Altach im Partybus: “Wir haben es wieder geschafft, nur das zählt”

Altach zieht zum fünften Mal in Serie den Kopf aus der Schlinge und hält die Liga. Der Druck ist weg, die Feierlaune da. “Unter dem Strich: Mission completed.”
Linz Geschichte wiederholt sich, in Altach vielleicht zu oft. Schon in der vergangenen Saison heizte Co-Trainer Louis Ngwat-Mahop dem Team nach dem geschafften Klassenerhalt in der Kabine ein, er tat es auch heuer wieder, wenn auch zu einem späteren Zeitpunkt der Saison, und nicht in Innsbruck, sondern in Linz. Aber immerhin: Auch das fünfte Jahr harten Abstiegskampfes bestritt Altach erfolgreich. Gut: kein Abstieg. Schlecht: schon wieder Zittern. Frage: Ist Altach unabsteigbar? “Irgendwann geht es nicht mehr gut, das ist uns bewusst”, beschwichtigte Lukas Jäger und lobte eine extreme Energieleistung, man habe alles am Platz gelassen.
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“Sehr spannende, sehr nervenaufreibende” 90 Minuten habe er beim 0:0 gegen den LASK gesehen, meinte Jäger, der die Altacher als Kapitän ins wirklich letzte der vielen kürzlich zu Endspielen auserkorenen Partien führte, zu den VN. “Aber das ist alles egal. Wir haben es wieder geschafft, nur das zählt. Jetzt wird gefeiert, nur gefeiert.” Es wurde gefeiert. Mahop drehte den Kabinenkreisel an Altachern immer schneller, es wurde immer lauter. Teammanager Mario Mayer wurde in die Pension verabschiedet, schon vor dem Gästesektor ließ man ihn hochleben.
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Kirchler weg, Veränderungen erwünscht
Es war nicht der einzige Abschied des Tages, auch Sportdirektor Roland Kirchler verabschiedete sich in der Kabine vom Team, sein Vertrag wäre im Juni ausgelaufen. Im Sky-Interview zuvor verwies er bezüglich seiner Zukunft noch auf die Vorstandssitzung am Montag, sprach davon, dass man den Klassenerhalt früher fixieren hätte müssen. “Ich freue mich irrsinnig für die Fans, für den Vorarlberger Fußball. Die letzten beiden Jahre an Arbeit wären bei einem Abstieg zerplatzt, deshalb freut es mich für mich auch”, sagte er. Er verwies auch darauf, dass die letzten Wochen im Endeffekt ein Vakuum gewesen seien. “Man hat nichts planen können, nichts verhandeln können. Wir haben es uns selber bis zum Schluss spannend gemacht.”
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Auch Trainer Fabio Ingolitsch wurde in der Pressekonferenz nach dem Spiel deutlich, sprach an, dass sich Dinge grundlegend ändern müssten, die Arbeit eigentlich schon morgen beginnen müsse. Was genau sich ändern müsse, wollte Ingolitsch noch nicht sagen, dafür sei jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Denn: “Heute ist Zeit zum Genießen, Zeit zum Feiern.” Die ersten Bierkisten wurden schon in Richtung Kabine verfrachtet, da waren die Spieler noch vor den mitgereisten Fans. “Wir wollen euch kämpfen sehen!”, skandierten diese vor dem Spiel. “Wir wollen dieses Spiel heut’ gewinnen!”, skandierten sie in Hälfte zwei. Sie sahen Altach kämpfen, gewinnen nicht.
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Das war auch nicht notwendig. Dass Klagenfurt gegen Hartberg schon nach zwei Minuten in Rückstand lag, nahm die Spannung doch etwas aus der Abstiegskonferenz heraus und gab Altach ein unerwartet frühes Polster. Auch Ingolitsch sei davon etwas überrascht worden, “trotzdem war es für uns wichtig, dass wir bei uns bleiben. Aber natürlich hat mich das beruhigt, das muss man ehrlich sagen.”
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Rätsel gelöst
Dass Altachs gezwungenermaßen durchrotierte Startelf mit fünf Neuen – Koller, Estrada, Ouedraogo, Jäger, Gebauer – auf eine noch wilder durchrotierte LASK-Startelf mit zehn (!) Neuen traf, sah man dem Spiel von Beginn weg an. Ingolitsch selbst – am Vorabend noch einer der Gewinner beim teaminternen Pubquiz – wurde vor Anpfiff erneut vor ein Rätsel gestellt, bei zwei eingesetzten Spielern des Gegners habe er noch auf Transfermarkt schauen müssen, wo genau diese eingesetzt werden. Das wesentlich wichtigere Spiel der Linzer findet am Montag statt, dann geht es im Kampf um Europacup-Qualiplätze gegen Hartberg.

