
Der letzte Pfiff
Nach 25 Jahren beendete Thomas Berneker seine Karriere als Eishockey-Schiedsrichter.
Feldkirch Samstagabend, kurz nach 21.30 Uhr, war es so weit. Ein letztes Mal verließ Thomas Berneker als Schiedsrichter eine Eisfläche. Das Spiel zwischen den Pioneers und den Capitals aus Wien war nach über 25 Jahren die letzte Partie, die der bald 50-Jährige geleitet hat. Danach wurde der Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Bregenz mit einem extra für ihn kreierten Video von der Liga verabschiedet. Für den Geschmack des Familienvaters fast ein wenig zu viel der Ehre, „denn ich habe in den letzten Wochen immer wieder darauf hingewiesen, dass ich keine großartige Verabschiedung möchte. Denn in meinen Augen ist mein Abschied nichts Außergewöhnliches“, spielt Berneker sein letztes Match herunter.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.
“So kam ich auch zu meinem ersten Match als Spielleiter zwischen Zell am See und Kapfenberg. Ich kann mich noch erinnern, wie stolz ich nach den 60 Minuten war“
Thomas Bernecker
Eishockey-Schiedsrichter in Rente

Die Anfänge
Doch eine 25 Jahre dauernde Tätigkeit als Schiedsrichter in Österreichs Eishockey-Oberhaus hinterlässt eben Spuren. Vor allem beim „Rentner“, der sich dieser Tage wieder mehr an die Anfänge zurückerinnert. Die eigentlich vor 40 Jahren mit seiner Tätigkeit als Eishockey-Knirps startete. Um dann mit noch nicht einmal 25 Jahren als Schiedsrichter zu beginnen. „Renato Hagen, Landesobmann des Schiedsrichterwesens, war verantwortlich, dass ich, nachdem ich meine Eishockey-Laufbahn beendet hatte, schnell als Referee Fuß fassen konnte. Er war ein Förderer von mir. So kam ich auch zu meinem ersten Match als Spielleiter zwischen Zell am See und Kapfenberg. Ich kann mich noch erinnern, wie stolz ich nach den 60 Minuten war“, erzählt Berneker.
Eishockey im Wandel
Seitdem ist viel Wasser die Ach heruntergelaufen, „und der Eishockeysport wie auch das Schiedsrichterwesen haben sich total verändert. Eigentlich ist es wie Tag und Nacht. Damals gab das Reglement alles vor, als Schiedsrichter hatte man kaum Spielraum. Heute ist das anders. Heute leitet der Schiedsrichter das Spiel, früher hat er es gepfiffen“, vergleicht der bei vielen Cracks beliebte Referee. Die größten Unterschiede zu damals und heute sieht Berneker klar bei den Charakteren rund und auf dem Eis: „Da gab es Spieler, die sich voll mit dem Klub identifiziert haben. Das waren Typen, die im Klub den Weg vorgegeben haben, heute kommt mir das alles ein wenig fremdgesteuert vor“.

Dennoch, missen möchte der bald 50-Jährige, der als Fitnessfreak im Schiedsrichterwesen bekannt ist, keinen Tag, „weil es einfach eine unglaubliche Lebensschule war, durch die ich gegangen bin. Alleine die Derbys in Kärnten, da hab ich schon drei Tage davor ein Kribbeln verspürt. Dann der Druck am Spieltag, man musste schnelle Entscheidungen treffen. Oftmals nicht zur Freude der einen oder anderen Mannschaft. Aber man lernte, damit umzugehen“, erinnert sich Berneker zurück, der auf mehr als 1300 Spiele in seiner Karriere kommt.
Die Quadratur des Kreises
Der Grund, das Pfeiferl verstummen zu lassen, war für den 49-Jährigen nur ein logischer Schritt: „Es war am Ende nur mehr ein Sich-im-Kreis-Bewegen, irgendwie reicht es.“ Dazu kam, dass sich Berneker nicht das Zepter des Handelns aus der Hand nehmen lassen wollte, „ich wollte entscheiden, wann Schluss ist. Hätte dies ein anderer getan, wäre ich in meinem Stolz sicher sehr gekränkt gewesen“, gibt er zu.

Blake, Kopitar, Lindner und Co.
In 25 Jahren auf dem Eis gab es viele Highlights für den Wolfurter, „aber unvergessen bleibt, wie ich Teil der Truppe war, die beim Turnier in Salzburg bei der Partie zwischen RB Salzburg und den Los Angeles Kings erstmals ein Spiel mit vier Schiedsrichtern leitete. Das war die Initialzündung für die 4-Mann-Leitung, die heute nicht mehr wegzudenken ist“. Dass Berneker danach Eishockey-Legenden wie Jason Blake oder Anze Kopitar die Hand schütteln durfte, „bleibt auch unvergesslich“, so der Wolfurter, der unzählige Finalspiele der österreichischen Liga, WM – oder Champions League-Spiele vor bis zu 18.000 Zuschauern pfeifen konnte.

Der Rocker auf dem Eis
Von den Eishockey-Cracks, die er in Österreich begleitete, blieben ihm einige richtige Charaktertypen im Gedächtnis: „Allen voran Heimo Lindner. Der hat das Eis gerockt, war alles andere als leicht zu handhaben. Ich glaube, ich war einer der wenigen, die ihn im Griff hatten“, so Berneker mit einem Augenzwinkern, „oder auch Gerald Ressmann und Mike Stuart – das waren brutale Jungs. Beeindruckt hat mich auch Todd Elick. Dem im Dress von Innsbruck oder Laibach zuzuschauen, war ein Genuss“.

Kein Pfeiferl mehr
Was bleibt nun nach über zwei Jahrzehnten? „Freunde sicher nicht, nur Bekannte. Das ist aber in Ordnung, denn es ist und bleibt ein Business. Aber es hat mich alles auf jeden Fall sehr geprägt“, erinnert er sich und spricht gleichzeitig seinem damaligen Chef bei der Raiba Gerhard Sieber einen großen Dank aus: „Er war es, der mir die Freiheit gab, die Tätigkeit als Schiedsrichter auszuüben. Nur mit der Vorgabe, meine Arbeit muss erledigt werden.“.
Dadurch ergaben sich viele Jahre der Entbehrlichkeit, die vielen Reisen durch Mitteleuropa nahmen viel Zeit in Anspruch. Weswegen er sich jetzt auf seine neuen Freiheiten freut. „Ich kann es gar nicht erwarten, mir meine Freizeit so einzuteilen, wie ich es will. Ohne dabei immer mit einem Auge auf den Eishockeysport zu schielen. Deswegen ist für mich klar: Ich vollziehe einen harten Cut – zum Pfeiferl greife ich nie mehr“.
Die Schlittschuhe wird er dafür schon noch anziehen. „Um einmal in der Woche mit meinen Kumpels zu spielen.“ Mit der Betonung auf Spielen.