Der leise Abschied eines Kämpfers

Sport / 24.07.2025 • 11:37 Uhr

Deshalb hängte Johannes Bischofberger seine Schlittschuhe endgültig an den Nagel.

Klagenfurt-Dornbirn „Er ist ein feiner Bursche“, bringt es ein Fan von Johannes Bischofberger im KAC-Fanforum auf den Punkt. Das ist keine Einzelmeinung, wie die Welle der Anteilnahme zeigt, die durch Eishockey-Österreich ging, als der 31-Jährige vor wenigen Tagen sein Karriereende bekannt gab. Dabei steht der Stürmer, der mit diesem Schritt für zahlreiche Schlagzeilen sorgte, überhaupt nicht gerne im Rampenlicht. „Ich halte mich lieber zurück, das ist nicht meins. Umso mehr haben mich die vielen Reaktionen auf meinen Entschluss überrumpelt.“

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Seit 2016 stand der gebürtige Dornbirner im Dienst des KAC und überzeugte durch seine enorme Geschwindigkeit und Schussqualität. In neun Saisonen bei den Klagenfurtern brachte er es auf über 380 Einsätze und erzielte dabei 112 Tore. In den Spielzeiten 2018/19 und 2020/21 krönte er seine Leistungen mit zwei Meistertiteln. „Besonders der Titelgewinn im Corona-Jahr war einer der schönsten Momente meiner Karriere“, blickt er zurück. Hinter all diesen Erfolgen verbarg sich jedoch ein Kampf, der weit über die Eisfläche hinausging. Wiederholte Gehirnerschütterungen prägten seine Laufbahn.

Johannes Bischofberger nimmt sich Zeit
Johannes Bischofberger genießt nun seine Zeit als Ex-Eishockeyprofi.

Schmerzhafte Erkenntnis

Nach einer erneuten Verletzung im November 2024 schien er auf dem Weg zurück zu sein. Er fühlte sich auf dem Eis „topfit“. „Ich konnte wieder ganz normal trainieren.“ Der wahre Wendepunkt kam jedoch abseits des Sports. „Ich saß mit Freunden in einem Café und wollte dem Gespräch folgen, aber es hat nicht mehr funktioniert“, erzählt Bischofberger von jenem „scary moment“, der alles veränderte. Es war die schmerzhafte Erkenntnis, dass die Verletzungen tief in seinen Alltag eingriffen und Angststörungen sowie Konzentrationsprobleme hinterlassen hatten.

eishockey

„Es wäre dumm gewesen, meine Gesundheit noch einmal für das alles aufs Spiel zu setzen.“

Johannes Bischofberger, Ex-Eishockey-Profi

Es ist diese Offenheit, die Bischofberger auszeichnet. Nachdem er praktisch die gesamte Saison 2022/23 wegen einer Gehirnerschütterung und einer Corona-Erkrankung verpasst hatte, sprach er nach seiner Rückkehr Klartext. Er berichtete über Depressionen und offenbarte so die dunkle Seite des Spitzensports. „Ohne mein privates Umfeld und natürlich den Support vom KAC hätte ich es schon damals nicht mehr geschafft.“

20110326 EC Dornbirn
Als 16-Jähriger verlor er das Nationalliga-Finale mit Dornbirn gegen die VEU-Feldkirch. MS

Spätstarter mit großem Talent

Als Sieben- oder Achtjähriger, so genau wisse er es nicht mehr, begann der „Ländle-Crack“ bei den Bulldogs mit dem Eishockeyspielen. „Ich war jedenfalls schon ziemlich alt, um in dieser Sportart noch durchzustarten.“ Das war jedoch kein Hindernis für eine beeindruckende Karriere. 2011 stand er mit seinem Jugendverein Dornbirn im Finale der Nationalliga, in dem er gegen die VEU Feldkirch den Kürzeren zog. Monate später feierte er als 17-Jähriger bereits seine Premiere in der höchsten heimischen Spielklasse mit RB Salzburg. Nach zwei Jahren in der Mozartstadt folgte ein Abstecher in die Schweiz. „Mein damaliger Klub Thurgau konnte meinen Vertrag wegen finanzieller Probleme nicht mehr verlängern. Zum Glück, denn so kam das Angebot aus Klagenfurt genau zur rechten Zeit.“

GEPA-01111168035
Von Dornbirn ging es für Johannes Bischofberger (im Bild rechts, daneben Thomas Raffl) nach Salzburg. gepa

Der Weg beim Rekordmeister war für den damals 22-jährigen „Bischi“ jedoch anfangs kein einfacher. „Ich musste gleich zum Bundesheer. Zudem war ich körperlich unterlegen.“ Doch er erkämpfte sich seinen Platz, gestützt von Mitspielern wie Thomas Hundertpfund oder Thomas Koch, die ihn sofort aufnahmen.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Blick nach vorne

Die finale Entscheidung aufzuhören, traf er nicht nur für sich selbst. Er sah die Spuren, die der zermürbende Kampf auch bei seinen engsten Menschen hinterlassen hatte. „Es wäre dumm gewesen, meine Gesundheit noch einmal für das alles aufs Spiel zu setzen.“

GEPA-26031464024
Bilder aus dem Jahre 2014 zeigen Johannes Bischofberger . . .
GEPA-26031464047
. . . im Trainingscamp des Eishockey-Nationalteams. gepa

Und jetzt? „Ich habe mich in diese Stadt und den Wörthersee verliebt.“ Er bleibt in Klagenfurt, zieht gerade in seine neue Wohnung und will sich im ersten trainingsfreien Sommer die Zeit nehmen, die er nie hatte. Was danach kommt, weiß er noch nicht. Der Übergang in ein Leben nach dem Sport ist für den Ex-Profi auch ein Sprung ins kalte Wasser, der selbst vor alltäglichen Dingen nicht Halt macht. „Beispielsweise war ich vorgestern beim AMS. Ich lerne gerade erst wieder das Leben kennen, wie mit 18“, sagt er und lacht. Was bleibt, ist die Dankbarkeit und die überwältigende Erkenntnis, wie viel er mit seiner Geschichte bewegt hat. Selbst der ewige Rivale VSV zollte ihm in einem Instagram-Post Respekt. „Das hat mich extrem gefreut und zeigt, dass Eishockey uns am Ende doch vereint.“ ABR

Johannes Bischofberger nimmt sich Zeit
Bischofbergers Karriere-Ende sorgte sogar beim Rivalen aus Villach für einen emotionales Instagram-Post.