Spielerisch schenkten sich die drei zeitgleich stattfindenden Partien des GAK (gegen die WSG Tirol in Innsbruck), von Klagenfurt (gegen Hartberg) und von Altach in Linz wenig. Eine gewisse Angst ging in allen Stadien um, der allerletzte Biss bei den Gegnern der Abstiegsgefährdeten ab.
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Zu Altachs bester Möglichkeit der gesamten Partie kam es erst gar nicht – den vermeintlichen Elfmeter in Minute neun nach Foul von Sulzner an Mustapha durfte Alexander Gorgon nicht ausführen, da zuvor eine Abseitsposition vorgelegen war. Eine Abseitsposition verhinderte in Hälfte zwei kurioserweise auch einen Elfmeter des LASK, als Stojanovic Entrup von den Beinen geholt hatte. Dazwischen war viel Kampf von Altach, wenig sauber zu Ende Gespieltes der Linzer, eine durchaus riskante Grätsche von Estrada kurz vor der Pause und eine vergebene Kopfballchance des eingewechselten Entrup danach.


Es blieb beim 0:0, der Punkt war Gold wert. “Wir haben extremen Balldruck hingekriegt, waren leidenschaftlich unterwegs, haben nicht so viel Ballkontrolle gekriegt – wobei das klar war gegen den LASK. Das ist uns heute entgegengekommen, weil wir uns so nichts überlegen haben müssen, sondern uns in die Partie haben reinarbeiten können”, analysierte Ingolitsch.
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Auch GAK im Höhenflug, Klagenfurt im tiefen Fall
Und so wurde gefeiert. In Tirol, denn Aufsteiger GAK hielt ebenfalls die Klasse und wird den Erfolg auf Mallorca feiern. Nicht gefeiert wird in Klagenfurt, das nach acht sieglosen Partien in Serie, einem Trainerwechsel und viel Wirbel im Vereinsumfeld auch gegen Hartberg nicht punkten konnte – auch, weil in der Schlussphase beste Chancen liegengelassen wurden. Kapitän Thorsten Mahrer war nicht zu beneiden, im TV-Interview wirkte er sichtlich mitgenommen, rang um Worte, mit brüchiger Stimme fasste er das Resümee: “Es tut weh.”
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Bei Altach aber wurde gefeiert, auch heuer. Gefeiert, dass der Druck nachließ. “Die Spannung der letzten Wochen war nicht mehr gesund”, sagte Gorgon bei Sky. “Es war sehr viel Druck. Ich bin einfach stolz, dass wir es geschafft haben. Vieles ist nicht für uns gelaufen, die ganze Saison schon. Es fliegen Steine vom Herzen”, sagte Torhüter Dejan Stojanovic den VN. “Seit Februar war es Vollstress”, sagte Benjamin Zech, der zurück nach Altach kam und nur gegen den Abstieg spielte. Sein Fazit: “Unter dem Strich: Mission completed. Nächstes Jahr werden wir attackieren.” Morgen habe seine größere Tochter Geburtstag, die Frau sorge sich schon um seine Fitness bei den Festivitäten. “Ich kann für nichts garantieren”, grinste er. Für eines aber schon: “Es wird ein Partybus.”
