Tischlein Deck Dich: Junge kommen, die Älteren nicht
An die tausend Familien kommen nur dank Tischlein Deck Dich halbwegs über die Runden.
Dornbirn “Wir versorgen unverändert an die 1000 Familien im Land”, erklärt Elmar Stüttler von Tischlein Deck Dich. Am Donnerstag etwa in der Tiefgarage des Kolpinghauses in Dornbirn. Die Verantwortung trägt hier Eugen Wenin. “Inzwischen kommen auch mehr jüngere Menschen zu uns”, erklärt der Standortleiter seine Erfahrung. “Wer aber fehlt, sind die älteren Menschen.” Er ist überzeugt, gerade viele von Altersarmut betroffene Personen können sich nicht überwinden, Tischlein Deck Dich aufzusuchen.
Die Ausgabestellen von Tischlein Deck Dich
“Es war eine wahnsinnige Überwindung herzukommen”, erinnert sich auch eine 52-Jährige in der Warteschlange. Sie lebt von der Invalidenrente, ist auf einen Rollator angewiesen. “Ich bin unglaublich froh, dass es das hier für alle gibt, die es finanziell nicht so dicke haben.” Überall werde alles nur teurer, sie selbst nutzt seit eineinhalb Jahren das Angebot von Tischlein Deck Dich. “Es sind alles so unglaublich nette Leute”, betont die 52-Jährige.
“Ich brauchte auch lange, bis ich mich überwand”, bestätigt eine 63-jährige Helferin, die selbst als Klientin von Tischlein Deck Dich anfing. Vor acht Jahren verlor sie gesundheitsbedingt ihren Beruf. Sie muss nun noch stärker aufs Geld achten, bereitet sie sich doch auf die kommende Gasrechnung vor. “Zum Glück habe ich den Klimabonus gleich zur Seite getan”, ist sie froh. “Man wird mit der Zeit bescheidener und braucht auch nicht mehr so viel”, betont die 63-Jährige. “Aber es braucht schon zwei, drei Jahre, bis es sich nicht mehr als schmerzhafter Verzicht anfühlt.”
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Die Scham und wohl auch eine gewisse Hilflosigkeit dürften jedoch weiterhin viele davon abhalten, sich an die Hilfsorganisation zu wenden. “Man kann uns auch auf mögliche Bedürftige hinweisen, dann nehmen wir den Kontakt auf”, betont die 63-Jährige. Auch Wenin verweist auf die Kontaktdaten der Ausgabestellen im Internet. “Wegen dem Datenschutz bekommen wir keine Liste von möglichen Bedürftigen”, ärgert sich der Standortleiter. Aber man würde alles tun, um den Zugang zum Angebot von Tischlein Deck Dich zu ermöglichen.
Stüttler sorgt sich derweil um das Angebot, das er den Familien anbieten kann. Gemüse und Obst sind im Winter eher Mangelware, es reiche oft kaum für 20 oder 30 Familien am Tag. Hier helfe auch das Aufkommen von “Too good to go”-Angeboten in den Supermärkten wenig. “Was dort verkauft wird, landet nun nicht mehr bei uns”, sieht er einen Nachteil für seine Klientel. Natürlich helfen diese Angebote, die Verschwendung noch guter Lebensmittel zu reduzieren. Doch greifen hier nicht nur die Bedürftigen zu, um günstig an Gemüse zu kommen. Und Grundnahrungsmittel muss der Verein zukaufen, um den Bedarf zu decken. Nur Brot gibt es mehr, als benötigt wird. “Das wäre wohl der einzige Punkt, wo das Angebot in den Supermärkten wohl reduziert werden könnte”, erklärt der Vereinsobmann mit Blick auf das überbordende Angebot an Backwaren.