht die Reise nicht nach Oberösterreich, sondern nach Kärnten. Beim Wolfsberger AC wird sich am Freitag ab 20.30 Uhr weisen, ob die Mannschaft von Trainer Regi van Acker mit einem Sieg und dem verbundenen Aufstieg ins Halbfinale ganz große Geschichte schreiben kann. Zuzutrauen ist der Mannschaft allemal, was sie im Achtelfinale mit dem 2:1-Heimsieg über Bundesligist Grazer AK bereits bewiesen hat.

Dazu haben die Bregenzer mit Coach van Acker einen Mann an der Seitenlinie, der weiß, wie man die Schwarz-Weißen zu Erfolgen treiben kann. Unter dem mittlerweile 69-Jährigen schafften es die Bregenzer in der Saison 03/04, als Bundesligateam, ebenfalls in Viertelfinale. Dass die Kärntner als ganz große Favoriten gelten, ist unumstößlich, doch es wäre nicht das erste Mal, dass “David gegen Goliath” gewinnt.
Fussball, ÖFB-Cup
Viertelfinale
SV Stripfing – TSV Hartberg Freitag, 18 Uhr
Wolfsberger AC – SW Bregenz Freitag 20.30 Uhr
Sturm Graz – Austria Wien Samstag, 18.15 Uhr
LASK Linz RB Salzburg Sonntag, 18.15 Uhr
Der Troß von SWB setzt bereits am Donnerstag früh nach einer letzten Trainingseinheit in Bewegung Richtung Kärntnen. Dort wird die Mannschaft Quartier in St. Leonhard im Lavanttal beziehen und sich auf das seit langen größte Spiel der Klubhistorie vorbereiten. VN-MKR/B.Fogarasi