Warum Vandanser Eltern sauer auf die Gemeinde sind

VN / 12.03.2022 • 15:00 Uhr
<p class="caption">Die siebenwöchige Sommerbetreuung für Kindergartenkinder in Vandans gibt es heuer nicht mehr.<span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="copyright">Vn/jun</span></p>

Die siebenwöchige Sommerbetreuung für Kindergartenkinder in Vandans gibt es heuer nicht mehr. Vn/jun

Die siebenwöchige Sommerbetreuung für Kinder in Vandans wurde gestrichen, ohne die Eltern vorab zu informieren. Tschagguns wäre die Alternative, die aber keiner haben möchte.

Vandans Die letzte Gemeindevertretungssitzung in Vandans begann anders als geplant. Sieben Mütter und Väter waren gekommen, um ihren Frust über die fehlende Sommerbetreuung in Vandans abzulassen. Sie bekamen kürzlich ein Schreiben, in dem stand, dass es in Vandans keine Sommerbetreuung mehr geben wird.

Die Gemeinde Vandans bietet in einer Kooperationslösung mit der Gemeinde St. Anton nur eine fünfwöchige Sommerbetreuung werktags von 7 bis 13 Uhr für Kindergartenkinder an. Zusätzlich beteiligt sich die Gemeinde an einem erweiterten Sommerbetreuungsangebot für Kinder im Volksschulalter in Tschagguns (sieben Wochen, werktags von 7 bis 17.30 Uhr). Für Eltern, denen die Sommerbetreuung der Kindergartenkinder in Vandans nicht ausreicht, gibt es nun in Tschagguns ebenfalls eine Lösung.

Erweitertes Angebot gestrichen

Die letzten zwei Jahre konnte die Gemeinde im Kindergarten neben den regulären fünf Wochen zwei weitere Wochen und den Dienstag- und Donnerstagnachmittag anbieten. Das erweiterte Angebot konnte nur aufgrund einer coronabedingten Gesetzeserleichterung (gemeinsame Betreuung von Volksschul- und Kindergartenkindern) durchgeführt werden. Leider ist dies im heurigen Jahr nicht mehr möglich, sodass Kindergarten- und Volksschulkinder wieder getrennt betreut werden müssten, was zu erheblichen Mehrkosten für die Gemeinde führen würde (fünfwöchige Sommerbetreuung vormittags für Kindergarten und Volksschule kostet ca. 23.000 Euro, siebenwöchige Sommerbetreuung inkl. zwei Nachmittage und Essen kostet ca. 38.000 Euro).


Seitens des Landes gibt es ab einer bestimmten Kinderzahl eine Personalkostenförderung von 60 Prozent, die die Gemeinde in den letzten zwei Jahren laut Bürgermeister Florian Küng aber nicht erreicht hat. Die letzten zwei Jahre wurde das erweiterte Angebot in Vandans nur sehr spärlich genutzt. Noch nicht einmal sieben Kinder wurden letztes Jahr laut Küng zusammengebracht. Die gemeinsame Sommerbetreuung von Kindergarten- und Volksschulkindern hat sich als nicht altersgerecht herausgestellt. Des Weiteren wurde die Personalfindung immer schwieriger. Diese und noch weitere Überlegungen haben dazu geführt, das erweiterte Angebot in Vandans nicht mehr anzubieten und sich der Kooperationslösung in Tschagguns anzuschließen, bei der die Gemeinde für jedes Kind zahlen muss, das dort betreut wird.


