Punkt gegen Salzburg, aber “Chance unseres Lebens verpasst”

Sport / 19.10.2025 • 20:00 Uhr
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So ganz zufrieden war bei den Rheindörflern nach dem Remis niemand. GEPA

Altach spielt gegen die “Bullen” 70 Minuten lang mit einem Mann mehr, tut sich aber schwerer als in Gleichzahl. Fabio Ingolitsch ortet fehlende Grundtugenden und ist “angefressen”. Diawara rettet immerhin noch den Punkt.

Kleßheim “Wir gehen in Führung und sind in Überzahl – wir haben heute quasi die Chance unseres Lebens gehabt. Die Chance, gegen Salzburg so einfach ein Spiel zu gewinnen, kommt wahrscheinlich kein zweites Mal”, sagte Altachs Trainer Fabio Ingolitsch. 365 Tage nach seinem Debüt als Trainer des SCR Altach kehrte er zurück in das EM-Stadion, wie auch schon im Vorjahr verlief das Spiel nicht ganz befriedigend. Im Gegensatz zur 1:2-Niederlage 2024 schaute beim 2:2 ein Jahr später immerhin ein Punkt heraus – der ihn aber nicht glücklich macht. “Wir nehmen einen Punkt aus Salzburg mit. Wenn mir das gestern oder vor ein paar Wochen jemand gesagt hätte, dann wäre ich schwer davon ausgegangen, dass wir heute eine sehr gute Leistung gebracht haben. Ich wäre davon ausgegangen, dass ich heute hier sitze und zufrieden bin.” Es blieb beim Konjunktiv. “Innerlich geht es mir anders, ich bin sauer, angefressen, unzufrieden.” Altach wartet damit weiter seit März 2015 auf einen Sieg in der Red Bull Arena, Ingolitsch war damals noch Spieler beim SC Raika Golling.

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Gadou sah innert zwei Minuten Gelb-Rot. GEPA

Der Trainer veränderte die Startelf im Vergleich zur 0:2-Niederlage gegen Sturm auf zwei Positionen, Mohamed Ouedraogo rückte statt Leonardo Lukacevic ins Team, Moritz Oswald begann statt Lukas Jäger, der sich im Abschlusstraining verletzt hatte. Gegen zuletzt – mal wieder – nicht wirklich konstante Salzburger begannen die Gäste gut, die erste Chance in Minute acht nahm bereits viel davon vorweg, was noch kommen sollte: Ousmane Diawara setzte sich auf der linken Seite durch, legte den Ball zurück ins Zentrum, wo niemand zum Abschluss kam. Es war ein wiederkehrendes Muster: Diawara, den Salzburg nicht verteidigen konnte, und die Strafraumbesetzung, die nicht passte. “Ich glaube, wir sind bei elf gegen elf super reingekommen, das ganze Spiel hat sich in ihrer Hälfte abgespielt”, so Benedikt Zech.

Dem im Stadion anwesenden Jürgen Klopp bot sich eine Salzburger Elf, die teils wilde Ballverluste fabrizierte. Und hinten wackelte. Joane Gadou sah so in Minute 20 Gelb nach einem Foulspiel – und zwei Minuten später nochmal, als er Diawara einen Kontakt mitgab, den dieser gut annahm. “Wir waren griffiger, dann passiert die Gelb-Rote Karte. Das war genau unser Muster, so wollten wir sie knacken”, sagte Zech nach dem Spiel. “Wir haben versucht, den Gegner rauszuziehen, um in die Tiefe zu kommen. Wir hatten da sehr gute Momente, wo auch der Ausschluss passiert, und der Elfmeter.”

