Vorarlbergs Spuren im Zehnkampf-Mekka

22 Mal war ein Lokalmatador beim Hypomeeting in Götzis dabei – Röser mit sieben Starts Rekordhalter.
Götzis Was am 31. Mai 1975 begann, ist heute Kult: Kommendes Wochenende feiert das Hypomeeting in Götzis – weltweit als das beste Mehrkampf-Meeting bekannt – seinen 50. Geburtstag. Für viele Vorarlberger Athleten war und ist das Heim-Meeting weit mehr als ein sportlicher Wettkampf: Es war Traum, Antrieb, oft auch Endstation – aber stets eine Herzensangelegenheit.

Der erste Regentag
Der Hohenemser Hans Aberer war 1975 beim allerersten Meeting am Start. „Es regnete zwei Tage lang, es hatte vier Grad im Stadion und Schnee in den Bergen“, erinnert sich der heute 72-Jährige. „Ich hatte drei ungültige Versuche im Stabhochsprung bei 3,60 Metern und verzichtete danach auf den 1500er. Danach bekam ich nie mehr die Chance, in Götzis zu starten – ich war einfach zu verletzungsanfällig.“

Was ihm als Aktiver verwehrt blieb, holte er auf der Funktionärsebene nach: Seit 1983 ist Aberer Bestandteil des OK-Teams – zuständig für Wettkampfplanung und Finanzen.

Der Götzner im Starterfeld
Bereits bei der zweiten Auflage 1976 war mit Wolfgang Berchtold ein waschechter Götzner am Start – und blieb es nach drei Teilnahmen bis heute. Seinen sportlichen Höhepunkt erlebte der heute 70-Jährige 1977 mit Platz 13 und 7048 Punkten. „Für mich war es eine große Ehre, als Lokalmatador starten zu dürfen. Das war nichts Selbstverständliches.“ In fünf Disziplinen – 100 m (11,21), 1500 m (4:33,70), 110 m Hürden (15,53), Hochsprung (1,91) und Weitsprung (6,96) – stellte er persönliche Bestleistungen auf. „Ich hatte große Hoffnungen, aber als Student war ich auf mich allein gestellt. Die Trainingssteuerung war einfach nicht optimal.“

Berchtold, später AHS-Professor für Deutsch und Sport, prägte das Meeting ab 1986 fast 30 Jahre lang als charismatischer Stadionsprecher mit.

Rekordhalter im Schatten der Stars
In den 1990ern trat der heute 56 Jahre alte Bregenzer Gerhard Röser insgesamt siebenmal (1991 bis 1997) in Götzis an. Auch wenn Röser der große Durchbruch ausblieb, hält er bis heute mit 7876 Punkten den Vorarlberger Landesrekord (seit 1996). „Das Hypomeeting war der Grund, warum ich überhaupt Zehnkampf gemacht habe. Aber der Druck, sich als Vorarlberger in diesem Weltklassefeld zu behaupten, war enorm. Ich bin oft an meiner eigenen Erwartungshaltung gescheitert.“

Einmal Glanzlicht: Jürgen Thaler
1996 durfte sich Jürgen Thaler bei seinem einzigen Start im Mösle-Oval über 7102 Punkte und gleich sechs persönliche Bestleistungen freuen. Der damals 21-Jährige nutzte seine Chance – und schrieb eine der vielen persönlichen Erfolgsgeschichten im Lauf der Meeting-Geschichte.

Bestmarke bei dritter Teilnahme
Zu Beginn der 2000er-Jahre hielten die Brüder Thomas und Markus Walser die Vorarlberger Fahne hoch. Thomas, der ältere der beiden, nahm viermal teil (2000, 2001, 2002, 2004) und erzielte 2002 mit 7784 Punkten seine Bestmarke. „Das Hypomeeting war für uns Vorarlberger Athleten das höchste der Gefühle. Schon zu Beginn meiner Karriere habe ich davon geträumt, einmal dort an den Startblöcken zu stehen. Leider hat mich 2003 eine Schulterverletzung gestoppt – sonst wäre die 8000er-Marke drin gewesen“, blickt der heute 47-jährige Polizist auf seinen Werdegang als Zehnkämpfer zurück.

Die Leichtathletik hat er heute hinter sich gelassen: „Die Familie und der Job haben die Priorität verschoben. Im Stadion als Besucher war ich nie mehr, aber gemeinsam mit meinem Bruder schauen wir das Meeting jedes Jahr im Fernsehen an, grillen dabei mit Familie und Freunden und schwelgen in Erinnerungen.“

8000er in Griffweite
Markus Walser, heute 45 und im Außendienst tätig, war zwischen 2001 und 2007 sechsmal beim Stelldichein der Weltelite im Möslestadion dabei. „Das Hypomeeting war auch für mich die große Motivation. Der gemeinsame Weg mit meinem Bruder hat uns beiden geholfen. Wir haben uns gefreut, wenn’s lief, und gemeinsam gehadert, wenn es nicht so war. Wir waren nie Rivalen, der Erfolg als Team stand immer im Vordergrund.“

Unvergessen bleibt für ihn das Jahr 2002: „Ich war Richtung 8000 Punkte unterwegs – und scheiterte leider im Stabhoch bei allen drei Versuchen.

Die Vorarlberger Bilanz
Insgesamt 22 Mal – letztmals 2007 durch Markus Walser – war ein Vorarlberger im Zehnkampf der Männer beim Hypomeeting vertreten. Ergänzt wird die Ländle-Statistik durch den gebürtigen Niederösterreicher Mike Arnold. Der heute 58-Jährige war einige Saisonen bei der damaligen LG Montfort gemeldet, startete zwischen 1987 und 1992 fünfmal beim Hypomeeting in Götzis und lieferte 1989 als Achter mit 7866 Punkten sein bestes Resultat ab.