Verhinderung der Abbrüche und Eklats: Der VFV setzt auf Präsenz und Prävention

Im Nachwuchsfußball will der Verband Eskalationen vermeiden – mit dem Projekt Teamplay.
Schwarzach Der Vorarlberger Nachwuchsfußball wächst – und mit ihm die Verantwortung. Über 12.000 Kinder und Jugendliche sind aktuell beim Vorarlberger Fußballverband (VFV) registriert, mehr als 620 Nachwuchsteams nehmen heuer am Meisterschaftsbetrieb teil. Die Entwicklung ist erfreulich, doch sie bringt auch Herausforderungen mit sich: Auf den Plätzen treffen nicht nur junge Talente aufeinander, sondern auch Emotionen, Erwartungen – und gelegentlich Spannungen, die aus dem Ruder laufen. Ab und zu kommt es zu lautstarken Szenen, hitzigen Wortgefechten oder übergriffigem Verhalten am Spielfeldrand. Auch wenn es sich nur um Einzelfälle handelt, bleibt ihr Eindruck haften.
Im Fokus stehen dabei nicht nur Spielerinnen und Spieler, sondern auch Eltern, Trainerinnen, Trainer und Zuschauer. „Wir beobachten die Entwicklung sehr genau“, sagt Oliver Mattle, Leiter des Kinderfußballs beim VFV. „Die meisten verhalten sich absolut vorbildlich. Aber es gibt leider noch wenige Ausreißer – und die dürfen wir nicht ignorieren.“
Teamplay als Antwort
Um solchen Entwicklungen vorzubeugen, hat der VFV bereits 2021 das Projekt Teamplay ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Andreas Kopf entwickelte Mattle ein Konzept, das auf respektvolles Miteinander, klare Kommunikation und frühe Prävention setzt. Unterstützung erhält das Team auch von VFV-Vizepräsident Joachim Xander sowie seit Kurzem von Leopold Arnus, der mit Mattle gemeinsam die Vereine besucht und aktiv das Gespräch mit Verantwortlichen sucht. Ziel ist es, Eskalationen zu verhindern, bevor sie entstehen – durch Begleitung, Schulung und echte Präsenz vor Ort.
Das Projekt besteht aus mehreren Bausteinen: einem praxisnahen Leitfaden für Vereine, dem Schreiben „Willkommen im Verein“, pädagogischen Werkzeugen wie der grünen und roten Karte bei Nachwuchsspielen sowie festen Inhalten in der Trainer- und Schiedsrichterausbildung. Auch Elternabende und persönliche Einzelgespräche mit Vereinen sind Teil des Programms. Besonders sensibel ist die Arbeit in Fällen, in denen persönliche oder familiäre Belastungen eine Rolle spielen. Hier arbeitet der Verband eng mit dem Institut für Sozialdienste (IFS) zusammen. Das IFS begleitet ausgewählte Gespräche und hilft dabei, schwierige Situationen fachlich fundiert und sozialpädagogisch aufzuarbeiten.
Rund zwei bis drei Prozent aller Nachwuchsspiele im Jahr weisen laut VFV Auffälligkeiten auf. In der Regel werden diese intern geregelt, schwerwiegendere Fälle landen beim Straf- und Meldeausschuss. Dort drohen – je nach Situation – Ordnungsstrafen, Spielsperren oder Sanktionen gegen Vereine. Doch Sanktionen sind für den VFV kein Selbstzweck, sondern das letzte Mittel. Viel wichtiger sei es, einen Raum zu schaffen, in dem Respekt wieder zur Selbstverständlichkeit werde.
Dass dieser Weg funktioniert, liegt auch an der engen Zusammenarbeit mit den Vereinen. Etwa 70 Klubs sind im Nachwuchsbereich aktiv – viele davon mit großem persönlichen Engagement. „Wir wollen die Trainer nicht belehren, sondern unterstützen“, betont Mattle. Denn oft fehle es nicht am Willen, sondern am Werkzeug, um in schwierigen Momenten deeskalierend zu wirken.
Der Fußball in Vorarlberg lebt, zeigt nicht nur die Zahl der Spieler, sondern auch der wachsende Anteil an Mädchen. Mehr als 1.300 von ihnen sind bereits aktiv – Tendenz steigend. Der Nachwuchsfußball ist auf einem guten Weg. Damit das so bleibt, braucht es Strukturen, Haltung und Menschen, die vorangehen.VN-TK