
„Diesen Titel zu holen, ist nicht normal“
Die Karriere von Vinzenz Rohrer in der National Hockey League (NHL) scheint vorgezeichnet.
Zürich Nach dem Meistertitel in der Schweizer National League nun auch Sieger in der Champions League mit dem Zürcher SC. Vinzenz Rohrer hat mit seinen jungen 20 Jahren schon so viel erreicht wie andere Spieler in einer ganzen Karriere. Der 2:1-Erfolg des ZSC im CHL-Finale gegen Färjestad Karlstad vor 12.000 begeisterten Zuschauern in der neuen Züricher Swiss Life Arena bedeutete für den 20-Jährigen aus Rankweil der bisher größte Erfolg, auch wenn er ihn bei der Siegesfeier noch nicht so richtig einzuschätzen wusste: „Was soll ich sagen, wir haben es irgendwie geschafft“, meinte der immer lustige und sonst nicht mundfaule Eishockey-Youngster von Emotionen überwältigt in einer ersten Wortspende.
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Am Tag danach kam bei Rohrer im Gespräch mit den VN dann schon Freude auf. „Zuerst Meister in der Schweiz, jetzt der Europatitel – diese beiden Titel zu holen ist schon nicht ganz normal. Man muss die Größe, was man bereits gewonnen hat, einordnen.“ Die Schweizer Liga genießt in der Eishockeywelt großes Ansehen, wird neben der National Hockey League als die beste der Welt – nachdem ein Vergleich mit den Russen aktuell fehlt – eingestuft. Und Rohrer gehört immer in den Kreis der Schüsselspieler bei den Lions: „Die Mannschaft bringt mir ein gutes Vertrauen entgegen, ich bin mittendrin.“

Rohrer war im Endspiel wie gewohnt verlässlich am Bullypunkt, ein ständiger Unruheherd, mit unbändigem Einsatzwillen in den Zweikämpfen, der den Körper einsetzt, sich in Schüsse wirft, wie gegen den zehnfachen schwedischen Meister, als er einen Puck blockierte, kurz zu Boden ging und etwas humpelte, aber sofort wieder am Geschehen teilnahm. „Der Schmerz war nur kurz, es ging gleich weiter“, lachte Rohrer. Einer eigenen Doppelchance, bei der er dem Gegner in der Mittelzone den Puck abluchste, aber an Goalie Maxime Lagace mit Schuss und Nachschuss scheiterte, trauerte er nach dem Spiel nicht nach. „Keine Sekunde, wir haben den Pokal.“ Vinzi, wie er von den Freunden gerufen wird, ist ein absoluter Liebling der Fans. Beliebt auch abseits vom Eis, was eine Trikotinflation bei den Fans auf den Tribünen beweist. Die Nummer neun des österreichischen Nationalteamspielers gehört zu den meistverkauften Jerseys beim ZSC. Mann des Finalspiels war Sven Andrighetto, der beide Treffer für die Schweizer erzielte und Torhüter Simon Hrubec, der 29 Schüsse entschärfte.

Vier Tore und drei Assists in 13 Spielen weist die CHL-Statistik für Rohrer aus, 10 Checks sind die Bestmarke unter den Stürmern beim ZSC, mit 58,65 Prozent an gewonnenen Bullys gehört er ebenso zu den Klubbesten wie seine 22,22 Prozent bei der Schusseffizienz. Im Endspiel erhielt er 16:17 Minuten Eiszeit, darunter lange Wechsel in Unterzahl und schoss dreimal aufs Tor des zehnfachen schwedischen Meisters.
Seine Zukunft bei den Zürchern dürfte nicht von Dauer sein. „Wir werden ihn wohl nicht mehr lange hier haben“, meinte ZSC-Trainer Marco Bayer im ORF-Interview. „Ein sensationeller Eishockeyspieler, mit Speed, Intensität, der richtigen Einstellung, es macht unglaublich Freunde, ihm zuzuschauen. Er wird ganz sicher in die NHL gehen, er hat großes Entwicklungspotenzial.“

Im vergangenen Sommer verpasste Rohrer das Trainingslager bei den Montreal Canadiens wegen einer Nasenscheidewandoperation, heuer wird er mit großer Wahrscheinlichkeit wieder in der Vorbereitung des NHL-Klubs involviert sein. Er habe alle Anlegen, um in der besten Eishockeyliga der Welt eine Rolle zu spielen, meinte etwa ZSC-Kapitän Patrick Geering. „Die Planungen sind noch nicht ganz definiert, aber ich glaube schon, dass ich in Montreal dabei sein werde“ Der ehemalige VEU-Nachwuchscrack, der bei den Ottawa 67ers (113 Punkte in 109 Spielen) zwei Jahre kanadische Eishockeyluft schnupperte, wurde von den Canadiens 2022 als Nummer 75 gedraftet.
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Rohrer ist der erste Österreicher, der aktiv an einem Finale der Champions Hockey League teilnahm. Marco Kasper und Thimo Nickl standen 2022, beim Sieg von Rögle im Kader der Schweden, aber im entscheidenden Spiel nicht auf dem Eis.

Ausgelassene Feiern sind bei den Zürchern nicht angesagt, hinter der Mannschaft liegen fünf Spiele in acht Tagen, vor ihr ab Freitag innert vier Tagen die Spiele gegen Zug, Langnau und Davos. In der Tabelle liegt man mit 88 Punkten aus 47 Spielen auf Platz zwei hinter Lausanne (94/48). „Wir waren noch etwas unterwegs, aber die Feier nicht dramatisch“, erzählt Rohrer, der sich nach dem Spiel mit den Eltern Ulli und Stefan sowie Bruder Niki traf. „Es ist etwas anderes, wenn man im Februar gewinnt, als nach der Saison. Wir werden das schon noch nachholen.“ KO