Gerald Matt

Kommentar

Gerald Matt

Der Kunstmarkt boomt wieder

VN / 28.09.2021 • 15:30 Uhr

Die Art Basel ist retour. Der Star der Kunstmessen öffnete nach einem Jahr Absenz und einer Verschiebung vom Frühjahr in den Herbst endlich wieder seine Pforten. In Coronazeiten ist das mehr als die bloße Rückkehr einer Kunstmesse, es ist der Weckruf für die Kunstwelt. Wir sind wieder da, signalisieren die Galerien, die Sammler, Künstler und die Besucher, wirklich, hautnah und echt.
Wie genervt waren wir doch alle schon von Kunstpräsentationen im Netz, die wie illustrierte Rezepte einem Appetit machen, aber diesen nicht befriedigen können. Endlich wieder Präsenz statt Virtualität, Aura statt Bildschirmflimmern, wahre Größe statt Screenformat.

„Wien braucht eine attraktive Messe, wenn es weiter eine Kunstmetropole bleiben will.“

Die Basel Artfair ist wieder das Zentrum der globalisierten Kunstwelt und setzt Corona zum Trotz mit Galerien aus aller Welt, den zahlreichen Trabantenmessen, Kunstevents und tollen Ausstellungen in der Stadt ein kraftvolles Zeichen für die Begegnung mit Kunst. Auch wenn viele amerikanische und asiatische Sammler ausblieben, ihre Galerien zeigten trotz beschwerlicher Quarantäneauflagen ihrer Länder Flagge. Und so waren sie alle, die Europäer sowieso, wieder da, von Larry Gagosian über Barbara Gladstone bis zur Pace Gallery, von Ropac über Presenhuber bis Schwarzwälder. Und sie machten, wie man hört, wieder gute Geschäfte. So zeigte Basel auch, dass man auf die Treue der Schweizer und europäischen Sammler zählen kann. Der Testlauf ist gelungen, auch wenn es, die Masken waren noch allgegenwärtig, noch ein Stück Weges ist, zur Normalität zurückzukehren.

Österreichs Stargalerist Thaddeus Ropac sieht die Messe gar als Auftakt für einen neuen Kunstmarktboom. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen seien vielversprechend: Geldflut, Inflationsangst und Kapitalakkumulation, ein neuer und stetig wachsender asiatischer Markt. Gute und wohl auch teure Kunst ist wieder mehr als gefragt.

An eine glorreiche Zukunft der Basler Messe scheint auch der Medienmilliardär James Murdoch zu glauben. Stieg er doch mit beträchtlicher Beteiligung in die Messegesellschaft ein. Auch die britische Kunstmesse Frieze expandiert wieder und geht nach Seoul, wo bereits Johann König und Thaddeus Ropac mit ihren neuen Galerien die Zelte dauerhaft aufgeschlagen haben. Auch ein Blick nach Wien ermutigt. So sehr die Vienna Contemporary enttäuschte und in Gestalt einer kümmerlichen Alternativmesse sich in der Baustelle der ehemaligen Post als Schatten ihrer selbst präsentierte, so gilt die neue SPARK als aufsteigender Stern in Wiens Kunstszene.

Ihr sei viel Glück gewünscht, denn Wien braucht eine attraktive Messe, wenn es weiter eine Kunstmetropole bleiben und am wieder wachsenden Kunstmarkt teilhaben will.

Gerald Matt

gerald.matt@vn.at

Dr. Gerald Matt ist Kulturmanager und unterrichtet an der Universität für Angewandte Kunst in Wien.