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Patrick Greil traf souverän vom Punkt. GEPA

Aus Altacher Sicht kam es nämlich noch besser: Douglas Mendes – der sein Debüt für Salzburg feierte, und Gadou ersetzte – hatte mit Diawara ebenfalls Probleme, brachte diesen im Strafraum zu Fall, Elfmeter. Patrick Greil schweißte den Ball humorlos unter die Querlatte (34.). “Du kriegst den Elfer, bist eh schon 1:0 vorne – und auf einmal sind wir schlampig, machen zu viele Fehler, bringen sie wieder zurück”, ärgerte sich Zech über das, was folgte.

Mit einem Mann weniger machte Salzburg das Unentschieden, Stojanovic parierte zwar noch auf der Linie gegen Onisiwo, der bekam den Ball aber noch einmal und legte zurück auf Torschütze Kerim Alajbegovic (41.). Auf der Gegenseite lenkte Alexander Schlager mit den Fingerspitzen einen Ouedraogo-Abschluss um die Stange (45.).

Unglücklicher Stojanovic

Nach der Pause wurde es noch bitterer, Stojanovic – der in Minute 15 noch stark gegen Kerim Alajbegovic pariert hatte – faustete Edmund Baidoo eine Flanke direkt auf den Fuß, der dann das 2:1 machte (56.). “Wir bekommen zwei unnötige Tore, ich bin da beim zweiten auch unglücklich”, so der Torhüter. “Im ersten Moment habe ich gedacht, ich muss da hin, das war dann so ein Zwischenball. Das ist mein Spielstil, ich bekomme ihn nicht weit genug weg, der landet direkt auf seinem Fuß. Das ist schon auch unglücklich.”

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Edmund Baidoo brachte Salzburg in Unterzahl in Führung. GEPA

Auch in weiterer Folge war von der Altacher Überzahl wenig zu sehen. “Wir haben Probleme gehabt, ihren Block zu bespielen. Das Hauptproblem war heute aber kein taktisches oder technisches. Ich habe mit dem Ausschluss gemerkt: Salzburg wollte es mehr. Das ärgert mich eigentlich am meisten”, so Ingolitsch. Man fahre als kleiner Verein zum Ligakrösus des vergangenen Jahrzehnts, und der zeige mehr Willen. “Das geht überhaupt nicht. Wir waren 70 Minuten ein Mann mehr, ich möchte die Zweikampfquote gar nicht sehen.” Salzburg gewann 62 Prozent seiner Tacklings, Altach nur 44. Salzburg gewann 56 Zweikämpfe, Altach nur 41. “Das ist keine Taktik, keine Technik, sondern ein Fight. Und den Fight haben wir heute eigentlich verloren”, so Ingolitsch.

“Zu wenig herausgeholt”

Hinzu kommt, dass in der Offensive der eigentlich gut funktionierende Plan, die hoch anlaufenden Salzburger in die Breite zu ziehen und dann die Tiefe zu bespielen, mit einem Mann mehr nicht mehr klappte. „Wenn sie dann in Unterzahl sind, stehen sie 40 Meter tiefer, dann gibt es diesen Raum nicht mehr“, so Ingolitsch. Altach probierte es dann über die Außenbahn und über Flanken. “Ich finde aber, wir haben das nicht gut genützt. Wir hätten den Gegner von Seite zu Seite ziehen müssen.”

“Wir machen es gut, kombinieren uns gut bis vor das Tor – dann wird es schwierig”, sah auch Stojanovic. Der aber auch Positives fand: “Wir machen heute zwei Tore, das machen wir nicht oft. Insofern ist es ein guter Schritt in die richtige Richtung.” Dass aber mehr drin sein hätte müssen, das bestritt er nicht: “Man hat zu wenig gesehen, dass sie die Rote Karte haben. Das ist aber unser Ding, dass wir da nicht mehr herausgeholt haben.” Auch Zech sagte: “Wir hätten das cleverer spielen müssen.”

