Altach nach Sieg in Linz: Schwere Steine, die vom Herzen fallen

Sport / 16.02.2025 • 15:03 Uhr
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Freudentanz: “Der Sieg heute schweißt uns sicher noch mehr zusammen”, sagte Stojanovic. GEPA

Altach feiert bei Blau-Weiß den ersten Sieg unter Fabio Ingolitsch. Die Erleichterung darüber, sich endlich belohnt zu haben, ist groß. Gleichzeitig wird betont: “Das war nur ein kleiner Schritt.”

Linz Nach dem Schlusspfiff standen sie am Rasen und herzten sich. “Da fällt schon ein Stein vom Herzen”, meinte Altachs Sportdirektor Roland Kirchler nach dem 3:1-Erfolg bei Blau-Weiß Linz. “Der Rucksack, den wir mit hatten, ist in den letzten Wochen größer und größer geworden. Ich hoffe, den können wir jetzt ablegen”, stimmte Trainer Fabio Ingolitsch zu. Mit dem Auswärtssieg an der Donau konnten sich die Rheindörfler nicht nur (endlich) belohnen, zugleich wurde der erste “Dreier” seit dem 18. August (2:0 gegen den WAC) gefeiert, es war der erste Sieg seit 14 Spielen, für Ingolitsch war es im neunten Spiel als Altach-Trainer gar der erste volle Erfolg. “Wir arbeiten seit Monaten schon darauf hin, genau diesen Output zu kriegen”, meinte er.

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Die Gründe, wieso es geklappt hat? Mannigfaltig. Einerseits merkte man, dass Altach die Neuen guttun. Eine „Frischzellenkur“ nennt Ingolitsch das und sagte: “Wir haben vorne Spieler, die lange Bälle halten können, das war ein Erfolgserlebnis gegen ein physisch starkes Blau-Weiß Linz.” Die Frischzellenkur mutierte zur Mundhygiene. “Normalerweise ist es hier so, dass sich die Gegner die Zähne an Blau-Weiß Linz ausbeißen. Heute war es so, dass Blau-Weiß Linz sich die Zähne an uns ausgebissen hat”, meinte Ingolitsch nämlich. “Viele Spieler, die jetzt da sind, haben weniger schlechte Erfahrungen gemacht. Wir haben neue Gesichter, neue Köpfe in die Mannschaft gekriegt, die uns guttun”, stimmte Torhüter Dejan Stojanovic jedenfalls zu.

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“Wir wollten es heute mehr als die Linzer. Wir waren bereit, alles dafür zu tun, damit wir die drei Punkte mitnehmen.”

Dejan Stojanovic, über den Grund für den Sieg

Er sagte auch: “Wir wollten es heute mehr als die Linzer. Man hat von Anfang an gesehen, dass wir bereit sind, in die ekligen Zweikämpfe zu gehen, alles dafür zu tun, damit wir die drei Punkte mitnehmen.” Einer der Neuen, Florian Dietz, sagte: “Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute alles investiert. Wir hatten einen guten Plan, waren vom Trainer sehr gut eingestellt. Jeder, der reingekommen ist, hat alles auf dem Platz gelassen. Dementsprechend ist der Sieg auch hochverdient.” Und Ingolitsch lobte: “Wir waren fußballerisch klar die bessere Mannschaft.”

Ekligkeit im besten Sinn

Die Altacher begannen die Mission “Belohnung” mit vier Neuen in der Startelf. Mike Bähre, Marlon Mustapha, Djawal Kaiba und Pascal Estrada spielten von Beginn an, Lukas Fadinger rutschte noch kurzfristig in den Kader und machte sich morgens auf den Weg nach Linz, weil Dijon Kameri erkrankt war. Auf dem Platz zeigten beide Teams lange ein ausgeglichenes Spiel, Altach versuchte Situationen betont spielerisch zu lösen, und war gleichzeitig in den Zweikämpfen enorm präsent. Blau-Weiß Linz hatte keine zündende Idee. “Wir haben gegenseitig auf Fehler gewartet, aber es waren wenig Fehler im Spiel”, sagte Dejan Stojanovic.

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Altachs Paul Koller gegen den Linzer und Ex-SCRA- bzw. -Austria-Lustenau-Spieler Anderson. gepa

“Es war schon ein Ziel von uns, eklig zu sein. Aber nicht im Spiel zerstören, sondern einfach permanent aggressiv zu sein, nah am Mann zu sein, den Gegner nicht ins Spiel kommen zu lassen”, sagte Ingolitsch. Bis zur ersten wirklich guten Torchance dauerte es so ganze 39 Minuten, Mustapha schoss Blau-Weiß-Keeper Vitek aber genau auf die Füße.

Gnadenlosigkeit als Learning

So sehr die erste Hälfte mit Aufregern geizte, so turbulent wurde die zweite. In der 50. Minute ging Altach in Führung, aus kurzer Distanz drückte Neuzugang Florian Dietz im zweiten Spiel den Ball ein erstes Mal über die Linie, dass ein Blau-Weißer den Ball unfreiwillig zu ihm spitzelte: geschenkt. Der VAR prüfte zwar vier Minuten lang, fand aber auch keinen Grund, das Tor abzuerkennen. “Nach dem 1:0 haben wir einen Aufschwung bekommen, dann ist der Dämpfer mit dem 1:1 gekommen. In früheren Spielen hätten wir dann nochmal drei Stück gekriegt, heute haben wir gezeigt, dass wir daraus gelernt haben”, sagte Stojanovic. Denn Altach kassierte rasch das 1:1 (58.), nach einer kurz abgespielten Ecke wurde kollektiv auf Anderson vergessen, der wuchtig einköpfte. Altach war das dieses Mal relativ egal. “Kompliment an die Mannschaft, dass wir da stark geblieben sind und einfach auf das nächste Tor gespielt haben”, meinte Dietz.

