Den 70. Hochzeitstag gefeiert: “Wir haben eine glückliche Ehe”

VN / 15.05.2024 • 07:26 Uhr
Gnadene Hochzeit, Josef und Christine Bitschnau
Josef und Christine Bitschnau haben am 20. April 1954 geheiratet. Jetzt feierten sie ihre Gnadene Hochzeit. VN/JUN

Händchenhaltend und wie frisch verliebt sitzen die beiden auf der Bank. Josef und Christine Bitschnau aus Bartholomäberg sind seit 70 Jahren verheiratet und feierten am 20. April ihre Gnadene Hochzeit. Warum sie mit Brautkleid und Anzug durch den Schnee stapfen mussten und was das Geheimnis einer glücklichen, langjährigen Ehe ist, erzählen die 89-Jährige und der 93-Jährige im Gespräch mit den VN.

Bartholomäberg Das Geheimnis einer langjährigen, glücklichen Ehe? „Wir haben alles zusammen gemacht“, sagt Josef Bitschnau. Er und seine Frau Christine blicken auf 70 Ehejahre zurück. Am 20. April feierten sie ihre Gnadene Hochzeit.

Die beiden haben jung geheiratet. Christine war damals erst 19 Jahre alt und somit nicht einmal volljährig (dies war man erst mit 21 Jahren), Josef war vier Jahre älter. An Weihnachten 1953 haben sie sich verlobt. Von dem Tag an sparten sie ihr monatliches Taschengeld von je 100 Schilling, um sich die Hochzeit leisten zu können.

Gnadene Hochzeit, Josef und Christine Bitschnau
Ihr eigenes Heim haben sie direkt nach der Hochzeit gebaut. VN/JUN

Baustelle statt Flitterwochen

Ostern 1954 war sehr schneereich. Eine Straße von der Parzelle Grünerwald bis zur Landesstraße gab es zur damaligen Zeit noch nicht. Bis zum Gasthof Montjola mussten Christine und Josef Bitschnau durch den Schnee stapfen – und das im Anzug und Brautkleid. Erst beim Gasthof holte sie ein Postbus ab und brachte sie nach Bludenz, wo sie in der Heiligkreuzkirche heirateten. Nach der kirchlichen Trauung ging es wieder zurück zum Elternhaus von Josef. „Dort haben wir unser Hochzeitsmahl gehabt“, erzählt Christine. Es gab Leberknödelsuppe als Vorspeise – Josefs Lieblingsessen. Als Hauptspeise wurde Schweinebraten mit Beilagen und Salat serviert und als Nachtisch gab es einen Obstkuchen. Das Ehepaar hat im kleinen Kreis gefeiert. Die Einladung mussten sie in der Woche vor der Hochzeit den knapp 20 Gästen persönlich überbringen, eine schriftliche Einladung per Post war damals nicht üblich. Nach der Hochzeit ging es jedoch nicht in die Flitterwochen, sondern direkt auf die Baustelle, denn neben dem Elternhaus von Josef baute das junge Paar sein eigenes Heim. Da Josef gelernter Zimmermann ist, konnten sie vieles selbst machen.

Gnadene Hochzeit, Josef und Christine Bitschnau
Josef und Christine Bitschnau lieben sich noch genauso wie am ersten Tag. an.ogablick

Sie haben sich in all den Jahren nie getrennt, im wahrsten Sinne des Wortes, denn keiner ist alleine in den Urlaub gefahren oder war für längere Zeit weg. Sie haben sich jeden Tag gesehen. Selbst als Josef sechs Wochen im Spital in Feldkirch lag, kam Christine ihn jeden Tag besuchen. Sie wünschen sich täglich eine gute Nacht, schlafen zusammen ein und wachen zusammen auf. Seit Jahrzehnten.

Eine gewisse Freiheit ließen sie sich trotzdem gegenseitig. So unternahm Josef, zusammen mit Sohn Manfred und ab und zu auch mit Tochter Karin, anspruchsvollere Bergtouren am Sonntag. „Ich war gerne in den Bergen, aber nie streng“, erzählt Josef. Christine blieb währenddessen daheim, genoss die Zeit für sich, las ein Buch oder besuchte die Familie. Die 89-Jährige war nie so bergfanatisch wie Josef. „Ich bin eine sportliche Niete“, sagt sie und lacht.

Gnadene Hochzeit, Josef und Christine Bitschnau
Den 70. Hochzeitstag feierten sie mit der ganzen Familie. an.ogablick

“Einfach zusammenhalten”

„Wir haben eine glückliche Ehe gehabt“, sagt Josef, der 93 Jahre alt ist. Klar, gab es Meinungsverschiedenheiten, doch „der Bessere hat sich durchgesetzt“. Man ging vielleicht stur und beleidigt ins Bett, aber spätestens am nächsten Morgen herrschte wieder Frieden. „Wir waren beide nie nachtragend“, sagt Christine und gab einen weiteren Tipp für eine langjährige Beziehung: „Einfach zusammenhalten. Von uns beiden sind die Väter im ersten Hochzeitsjahr gestorben. Das war auch nicht einfach.“

Nicht viele Eheleute können ihre Gnadene Hochzeit feiern. „Man muss jung heiraten und alt werden“, schmunzelt Christine und ergänzt: „Und das Versprechen, das man sich gegeben hat, auch halten.“ Seit ihrer Silberhochzeit haben sie sich angewöhnt, an ihrem Hochzeitstag essen zu gehen. Zu den Jubiläen – Silberne, Goldene, Diamantene, Eiserne und jetzt die Gnadene Hochzeit – kam die ganze Familie zusammen, um das Paar hochleben zu lassen. Heuer waren sie im Löwen Tschagguns essen, die Bürgermusik spielte mit einem Ständchen auf und der Bürgermeister überbrachte persönlich einen Geschenkkorb.

Gnadene Hochzeit, Josef und Christine Bitschnau
Auch zu ihrem 70. Hochzeitstag hält Christine einen Brautstrauß. an.ogablick

Was Christine an ihrem Josef liebt: „Ich liebe seine Zuverlässigkeit. Ich kann mich immer auf meinen Mann verlassen und ihm voll vertrauen. Und er ist ein guter Vater.“ Das kann Josef nur zurückgeben: „Wichtig ist, dass man sich keine Geheimnisse voreinander hat. Jedes Problem wird miteinander besprochen.“

Den 70. Hochzeitstag gefeiert: "Wir haben eine glückliche Ehe"
Das Hochzeitsbild von damals