Bombenbastler drohte: „Werde die ganze Hütte in die Luft jagen!“

VN / 25.10.2023 • 12:48 Uhr
Der 43-jährige Vorarlberger zeigte sich beim Prozess vollumfänglich geständig. <span class="copyright">vn/gs</span>
Der 43-jährige Vorarlberger zeigte sich beim Prozess vollumfänglich geständig. vn/gs

Warum und auf welche Weise ein Mitarbeiter bei der Eröffnung eines Lokals völlig ausrastete.

Feldkirch Nach vier Monaten aufwendiger Renovierung stand in der Vorarlberger Gaststätte eine gediegene Einweihungsfeier auf dem Plan. Mit geladenen Gästen und Köstlichkeiten aus der Küche. Doch der mit Spannung erwartete Abend wurde aufregender als erhofft – sehr viel aufregender.

“Säge alles zusammen”

Denn da stand plötzlich ein Mann mit laufender Motorsäge vor den versammelten Gästen und fuchtelte bedrohlich damit herum. „Ich säge hier jetzt alles zusammen!“, schrie der 43-jährige Vorarlberger. Panik brach aus. Während dieser turbulenten Minuten griff er noch zu einem großen Hammer und richtete damit Beschädigungen in der Betriebsküche an.

Um vollends für Chaos zu sorgen, zeigte der Tobende dann einen Benzinkanister mit daran befestigten Feuerwerkskörpern her. „Ich werde die ganze Hütte in die Luft jagen!“, drohte er unter Vorhalt seiner selbst gebastelten Bombe.

Glücklicherweise machte der 43-Jährige seine massiven Drohungen schlussendlich nicht wahr. Stattdessen warf er den Kanister einen Hügel hinunter. Alsbald war die alarmierte Polizei vor Ort, die Handschellen klickten. Der Randalierer wurde in die Untersuchungshaft eingeliefert.

Der Angeklagte bei seiner Vorführung zur Verhandlung am Landesgericht Feldkirch. <span class="copyright">vn/gs</span>
Der Angeklagte bei seiner Vorführung zur Verhandlung am Landesgericht Feldkirch. vn/gs

Reumütig beim Prozess

Mehrere Wochen später: Wegen des Vergehens der gefährlichen Drohung wird dem Vorarlberger am Landesgericht Feldkirch der Prozess gemacht. Der Angeklagte zeigt sich geständig, reumütig, demütig und fassungslos ob seiner eigenen Taten. „Es tut mir leid. Wenn ich könnte, würde ich alles rückgängig machen“, schluchzt er gegenüber Richterin Sabrina Tagwercher. Auch wenn er damals eigentlich nur einen „Arschloch-Schmäh“ veranstalten wollte, wie er bemerkt.

“Ein Problem im Kopf”

Im Laufe der Vernehmung rücken dann allerdings immer mehr die wahren Hintergründe für seinen damaligen Ausraster ans Licht. Der Angeklagte spricht von einem Unfall, den er vor eineinhalb Jahren erlitt. Ein Treppensturz, dessen Folgen sein Leben katastrophal aus der Bahn geworfen habe. „Ich möchte hier nichts schönreden, aber seitdem habe ich ein Problem im Kopf. Meine Werkstatt, meine Motorräder, alles ist deswegen draufgegangen.“

“Wollte nur, dass man mir zuhört”

Bei der betreffenden Gaststätte, dessen Pächterin er kannte, habe er als Gehilfe gearbeitet. „Ich brachte bei der Renovierung alles auf den Vordermann“, erzählt der 43-Jährige. Zum Dank dafür sei er jedoch „wie ein Todel“ behandelt worden. „Und ich habe alles in mich hineingefressen, bis es mir plötzlich zu viel wurde“, spricht der Angeklagte die Eskalation seiner unterdrückten Gefühle an jenem Tag an. „Ich wollte nur, dass man mir zuhört“, ergänzt er noch.  

Richterin Sabrina Tagwercher verhängte eine teilbedingte Haftstrafe wegen mehrerer Vergehen der gefährlichen Drohung. <span class="copyright">vn/steurer</span>
Richterin Sabrina Tagwercher verhängte eine teilbedingte Haftstrafe wegen mehrerer Vergehen der gefährlichen Drohung. vn/steurer

Teilbedingte Haftstrafe

Staatsanwältin Julia Müller drückt zwar ihr Bedauern über die persönlichen Umstände des Beschuldigten aus, gibt aber gleichzeitig auch zu Bedenken, dass es sich bei seiner Tat um alles andere als eine Lappalie gehandelt habe. Was der Angeklagte durchaus einsieht. Der 43-Jährige wird wegen mehrerer Vergehen der gefährlichen Drohung zu einer Haftstrafe von zwölf Monaten verurteilt, neun davon bedingt auf Bewährung. Auch eine Psychotherapie ist angesagt.