Kieferbruch nach Schlägerei in Bregenzer Lokal

VN / 24.02.2019 • 15:30 Uhr
Der Angeklagte beim Prozess am Landesgericht Feldkirch vor Richterin Sabrina Tagwercher.Eckert
Der Angeklagte beim Prozess am Landesgericht Feldkirch vor Richterin Sabrina Tagwercher.Eckert

1440 Euro teilbedingte Geldstrafe für Täter nach wüster Rauferei vor den Augen der Polizei.

Feldkirch „Das Lokal ist ein Problemlokal“, sagt der junge Polizist als Zeuge beim Prozess am Landesgericht Feldkirch. Darum hatte er sich in jener Nacht im vergangenen Jänner mit seinem Kollegen in der Nähe des Pubs, das sich unweit des Bregenzer Bahnhofes befindet, mit seinem Streifenwagen postiert. Und es dauerte nicht lange, da mussten die beiden Beamten zur Amtshandlung schreiten: Vor ihren Augen brach ein junger Mann einem anderen Gast vor der Kneipe den Unterkiefer. Und das gründlich: Zweifache Fraktur des Unterkiefers, Zahnlockerung und eine Rissquetschwunde des Opfers waren die Folge.

Üble Folgen

Zwei Mal musste der 27-Jährige operiert werden, noch heute hat er zwei Platten im Kiefer, sie müssen irgendwann wieder entfernt werden. Und erst seit kurzem kann er wieder normal zubeißen. Zuvor hieß es für ihn auf Grund einer Kiefersperre sechs Wochen lang nur flüssige oder breiige Kost. „Hauptsächlich Eierspeise und Spinat“, sagt Opferanwalt Robert Mäser. Auf der Gesichtshaut hat der junge Mann sensorische Störungen. Lange musste er Schmerzmittel nehmen. An den Vorfall selbst kann er sich nicht erinnern, denn auch er war damals – so wie der Täter – beträchtlich alkoholisiert.

Erst baggerte er die Bardame an, dann ein Mädchen von uns

Zeuge vor Gericht

Dabei hatte der Abend so gemütlich begonnen. Das spätere Opfer gab dem Täter und dessen Freunden, ohne die Gruppe zu kennen, eine Runde aus. Der 27-Jährige trank fleißig mit, was ihm besonders in den Kopf stieg, weil er zuvor ein halbes Jahr lang absolut alkoholabstinent gelebt hatte. „Erst baggerte er die Bardame an, dann ein Mädchen von uns“, behauptet ein Bekannter des Schlägers als Zeuge vor Gericht. Vor dem Lokal gab dann offenbar ein Wort das andere, der 18-Jährige holte schließlich zum Schlag aus und streckte den vorher so spendablen Mann nieder. Im Nachhinein wird von Zeugen behauptet werden, dass das spätere Opfer zuvor einen der Männer am Hals gepackt habe. Aber da ahnte die Gruppe noch nicht, dass sie von zwei Polizisten beobachtet wurde.

Flüchtiger Patient

„Die Lichtverhältnisse waren gut, deshalb kann ich ausschließen, dass dem Faustschlag eine körperliche Provokation voraus ging“, geben beide Polizisten an. Der großgewachsene, schmächtige Mann habe zuvor die Arme zu Boden hängen lassen, der Schlag sei völlig unvermittelt gekommen. Nach seiner Verletzung weigerte sich das stark betrunkene und emotional aufgeheizte Opfer, in den Rettungswagen zu steigen und selbst von der Ambulanzliege lief der Verletzte zwei Mal davon. Der Schläger wird wegen schwerer Körperverletzung zu 720 Euro Geldstrafe verurteilt, dazu kommen 720 Euro auf Bewährung plus 1000 Euro Teilschmerzengeld. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.