Vorarlbergs Spuren im Zehnkampf-Mekka

Sport / 26.05.2025 • 18:46 Uhr
Vorarlbergs Spuren im Zehnkampf-Mekka
Gerhard Röser (r.) 1996 im 100-m-Sprint in prominenten Gesellschaft: Der Kanadier Mike Smith (l.) feierte anschließend mit 8626 Punkten seinen zweiten Götzis-Sieg , der Deutsche Frank Busemann (Mitte) gewann zwei Monate später Olympia-Silber in Atlanta.

22 Mal war ein Lokalmatador beim Hypomeeting in Götzis dabei – Röser mit sieben Starts Rekordhalter.

Götzis Was am 31. Mai 1975 begann, ist heute Kult: Kommendes Wochenende feiert das Hypomeeting in Götzis – weltweit als das beste Mehrkampf-Meeting bekannt – seinen 50. Geburtstag. Für viele Vorarlberger Athleten war und ist das Heim-Meeting weit mehr als ein sportlicher Wettkampf: Es war Traum, Antrieb, oft auch Endstation – aber stets eine Herzensangelegenheit.

Vorarlbergs Spuren im Zehnkampf-Mekka

Der erste Regentag

Der Hohenemser Hans Aberer war 1975 beim allerersten Meeting am Start. „Es regnete zwei Tage lang, es hatte vier Grad im Stadion und Schnee in den Bergen“, erinnert sich der heute 72-Jährige. „Ich hatte drei ungültige Versuche im Stabhochsprung bei 3,60 Metern und verzichtete danach auf den 1500er. Danach bekam ich nie mehr die Chance, in Götzis zu starten – ich war einfach zu verletzungsanfällig.“

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Hans Aberer ist seit 1983 Bestandteil des OK-Teams und zuständig für die Weittkampfplanung, die Kontrolle der Sportgeräte und der Finanzchef des Hypomeetings.

Was ihm als Aktiver verwehrt blieb, holte er auf der Funktionärsebene nach: Seit 1983 ist Aberer Bestandteil des OK-Teams – zuständig für Wettkampfplanung und Finanzen.

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Wolfi Berchtold 1977 im Hürdensprint mit Dailey Thompson.

Der Götzner im Starterfeld

Bereits bei der zweiten Auflage 1976 war mit Wolfgang Berchtold ein waschechter Götzner am Start – und blieb es nach drei Teilnahmen bis heute. Seinen sportlichen Höhepunkt erlebte der heute 70-Jährige 1977 mit Platz 13 und 7048 Punkten. „Für mich war es eine große Ehre, als Lokalmatador starten zu dürfen. Das war nichts Selbstverständliches.“ In fünf Disziplinen – 100 m (11,21), 1500 m (4:33,70), 110 m Hürden (15,53), Hochsprung (1,91) und Weitsprung (6,96) – stellte er persönliche Bestleistungen auf. „Ich hatte große Hoffnungen, aber als Student war ich auf mich allein gestellt. Die Trainingssteuerung war einfach nicht optimal.“

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Wolfi Berchtold ist dem Hypomeeting in seiner Heimartgemeide eng verbunden, war dreimal als Aktiver dabei und von 1986 bis 2015 Stadionsprecher im Zehnkampf.

Berchtold, später AHS-Professor für Deutsch und Sport, prägte das Meeting ab 1986 fast 30 Jahre lang als charismatischer Stadionsprecher mit.

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Mit sieben Teilnahmen zwischen 1991 und 1997 ist Gerhard Röser Vorarlberger Rekordteilnehmer am Hypomeeting und seit 1996 mit 7876 Punkten Landesrekordhalter im Zehnkampf

Rekordhalter im Schatten der Stars

In den 1990ern trat der heute 56 Jahre alte Bregenzer Gerhard Röser insgesamt siebenmal (1991 bis 1997) in Götzis an. Auch wenn Röser der große Durchbruch ausblieb, hält er bis heute mit 7876 Punkten den Vorarlberger Landesrekord (seit 1996). „Das Hypomeeting war der Grund, warum ich überhaupt Zehnkampf gemacht habe. Aber der Druck, sich als Vorarlberger in diesem Weltklassefeld zu behaupten, war enorm. Ich bin oft an meiner eigenen Erwartungshaltung gescheitert.“

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Bei seiner einzigen Götzis-Teilnahme schrieb Jürgen Thaler 1996 seine persönliche Erfolgsgeschichte.

