Bodenverbrauch: “Hohenems ist eine Perle”

VN / 18.04.2024 • 16:00 Uhr
Grund und Boden, Grünzone, Landesgrünzone, Sollte gute Portraits haben bei einer PK im Bäuerlichen Schulungszentrum in Hohenems
Grund und Boden wird in Vorarlberg rar. Von 2019 bis 2021 wurden durchschnittlich 5000 Quadratmeter pro Tag verbaut. VN/Steurer

Grüne wollen Bodenverbrauch bekämpfen. Hohenems sei Vorbild. Weitere Ideen: Infrastrukturbeitrag, neue Grünzone und Begrünungen.

Bregenz Früher hat man Böden noch verschenkt, heute ist das unvorstellbar, sagt Grünen-Chefin Eva Hammerer. Der Boden werde immer knapper und damit auch „unsere Lebensgrundlage“. Frisches Trinkwasser, Überschwemmungsschutz, Lebensraum: Vieles hänge daran. „Seit dem Jahr 2000 wächst der Bodenverbrauch in Vorarlberg dreimal so stark wie die Bevölkerung.“ Das Land brauche daher dringend eine Strategie.

Eva Hammerer und Bernhard Weber, Grüne
Das war Altach in den 50er-Jahren, sagt Weber. Noch keine Spur vom Schnabelholz-Stadion.

Der Landtagsabgeordnete Bernhard Weber spricht von einem verschwenderischen Umgang. Zwischen 2019 und 2021 wurden im Land durchschnittlich 5000 Quadratmeter Boden pro Tag in Anspruch genommen. „Das sind fünf Fußballfelder in einer Woche.“ Zersiedelung nehme zu. Gleichzeitig würde Bauland gehortet, mit ihm spekuliert und damit der Preis in die Höhe getrieben. Bodenschutz sei also nicht nur Lebensgrundlage, sondern auch für den Wirtschaftsstandort essenziell. Siedlungen müssten nach innen entwickelt werden, „in die Höhe und in die Tiefe“. Hohenems sei ein Vorbild, „die Perle und Vorzeigezentrum im Land. Das ging mit Verdichtung, Quartiersplanung, Bebauung in die Höhe und Freiraumentwicklung. In Hohenems hat man das Gefühl, Naherholung beginnt schon im Zentrum.“ In Dornbirn hingegen passiere genau das Gegenteil: „Hier sind drei Erweiterungen der Siedlungsgrenzen in Entwurfphase, zwei davon reichen in die Grünzone.“

Eva Hammerer und Bernhard Weber, Grüne
So sieht es heute in Altach aus.

Apropos Grünzone: „Wir müssen sie sichern und optimieren“, sagt Weber. Es könne nicht sein, dass die gesamte Walgauautobahn als Landesgrünzone gelte. Es müsse raus, was raus gehöre und tatsächliche Grünzonen aufgenommen werden, erklärt der Abgeordnete etwa mit Blick nach Bürs oder ins Montafon. Weitere Ideen zur Reduktion des Flächenverbrauchs: Bereits gewidmete Flächen müssen aktiviert werden (Bauflächenbrachlandquote). Die Grünen plädieren ebenso für einen Infrastrukturbeitrag bei unbebauten Flächen: „Ich rede hier nicht vom kleinen Grundstück fürs Enkerl“, sagt Weber. Es gehe um eine Größenordnung ab 2000 Quadratmetern. Bei der Abgabe müsse man sich außerdem an den tatsächlichen Aufwendungen der Gemeinde orientieren. „Es ist nur ein kleiner Beitrag, aber davon könnten auch die Gemeindekassen profitieren.“ Eine Grünflächenzahl wäre ebenso sinnvoll, ist Weber überzeugt. Diese soll festlegen, wie viel Grünfläche bei einem Bauprojekt zu realisieren ist. Das kann von offenen Flächen bis hin zu Fassaden- und Dachbegrünung reichen.

Eva Hammerer und Bernhard Weber, Grüne
Eva Hammerer weist auf die dramatischen Folgen von Versiegelung hin.

In den vergangenen Jahren sei einiges passiert, spricht Weber etwa die Novellierung des Raumplanungsgesetzes und die Entsiedelungsförderung an. In Zukunft müsse das Tempo aber steigen. „Wenn es mit dem Flächenverbrauch in den nächsten 14 Jahren so weitergeht, verbrauchen wir eine Fläche in der Größe der gesamten Vorarlberger Ackerfläche“, warnt Hammerer. Das gefährde auch die Landwirtschaft. Abschließend fordert die Grünen-Chefin das Ressort Raumplanung weg aus dem Wirtschafts- hin zum Umweltressort zu siedeln. Sämtliche Förderprogramme gehörten geprüft. Man müsse an allen möglichen Stellschrauben drehen, um den Bodenverbrauch zu stoppen. Ein Blick auf die Landkarte reiche, um zu erkennen, wie rar der Boden in Vorarlberg sei.