Vom Torhüter zum Gesetzeshüter

Bregenz-Handball-Kapitän Ralf-Patrick Häusle beendet zum Saisonende seine aktive Karriere.
Bregenz Der Kapitän geht von Bord und wird zum Hüter des Gesetzes: Nach 14 Saisonen zwischen den Pfosten von Bregenz Handball beendet Goalie Ralf-Patrick Häusle mit Saisonende seine aktive Karriere. Bereits am 3. März startet der 30-Jährige in einen neuen Lebensabschnitt und beginnt seine Ausbildung an der Polizeischule in Feldkirch-Gisingen. „Ich erachte es als großes Privileg, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Ich bin stolz auf meine Karriere als Handballgoalie und freue mich jetzt auf die neue Aufgabe“, erklärt der gebürtige Bregenzer, der seit zwei Jahren mit seiner Freundin Julia in Fußach lebt.


Klasssischer Vorarlberger
Im Dezember 2011, wenige Tage vor seinem 17. Geburtstag, feierte Häusle im Ländle-Derby gegen Hard sein Debüt im Bregenz-Trikot in der HLA-Meisterliga. „Eigentlich verdanke ich es meinen Eltern, dass ich überhaupt Handballprofi geworden bin. Am Ende meiner Hauptschulzeit wollte ich eigentlich mit dem Handball aufhören und zum Fußball wechseln. Da meine Eltern aber bereits den Mitgliedsbeitrag bezahlt haben, habe ich dann doch meine Handballkarriere fortgesetzt.“

Im Sommer 2012 nahm Häusle mit dem Nationalteam an der U18-Europameisterschaft in Hard und Bregenz teil und belegte Rang sechs. Parallel dazu unterzeichnete er seinen ersten Vertrag bei Bregenz Handball und hielt dem regierenden Rekordmeister seither die Treue – er spielte für keinen anderen Verein. „Natürlich gab es Phasen in meiner Karriere, in denen ich über einen Wechsel ins Ausland nachgedacht habe. Irgendwie hat es aber nie so gepasst, wie ich es mir vorgestellt hatte. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich ein klassischer Vorarlberger bin, der sich zu Hause im Ländle einfach am wohlsten fühlt.“
Vater war Handballgoalie und Polizist
Der Gedanke, einmal – wie sein Vater, der in seiner Jugend ebenfalls Handballtorhüter war – Polizist zu werden, verstärkte sich in den letzten Jahren. „Nach der Matura an der Handelsakademie Bregenz habe ich vier Semester ein Fernstudium für Sportmanagement absolviert. Dabei habe ich gemerkt, dass ich kein Mensch für einen klassischen Bürojob bin. Ich bin niemand, der Tag für Tag dieselbe Tätigkeit ausüben will. Ich brauche die täglichen Herausforderungen und den Kontakt mit neuen Aufgaben. Ich will nicht den ganzen Tag vor einem Computer sitzen, sondern aktiv mit Menschen arbeiten. Das war einer der Gründe, warum ich mich für die Polizeiausbildung entschieden habe.“


HLA-Titel als letzter Wunsch
Bevor Häusle in einen neuen Lebensabschnitt tritt, will er sich seinen großen sportlichen Traum erfüllen: „Ein Grund, warum ich nie ins Ausland gewechselt bin, ist mein Wunsch, mit Bregenz einen Meistertitel zu holen. Ich habe unzählige HLA- und Europacup-Spiele bestritten, wurde 2016 und 2023 Supercup- sowie 2022 ÖHB-Cupsieger. Was noch fehlt, ist der Meistertitel. Doch ich bin realistisch genug zu wissen, dass der Spitzensport kein Wunschkonzert ist. Egal, ob mein letzter Traum in Erfüllung geht oder nicht – es war eine große Ehre, all das erlebt zu haben.“
Erinnungen geweckt
Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass sein Freund und Wegbegleiter Ante Esegovic vor drei Jahren in derselben Situation war, als er sein Karriereende bekannt gab und ebenfalls die Polizeiausbildung begann. „Ich habe unlängst ein längeres Gespräch mit Ante über die Polizeiausbildung geführt. Dabei sind wir genau auf dieses Thema gekommen. Natürlich wäre es ein absoluter Traum, wenn ich nach meinem letzten Spiel als Kapitän einen Siegerpokal in die Höhe stemmen dürfte. Ich will meine letzten Spiele genießen – und am Ende wird man sehen, was dabei herauskommt.“

Wie sich Hochgefühle im Sport anfühlen, durfte der 24-fache ÖHB-Teamspieler im Jänner des vergangenen Jahres erleben, als Österreichs Männerteam mit Häusle zwischen den Pfosten bei der EURO in Deutschland mit Rang acht für Furore sorgte. „Ich hätte jedenfalls nichts dagegen, wenn es zum Abschluss meiner Karriere ein Revival dieser magischen Momente gäbe.“
