Gratis-Einsätze, die nicht umsonst sind

VN / 12.12.2023 • 17:30 Uhr
Gratis-Einsätze, die nicht umsonst sind

Rund 170.000 Menschen in Vorarlberg sind ehrenamtlich engagiert und stellen sich in den Dienst der Gemeinschaft. Die VN haben sich bei Vertretern von Blaulichtorganisationen und Helferinnen und Helfern umgehört, wie die Lage ist.

Schwarzach Über die Hälfte der Vorarlberger sind ehrenamtlich engagiert. Viele davon leisten bei Blaulichtorganisationen einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit im Land. Zu den Helferinnen und Helfern zählt auch Daniela Huber (27). Sie ist bei der Bergrettung Dornbirn und beim Roten Kreuz engagiert. „Ich möchte einfach auch wieder etwas an die Gesellschaft zurückgeben“, erläutert sie ihre Motivation. Außerdem schätzt sie den Teamgeist bei den Organisationen.

Daniela Huber ist bei der Bergrettung und beim Roten Kreuz ehrenamtlich engagiert. <span class="copyright">Bergrettung Dornbirn</span>
Daniela Huber ist bei der Bergrettung und beim Roten Kreuz ehrenamtlich engagiert. Bergrettung Dornbirn

Derzeit wird darüber diskutiert, wie das Ehrenamt erleichtert und noch mehr gefördert werden könnte. Im Raum steht beispielsweise das Thema Sonderurlaub für Ehrenamtliche bei Blaulichtorganisationen (die VN berichteten).

„Wir können zwar seit Jahren auf gleich viele Ehrenamtliche zählen, diese sehen sich jedoch mit großen Herausforderungen konfrontiert.“

Heidemarie Netzer, Rotes Kreuz

Ehrenamtlich beim Roten Kreuz Vorarlberg im Einsatz zu sein, bedeutet vor allem im aktiven Rettungsdienst tätig zu sein. „Hier können wir aktuell auf knapp 800 freiwillige Mitarbeiter zählen“, berichtet Heidemarie Netzer vom Roten Kreuz auf VN-Anfrage und fügt hinzu: „Diese bilden zusammen mit den beruflichen Mitarbeitern unsere Einsatzteams, wobei die Ehrenamtlichen überwiegend die Dienste in den Nachtstunden und an Sonn- und Feiertagen übernehmen.“ Hinzu kämen noch circa 300 Ehrenamtliche, die im Katastrophenhilfsdienst, bei Ambulanzdiensten oder in Bereitschaftsgruppen regelmäßig in Einsatz kämen.

Beim Roten Kreuz wird in verschiedenen Bereichen auf Ehrenamtliche gesetzt. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Beim Roten Kreuz wird in verschiedenen Bereichen auf Ehrenamtliche gesetzt. VN/Paulitsch

„Wir können zwar seit Jahren auf gleich viele Ehrenamtliche zählen, diese sehen sich jedoch mit großen Herausforderungen konfrontiert“, erläutert Netzer weiter. die Ausbildung werde immer anspruchsvoller, die Belastungen immer größer und die Vereinbarkeit von Ehrenamt und Beruf immer schwieriger.

Bedarf gestiegen

„Die Abnahme ihres Leistungspensums, auch ihrer Verweildauer beim Roten Kreuz Vorarlberger sind logische Folgen daraus – wir brauchen also für die Erbringung eines gleichbleibenden Leistungsvolumens gut ein Drittel mehr Ehrenamtliche.“ Könnte man nicht auf eine große Anzahl an ehemaligen Zivildienern und Teilnehmenden am Freiwilligen Sozialjahr zählen, würde sich die Situation noch schwieriger gestalten. Seitens des Roten Kreuzes wird daher angeregt, ehrenamtliche Tätigkeit in puncto Versicherungszeiten zu überdenken und Unternehmen zu unterstützen, die Ehrenamt fördern.

Für Krisensituationen ausgebildet

Dass das ehrenamtliche Engagement für Arbeitnehmer nicht zum Nachteil sein bzw. werden sollte, sondern als Mehrwert für die Firmen gesehen werden, betont auch Bergrettungs-Öffentlichkeitsreferent Klaus Drexel. „Sie sind ausgebildete Ersthelfer, für Krisensituationen ausgebildet und psychisch stabil“, hebt Drexel Vorzüge hervor.

Für Bergretter ist Alpinerfahrung im Sommer und auch im Winter Voraussetzung. <span class="copyright">Stoiser</span>
Für Bergretter ist Alpinerfahrung im Sommer und auch im Winter Voraussetzung. Stoiser

Circa 1300 aktive Mitglieder zählt die Bergrettung in Vorarlberg. „Die Zahl ist konstant bzw. eher leicht im Steigen. Aber Bedarf gibt es natürlich immer, da manche familiär bedingt zwischendurch auch mal pausieren“, erklärt er und fügt hinzu: „Man muss über jeden froh sein, gerade auch auf Funktionärsebene. Das hat sich gewandelt“, berichtet Drexel.

Tamara Fink ist Kommandantin der Feuerwehr Sulzberg-Thal. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Tamara Fink ist Kommandantin der Feuerwehr Sulzberg-Thal. VN/Paulitsch

Im Einsatz, wenn es buchstäblich brennt, sind auch über 9700 Menschen bei den Feuerwehren im Land. Über 7200 davon sind aktiv im Dienst. Darunter auch Tamara Fink. Die 35-Jährige ist Kommandantin in Sulzberg-Thal. Sie ist mit der Feuerwehr aufgewachsen, für sie war der Weg schon immer klar. „Entweder Musik oder Feuerwehr – und ich bin unmusikalisch“, sagt sie und lacht. Als Handwerkerin und Feuerwehrfrau habe sie allerdings im Berufsleben nicht immer gute Erfahrungen gemacht. Gerade bei kleineren Organisationen wäre mit Sonderurlaub für das ehrenamtliche Engagement wohl vielen geholfen, meint sie.

Rund 7200 aktive Feuerwehrleute gibt es in Vorarlberg. Diese proben regelmäßig für den Ernstfall, wie zuletzt hier im Pfändertunnel. <span class="copyright">Vlach</span>
Rund 7200 aktive Feuerwehrleute gibt es in Vorarlberg. Diese proben regelmäßig für den Ernstfall, wie zuletzt hier im Pfändertunnel. Vlach

Auch bei der Wasserrettung sieht es personell aktuell gut aus. Mit 1300 Ehrenamtlichen sei die Zahl relativ konstant, da viele Jugendliche durch Rettungsschwimmkurse im Sommer nachrücken würden, heißt es seitens der Organisation. Bedarf gebe es aber natürlich immer.

Auch für die Wasserretter steht regelmäßiges Üben auf dem Programm. <span class="copyright">Wasserrettung</span>
Auch für die Wasserretter steht regelmäßiges Üben auf dem Programm. Wasserrettung

Seit 13 Jahren engagierter Wasserretter ist beispielsweise Patric Pisoni. Er ist Abteilungsleiter von Bludenz, Einsatzkraft, Taucher, Wildwasserretter und Schiffsführer. „Ich sehe dies einfach als ein sehr sinnvolles Hobby“, erläutert er seine Motivation. Grundsätzlich würden die Einsatzkräfte im Land sehr gut unterstützt. Wenn es allerdings während eines Arbeitstages zu größeren Einsätzen wie etwa einem internationalen Seenotalarm komme, sei dies schwierig abzudecken. In der Privatwirtschaft sei es natürlich nicht so einfach, jemanden länger freizustellen.

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