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Ousmane Diawara traf per Kopf zum 2:2-Endstand. GEPA

Dass der Tag noch halbwegs versöhnlich endete, lag an Diawara. Einen Eckball von Lukacevic versenkte er in Minute 80 per Kopf und sicherte einen Punkt. In der Nachspielzeit verzog er zudem noch einmal, wie auch Vertessen auf der Gegenseite (89.). “Aufgrund der Umstände nehmen wir einen Punkt mit, das ist eigentlich noch das Beste”, so Ingolitsch.

Salzburg habe es Altach mit den Grundtugenden des Fußballs schwer gemacht, sagte er und machte keinen Hehl daraus, dass diese Tugenden eigentlich Altach abliefern hätte müssen: “Wenn wir das auf den Platz gebracht hätten, was wir können, dann wäre heute viel mehr möglich gewesen. So eine Chance wirst du nicht mehr oft kriegen.”

Admiral Bundesliga, 10. Spieltag

FC Red Bull Salzburg – SCR Altach 2:2 (1:1)

Kleßheim, Red-Bull-Arena; 8.173 Zuschauer; SR Stefan Ebner

Torfolge: 34. 0:1 Patrick Greil (Strafstoß), 41. 1:1 Kerim Alajbegovic, 56. 2:1 Edmund Baidoo, 80. 2:2 Ousmane Diawara

Gelb-Rote Karte: 22. Gadou (Unsportlichkeit)

Gelbe Karten: 20. Gadou (Unsportlichkeit), 34. Rasmussen (Kritik), 53. Yeo (Foul), 60. Schlager (Unsportlichkeit), 64. Diabate (Foul), 67. Letsch (Trainer/Kritik), 77. Alajbegovic (Kritik), 90./+6 Vertessen (Unsportlichkeit) bzw. 49. Mustapha (Foul), 62. Bähre (Unsportlichkeit)

FC Red Bull Salzburg (4-2-2-2): Schlager – Lainer, Gadou, Rasmussen, Krätzig – Diabate, Diambou (25. Mendes) – Yeo (78. Douath), Alajbegovic (78. Kitano) – Onisiwo (78. Ratkov), Baidoo (88. Vertessen)

SCR Altach (4-2-2-2): Stojanovic – Ingolitsch (73. Idrizi), Zech, Koller, Ouedraogo (67. Lukacevic) – Oswald, Bähre – Greil (85. Yalcin), Massombo (73. Gorgon) – Mustapha (67. Hrstic), Diawara

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Nicht zuletzt die Verletzung von Ersatztorhüter Daniel Antosch (r.) brachte Tormanntrainer Martin Kobras (l.) zurück auf den Spielbogen. Zumal auch noch Paul Piffer ausfiel. gepa

Wenn der Tormanntrainer sich auf dem Spielbogen wiederfindet

Beim SCR Altach kümmert sich Martin Kobras (39) zusammen mit Sebastian Brandner normalerweise um das Torhütertrio mit Dejan Stojanovic (32), Daniel Antosch (25) und Paul Piffer (19). Da Letztere für das Spiel in Salzburg jedoch verletzungsbedingt ausfielen, erinnerte man sich in Altach an die Qualitäten des ehemaligen Torhüters. Und so saß Kobras, der in seiner Karriere insgesamt 360 Spiele für die Elf aus dem Rheindorf bestritt, im Dress als Ersatztorhüter auf der Bank. Das letzte Mal, als der Lingenauer in Altach als Spieler auf dem Spielbogen angeführt war, ist schon eine Zeit aus. 1451 Tage sind inzwischen ins Land gezogen. Danach hatte Kobras seine aktive Karriere beim FC Rotenberg ausklingen lassen. Erst als Torhüter und später, dank seiner starken technischen Fähigkeiten, auch als Feldspieler. Im Herbst 2024 war dann endgültig Schluss und im Sommer 2025 feierte er als Mitglied des Trainerteams eine Rückkehr nach Altach. Zum Comeback nach 1493 Tagen – letztes Spiel im SCRA-Dress (0:0 bei Austria Wien) – sollte es jedoch nicht kommen.