Die Eltern aus Vandans fühlen sich aber vor vollendeten Tatsachen gestellt und fordern eine Bedarfserhebung innerhalb der Gemeinde. Sie können sich nicht vorstellen, dass Vandans den Personalschlüssel von sieben Kindern nicht erreichen würde, wenn doch allein diese sieben Eltern Bedarf hätten. Vandans sei die zweitgrößte Gemeinde im Montafon und es könne nicht sein, dass ausgerechnet diese Gemeinde keine eigene Sommerbetreuung hat. Ein Vater meinte: „Nur weil sie letztes Jahr nicht angenommen wurde, heißt es nicht, dass es dieses Jahr wieder so ist.“

Prioritäten lägen woanders

Nadine Kasper (Grüne) sagte, es sei ein Trauerspiel. „Ich kämpfe seit zehn Jahren dafür, dass es ein Angebot gibt.“ Man müsse das Angebot im Tal konstant ausbauen, denn Angebot schaffe Nachfrage. Für alles sei Geld da, nur für die Kinderbetreuung nicht. „Wir haben schneller einen Bach umgelegt als die Kleinkindbetreuung ausgebaut. Die Prioritäten sind in Vandans woanders. Wir bauen zurück statt aus.“ Florian Küng widersprach: „Als meine Tochter in den Kindergarten ging, gab es noch keine Nachmittagsbetreuung, geschweige denn eine Sommerbetreuung.“ Doch Nadine Kasper befürchtet, dass es in Vandans nach Ablauf der Ausnahmegenehmigung für das Schnäggahüsle nicht einmal mehr eine Kleinkindbetreuung geben wird. „Da geht es um richtig viel Geld, wenn Mütter nicht mehr arbeiten können. Immer mehr Frauen arbeiten in Vollzeit.“

Lieber Vandans als Tschagguns

Nadine Mangeng ist der Meinung, dass viele Mütter auf eine Ferienbetreuung angewiesen sind. Sie beschwerte sich, dass eine Bedarfserhebung Anfang Februar versprochen und von der Gemeinde nicht durchgeführt wurde. Auch die anderen Elternteile wollen lieber vorher gefragt werden, ob ein Betreuungsbedarf für den Sommer bestünde oder nicht, bevor die Kinderferienbetreuung gestrichen wird.

Sie betonen auch, dass sie keinen Bedarf an einer Kinderbetreuung in Tschagguns hätten, da sich ihre Kinder wieder umgewöhnen müssten und sie dort eine fremde Umgebung, fremde Kinder und fremdes Personal hätten. Außerdem liege Tschagguns für viele nicht auf dem Arbeitsweg. Ein Vater meinte, er kenne zahlreiche Eltern, die Bedarf hätten, auch für diesen Sommer schon, aber eben für Vandans und nicht für Tschagguns. Nadine Mangeng sagte: „Würde es das Angebot in Vandans geben, würde ich es annehmen. Aber so fahre ich im Sommer lieber nach Deutschland, um dort meine Kinder zu betreuen, als sie nach Tschagguns zu bringen.“

Florian Küng ist selbst Vater von drei Kindern im Kindergarten- und Volksschulalter und versteht nicht, wo das Problem liege, die paar Kilometer nach Tschagguns zu fahren. „Es gibt ja ein Angebot mit sieben Wochen und Nachmittagsbetreuung, nur eben nicht in Vandans.“ Die Gemeinde sei nicht verpflichtet, dieses Zusatzangebot zu schaffen. Man habe durch den geringen Zulauf an Vandanser Kindern in Tschagguns festgestellt, dass kein Bedarf für eine zusätzliche Ferienbetreuung bestünde.


Die Mütter und Väter wären, laut ihren Wortmeldungen, durchaus bereit, sich verpflichtend für eine Betreuung anzumelden. Nadine Kasper schlug vor, dass man die Eltern fragen könnte, warum sie das Angebot in Tschagguns nicht annehmen. Nur wenn man wisse, was Eltern wollen, könne man das Angebot dahingehend weiter ausbauen. Am Ende schlug Florian Küng eine verbindliche Abfrage innerhalb der Gemeinde vor, um die Anzahl der zu betreuenden Kinder zu eruieren. Wenn herauskommt, dass es Bedarf gäbe und es eine Förderung gibt, dann könne man in Vandans über eine Sommerbetreuung nachdenken. Eltern können sich bei der Gemeinde melden, wenn sie Bedarf an einer Ferienbetreuung in Vandans haben.