Ruf nach Berufsschutz im Rettungsdienst

Von einem verpflichtenden Diplom für Notfallsanitäter hält das Rote Kreuz Vorarlberg weniger.
Feldkirch „Es muss sich etwas tun!“, bekräftigt auch Gerhard Kräutler, Landesrettungskommandant und Mitglied der Geschäftsleitung des Roten Kreuzes Vorarlberg. Doch anders als der Bundesverband Rettungsdienst (BVRD), der in einem aktualisierten Positionspapier das Berufsbild eines diplomierten Notfallsanitäters einfordert, warnt er davor, alles zu akademisieren. „Ein Diplom für den Rettungsdienst sollte jedenfalls nicht zwingend vorgeschrieben werden“, distanziert sich Kräutler auf VN-Nachfrage von diesem Ansinnen.

Was aus seiner Sicht hingegen rasch benötigt wird, ist der Berufsschutz für Mitarbeitende in Rettungsdiensten. „Diese Frauen und Männer bekommen derzeit keine Berufsunfähigkeit zugestanden“, kritisiert der Landesrettungskommandant und berichtet davon, dass sich ehemalige Kollegen nach langjähriger, herausfordernder Tätigkeit im Rettungsdienst anhören mussten, sie können ja noch als Portier arbeiten. Hier eine Änderung herbei-zuführen erscheint ihm wesentlich dringender.
Großes Interesse
Bereits 2021 legte der BVRD ein Positionspapier zum Thema vor. Jetzt gibt es eine aktualisierte Version mit dem Vorschlag einer dreistufigen Ausbildung: Basislehrgang als niederschwelligen Einstieg in den Krankentransport, First Responder, Ambulanzdienste sowie assistierende Tätigkeiten im Rettungsdienst mit einer Rettungssanitäter-Ausbildung und einer darauf aufbauenden, klinisch-praktischen, tertiären Ausbildung zum diplomierten Notfallsanitäter. In Österreich fehle dieses Berufsbild, wird moniert. In Ländern rund um Österreich finde sich hingegen Rettungsdienstpersonal mit einer drei- und vierjährigen Ausbildung. Hierzulande kämen Notfallsanitäter auf knapp ein halbes Jahr Ausbildungszeit. In Vorarlberg ist das nicht möglich. Hier beträgt die Ausbildungszeit für Notfallsanitäter mit Notfallkompetenz mindestens ein Jahr. Mehr als ein Drittel der rund 1900 Rotkreuz-Beschäftigten, 1600 davon sind Ehrenamtliche, verfügt über eine solche Ausbildung. „Der Andrang auf die Kurse ist groß, sowohl von hauptberuflichen als auch von freiwilligen Sanitätern“, unterstreicht Gerhard Kräutler zudem das hohe Niveau der Fortbildung. Unter anderem ist ein Praktikum in einem Krankenhaus zu absolvieren.

Aufnahmeprüfung
Voraussetzung für die Teilnahme ist eine Aufnahmeprüfung. 25 Plätze stehen zur Verfügung. Sie gehen an die Kandidatinnen und Kandidaten mit den besten Noten. Die anderen kommen auf eine Warteliste. Ein erfolgreicher Aufnahmetest bleibt ein Jahr gültig. Jährlich bringt das Rote Kreuz auf diese Weise 50 Notfallsanitäter mit Notfallkompetenz hervor. Im Verbund mit den Notärzten sieht Gerhard Kräutler das Rettungssystem im Land gut aufgestellt, betont aber noch einmal: „Es braucht dringend einen Berufsschutz für unsere Leute.”