Flüchtlingsintegration: “Es bleibt noch einiges zu tun”

Auch wenn Vorarlberg vorbildlich ist, kann man einiges optimieren.
Feldkirch
Die Jahre 2015 und 2016 wurden von einer starken Zuwanderung von Menschen aus Krisen- und Kriegsgebieten geprägt. In ganz Europa war es zu spüren, auch in Vorarlberg. Hier wurden ebenfalls mehrere Tausend Geflüchtete untergebracht.
Der Verein „okay. zusammen leben“ hat einiges aus dieser Erfahrung dokumentiert und es mit verschiedenen Akteuren und Akteurinnen reflektiert. Im Mittelpunkt standen vor allem Veränderungen von Strukturen, Strategien und Angeboten, um die Integrationsarbeit in Vorarlberg weiterzuentwickeln und zu verbessern. „Gerade jetzt, mit der Ukraine-Situation, konnten wir Strukturen und Erfahrungen von den vorherigen Jahren sehr gut nutzen“, Eva Grabherr, Geschäftsführerin des Vereins.

Vorarlberg vorne dabei
Auch heute noch gibt es immer wieder Ausschreitungen und sogenannte „Pushbacks“ – Zurückdrängen von Migranten von den Grenzen – sowie unkontrollierte Zugänge an den europäischen Grenzen. Eine große Problematik sei ebenfalls die Unterbringung der Personen, genauso wie die Integration auf dem Arbeitsmarkt. Das zeigt sich gleichfalls in Österreich, jedoch ist es hier von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. „Als ich einen Blick auf die Flüchtlingsintegration geworfen habe, habe ich bald gesehen, dass in Vorarlberg viele spannende Dinge passieren“, erklärt Fanny Dellinger von der Universität Innsbruck. Sie beschäftigte sich in ihrer Dissertation intensiv mit der Forschung im Bereich Wohn- und Arbeitsmarktintegration. Dazu hat sie ausführliche Recherchen mit dem AMS, verschiedenen Nichtregierungsorganisationen, sowie 74.325 Geflüchteten aus Syrien, Afghanistan, Iran, Irak und Somalia geführt.

Die Beschäftigungsraten in Wien seien deutlich geringer als in Vorarlberg. „Am Ende des Jahres waren es 21 Prozent in Vorarlberg, die aus der Grundversorgung herausgekommen sind und eine Arbeitsmarktintegration erlebt haben. In Wien waren es sieben Prozent“, erläutert Dellinger. Ein ebenfalls großes Problem sei auch, dass in vielen Bundesländern die Geflüchteten nur vier Monate nach ihrer Anerkennung, in den ihnen gestellten Wohnräumen bleiben dürfen. „Sie werden dann praktisch rausgeschmissen. Die Leute werden sich selbst überlassen.“ Dabei seien Tirol und Vorarlberg vorbildlich. Denn die zwei Länder haben Einrichtungen, in denen die Personen übergangsweise wohnen können.
Verbesserungswürdig
Man müsse sich bemühen, Menschen aus anderen Kulturkreisen zu integrieren. „Es wird in den nächsten Jahrzehnten Migrationsdruck geben“, sagt Fanny Dellinger. Auch wenn einiges gut funktioniert, gibt es dennoch Verbesserungspotential. „Ein Punkt, an dem immer gefeilt werden kann, sind die Koordinationsstellen und Unterbringungen“, erzählt Caroline Manahl vom Verein „okay. zusammen leben“. Genauso wie die Vereinbarkeit von familiären Betreuungsaufgaben, insbesondere wichtig für alleinerziehende Mütter, die geflüchtet sind. „Es bleibt noch einiges zu tun.“