Einmal Glanzlicht: Jürgen Thaler

1996 durfte sich Jürgen Thaler bei seinem einzigen Start im Mösle-Oval über 7102 Punkte und gleich sechs persönliche Bestleistungen freuen. Der damals 21-Jährige nutzte seine Chance – und schrieb eine der vielen persönlichen Erfolgsgeschichten im Lauf der Meeting-Geschichte.

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Thomas Walser erzielte bei der 2002er-Auflage des Meeting mit 7784 seine persönliche Bestmarke.

Bestmarke bei dritter Teilnahme

Zu Beginn der 2000er-Jahre hielten die Brüder Thomas und Markus Walser die Vorarlberger Fahne hoch. Thomas, der ältere der beiden, nahm viermal teil (2000, 2001, 2002, 2004) und erzielte 2002 mit 7784 Punkten seine Bestmarke. „Das Hypomeeting war für uns Vorarlberger Athleten das höchste der Gefühle. Schon zu Beginn meiner Karriere habe ich davon geträumt, einmal dort an den Startblöcken zu stehen. Leider hat mich 2003 eine Schulterverletzung gestoppt – sonst wäre die 8000er-Marke drin gewesen“, blickt der heute 47-jährige Polizist auf seinen Werdegang als Zehnkämpfer zurück.

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Thomas Walser 2002 nach Beendigung des 1500-m-Laufes.

Die Leichtathletik hat er heute hinter sich gelassen: „Die Familie und der Job haben die Priorität verschoben. Im Stadion als Besucher war ich nie mehr, aber gemeinsam mit meinem Bruder schauen wir das Meeting jedes Jahr im Fernsehen an, grillen dabei mit Familie und Freunden und schwelgen in Erinnerungen.“

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Die Brüder Markus und Thomas Walser 2001 nach der ersten gemeinsamen Teilnahme am Hypomeeting.

8000er in Griffweite

Markus Walser, heute 45 und im Außendienst tätig, war zwischen 2001 und 2007 sechsmal beim Stelldichein der Weltelite im Möslestadion dabei. „Das Hypomeeting war auch für mich die große Motivation. Der gemeinsame Weg mit meinem Bruder hat uns beiden geholfen. Wir haben uns gefreut, wenn’s lief, und gemeinsam gehadert, wenn es nicht so war. Wir waren nie Rivalen, der Erfolg als Team stand immer im Vordergrund.“

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2007 war Markus Walser zum sechsten Mal in Götzis dabei. Es war zugleich das letzte Mal, das ein Vorarlberger beim Hypomeeting im Zehnkampf an den Startblöcken stand.

Unvergessen bleibt für ihn das Jahr 2002: „Ich war Richtung 8000 Punkte unterwegs – und scheiterte leider im Stabhoch bei allen drei Versuchen.

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Der gebürtige Niederösterreicher Mike Arnold nahm als Aktiver der LG Montfort am Hypomeeting teil.

Die Vorarlberger Bilanz

Insgesamt 22 Mal – letztmals 2007 durch Markus Walser – war ein Vorarlberger im Zehnkampf der Männer beim Hypomeeting vertreten. Ergänzt wird die Ländle-Statistik durch den gebürtigen Niederösterreicher Mike Arnold. Der heute 58-Jährige war einige Saisonen bei der damaligen LG Montfort gemeldet, startete zwischen 1987 und 1992 fünfmal beim Hypomeeting in Götzis und lieferte 1989 als Achter mit 7866 Punkten sein bestes Resultat ab.