“Am Ende gibt es nur einen Verlierer – mich”

Sport / 10.04.2025 • 12:00 Uhr
Franco Flückiger blickt sporlich auf eine erfolgreiche Zeit bei SW Bregenz zurück. Dennoch muss der Tormann den Klub im Sommer verlassen. gepa

Tormann Franco Flückiger über seine Trennung von SW Bregenz.

Bregenz “Im Fußball kann man sich auf nichts verlassen, das ist mal sicher”, erklärt Franco Flückiger im Gespräch mit den VN. Der Tormann von SW Bregenz, der in den letzten beiden Saisonen nicht nur Kapitän wurde, sondern auch von Tag eins eine wertvolle Stütze der Mannschaft war, musste am eigenen Leib erfahren, wie hart und gnadenlos das Business Fußball ist.

“Dass du als Kapitän und Stammtorhüter keinen Vertrag aufgrund deiner Nationalität bekommst, ist auch für mich neu”.

Franco Flückiger
Über sein bevorstehendes Aus bei SW Bregenz
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FRanco Flückiger. Gepa

Dabei hat der heute 34-Jährige nach vielen Jahren als Keeper in Deutschland schon vieles erlebt, “aber dass du als Kapitän und Stammtorhüter keinen Vertrag aufgrund deiner Nationalität mehr bekommst, ist auch neu für mich”. Flückiger wurde vor dem Auswärtsspiel der Schwarz-Weißen beim SV Lafnitz mitgeteilt, dass der Verein nicht mehr mit ihm plant und ihm keine Verlängerung seines Kontrakts anbietet. Seitdem steht Felix Gschossmann im Gehäuse des Drittplatzierten.

Faire Gespräche

Die Gespräche liefen aus Sicht des Keepers, dem in 52 Pflichtspielen für Bregenz in der 2. Liga kein schwerer Fehler unterlief, und auf den immer Verlass war, fair ab, “weil ich den Klub aus finanzieller Sicht verstehe. Der Verein hat sich für die Philosophie, mit Österreichern zu arbeiten, entscheiden. Dass der Coach daraufhin erklärt, Felix von nun an spielen zu lassen, ist eigentlich nur konsequent. Aber so gibt es am Ende nur einen Verlierer – mich”.

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Franco Flückiger war ein großer Rückhalt von SW Bregenz in den jahren nach dem Aufstieg in die 2. Liga. gepa

Der 34-Jährige hat sich mittlerweile arrangiert mit der Situation, “wobei es natürlich schönere Dinge gibt im Leben. Meine Familie und ich fühlen uns sehr wohl hier im Ländle, meine Tochter hat ihr erstes Lebensjahr hier erlebt. Aber so kann es eben auch laufen im Fußballgeschäft, ich kann damit umgehen”.

Noch keine Pläne

Wie es mit ihm jetzt weitergeht, darüber hat sich der in Stendal, Deutschland geborene noch keine Gedanken gemacht. “Ich habe noch gar keinen Plan und die Resonanz, dass ich ab Sommer auf dem Transfermarkt bin, ist jetzt auch noch nicht sonderlich groß gewesen. Die Sache, dass ich ab sofort nicht mehr spiele, ist zudem nicht gerade zuträglich für meine Situation”, lässt Flückiger tief blicken.

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Felix Gschossmann ist die neue Nummer eins in Bregenz und erhält dabei die volle Unterstützung von Franco Flückiger. gepa

Hängen lassen gilt nicht für den verlässlichen Tormann, den der ehemalige SWB-Coach Andreas Heraf im Sommer 2023 von Türkgücü München an den Bodensee holte. “Ich gebe im Training weiter alles für die Mannschaft und unterstütze Felix wo immer es geht.”

Gedanken an das Karriereende

Trotzdem: Gedanken an ein Karriereende gibt es. “Ich bin 34 Jahre alt und habe eine Familie zu ernähren. Da ist es ganz normal, wenn man nach dieser Entscheidung darüber nachdenkt”, so Flückiger, der ein wenig mit seinem Leben als Tormann hadert: “Das ist ein wenig die Geschichte meiner Karriere. Es gab ein paar Mal 50:50-Entscheidungen, die gegen mich getroffen wurden. Aus welchen Gründen auch immer. Deshalb habe ich gelernt, weniger in große Euphorie zu verfallen, wenn es gut läuft. Es kann nämlich ganz schnell, ganz anders kommen”.