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Doppel-Scorer: Florian Dietz brachte Altach in Führung und legte den zweiten Treffer vor. GEPA

Es fiel in der 68. Minute, und war der Marke “Willenstreffer” zuzuordnen. Sandro Ingolitsch flankte auf Estrada, Dietz spielte einfach mal zurück in Richtung Tor, am zweiten Pfosten wuchtete Estrada den Ball unter die Latte, Roland Kirchler schwang im frostigen Linz vor Freude mit einer Decke. “Das war genau der Unterschied zu den letzten Wochen, dass wir die Dinger, die wir gehabt haben, gnadenlos reingehaut haben”, wusste Fabio Ingolitsch. Er nannte im Vorfeld der Partie das Erfolgsrezept: Ein Tor mehr schießen als der Gegner. Geworden sind es sogar zwei mehr.

Mit dem 1:3 in Minute 72 – Paul Kollers Schuss von links wurde von Blau-Weiß Goalgetter Ronivaldo (er wurde von Benedikt Zech gut aus dem Spiel genommen), noch unhaltbar abgefälscht, als zwölftes Saisontor des Österreich-Brasilianers wird das nicht gewertet, Altach war das wurscht, was zählte, war der Sieg. “Man hat das gesehen, speziell in der zweiten Halbzeit. Wie wir uns hineingehaut haben, welche Mittel wir benutzt haben, um endlich den Dreier einzufahren”, meinte er danach.

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Kopfballduell zwischen Soumaila Diabate (links) and Vesel Demaku. gepa

Mit allen Mitteln

Damit war auch gemeint, dass Altach 20 Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit schon ausgedehnte Spielunterbrechungen provozierte, die Nachspielzeit nicht umsonst acht Minuten betrug und auch nochmal verlängert wurde. “Wir hatten schon oft Probleme, ein Spiel über die Zeit zu kriegen. Deshalb finde ich, dass wir das sehr ordentlich hinbekommen haben”, meinte Ingolitsch und verwies auf die Spiele gegen den LASK und Salzburg (jeweils 1:2-Niederlagen), die man jeweils in der Schlussphase aus der Hand gegeben hatte. Stojanovic ortete das Zeitspiel ohnehin auch bei anderen Gegnern, “dass wir das heute ein bisschen übertrieben gemacht haben, zeigt, dass wir daraus gelernt haben.”

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Feierstimmung: Vor fast einem halben Jahr konnte zuletzt ein Sieg zelebriert werden. GEPA

Blau-Weiß-Coach Gerald Scheiblehner fand das Ausmaß dann trotzdem “ein bisserl peinlich”. Die Heim-Fans gustierten das freilich auch nicht, dass ein solcher auf der Gegengeraden zum Becherwerfer wurde und eingefangen von den TV-Kameras noch herumhampelte, war aber auch ein bisserl peinlich und wird wohl noch Konsequenzen haben.

Ein Schritt nach dem anderen

Das Erfolgserlebnis tut gut, Altach ist aber weiterhin Tabellenschlusslicht, der Weg ist noch weit. Stojanovic sagte: “Das war heute eine Bestätigung für die harte Arbeit. Wir müssen dranbleiben, damit wir das Feeling nicht gehen lassen. Der Sieg heute schweißt uns sicher noch mehr zusammen.” Auch Dietz sagte: “Wir müssen so weiterarbeiten. Einfach dranbleiben, cool bleiben, Momente überstehen.”

“Wir wissen, dass ein Sieg jetzt nicht unser ganzes Leben verändert, sondern nur ein ganz kleiner Schritt ist”, fasste Ingolitsch zusammen. Und dennoch: “Ich hoffe, dass das jetzt ein Push in die richtige Richtung ist.”

ADMIRAL Bundesliga, 18. Runde

FC Blau-Weiß Linz – Cashpoint SCR Altach 1:3 (0:0)

Linz, Hofmann Personal Stadion; 4.700 Zuschauer; SR Daniel Pfister

Torfolge: 50. 0:1 Florian Dietz, 58. 1:1 Anderson Dos Santos Gomes, 68. 1:2 Pascal Estrada, 72. 1:3 Ronivaldo (Eigentor)

Gelbe Karten: 5. Briedl (Foul), 31. Pasic (Unsportlichkeit), 60. Rozsa (Trainer/Kritik), 66. (alle Linz/Unsportlichkeit), 66. Ingolitsch (Trainer/Kritik), 76. Mustapha (beide Altach/Foul), 82. Noß (Linz/Foul), 85. Estrada (Altach), 90. Dobras (Linz), 90. Lukacevic (Altach/alle Unsportlichkeit), 90.+2 Eglseer (Trainer Linz/Kritik)

FC Blau-Weiß Linz (3-4-3): Vitek – Pasic (75. Bakatukanda), Maranda, Moormann – Anderson, Diabate, Seidl (46. Gölles), Briedl – Schmidt (75. Dobras), Ronivaldo, Goiginger (70. Noß)

Cashpoint SCR Altach (3-4-3): Stojanovic – Estrada, Zech, Koller – Ingolitsch, Kaiba (63. Fadinger), Bähre (80. Jäger), Lukacevic – Demaku, Dietz (89. Fridrikas), Mustapha (80. Diawara)