Handwerkliche Leidenschaft

VN / 22.05.2024 • 15:55 Uhr

Luis Hartmann
Bertram Müller und Luis Hartmann mit einem Ofen, der mit Fliesen von KARAK in Bludenz hergestellt wurde.

Luis Hartmann aus Schlins ist mit Begeisterung Lehrling in der Sparte Ofenbau und Verlegetechnik bei Ofenbau Müller.

LUDESCH „Ich war während meiner Schulzeit an der Polytechnischen Schule in Thüringen relativ planlos, welchen Beruf ich ergreifen wollte“, erzählt Luis Hartmann aus Schlins. Er habe in verschiedenen Lehrberufen geschnuppert: „Aber die Mechanik oder auch Zimmermann und Tischler waren nicht wirklich meins. Mein Papa hat dann gemeint, ich solle es doch einmal beim Ofenbau Müller in Ludesch probieren. Und das war von Anfang ganz anders. Ich habe gleich gemerkt, dass mir dieser Lehrberuf liegt. Außerdem durfte ich sogleich eigene Werkstücke herstellen, das hat mich sehr in meiner Berufswahl bestärkt.“ Luis Hartmann ist mittlerweile im vierten Lehrjahr. Seine Berufswahl hat er nie bereut. Im Gegenteil, er ist nach wie vor restlos begeistert: „Dieser Beruf ist unglaublich vielseitig. Jeder Ofen ist anders und ich habe mit unterschiedlichsten Materialien zu tun. Ich bin am Mauern, am Schweißen, am Verputzen und versetze die Keramik.“ Auch über seinen Lehrmeister Bertram Müller ist er voll des Lobes.

Luis Hartmann
Luis Hartmann stellt im vierten Lehrjahr Öfen selbstständig her.

Zwei Lehrberufe gleichzeitig

Der Lehrberuf Ofenbauer wurde vor rund zehn Jahren um einen weiteren Lehrberuf ergänzt. „Damals wurde in Österreich die Verlegetechnik probeweise als Ergänzung eingeführt, um den Beruf attraktiver zu machen. Da es sich um einen verwandten Beruf handelt, sind die Abläufe ähnlich“, erklärt Bertram Müller, der gemeinsam mit seinem Bruder Harald den Betrieb erfolgreich führt. Die Lehrzeit dauert seither ein Jahr länger. Der Probelauf hat sich bewährt, mittlerweile hat sich der Ausbildungsmodus als Doppellehre etabliert. Obwohl diese beiden Lehrberufe eine ideale Kombination darstellen, gibt es derzeit nur neun Lehrlinge in Vorarlberg. Luis Hartmann jedenfalls gefällt es, selbstständig arbeiten zu können. Darin wurde er von Anfang an von seinem Lehrherrn aktiv unterstützt. „Luis ist einfach ein Vorzeigelehrling“, freut sich aber auch Bertram Müller.

Luis Hartmann
Luis Hartmann mit einem Hebegerät in der Werkstätte.

Produktion in der Werkstätte

Eine Besonderheit bei Ofenbau Müller ist, dass die Öfen in der Werkstätte hergestellt werden. „Das ist eigentlich in diesem Beruf nicht üblich. Aber durch die Produktion direkt in der Werkstätte können wir schönere, aber auch effizientere Arbeitsplätze bieten. Hier haben wir die ganzen Geräte wie Kran, Schweißgeräte und diverse Hebegeräte direkt zur Verfügung“, erläutert Bertram Müller. Durch diese Vorgangsweise wird die Kundschaft nicht wochenlang durch Handwerker belagert: „Wir wickeln den finalen Einbau in ein bis zwei Tagen ab. Es ist auch für uns ein Vorteil, die Baustelle nicht ständig einräumen zu müssen.“ Ein wesentlicher Aspekt ist jedoch das Gewicht der Öfen. So berichtet Luis Hartmann: „Das sind schon schwere Teile. Manche wiegen 3.000 Kilogramm, aber von uns wurden auch schon Fünf-Tonner gefertigt. Deshalb sind die Hebegeräte sehr wichtig. Ein Ofenbauer ist mit diesen Gewichtsvolumen schon sehr gefordert.“ Die Zustellung und Lieferung erfolgen sodann mittels eines Kranwagens.

Luis Hartmann
Lehrherr Bertram Müller mit Luis Hartmann beim Ausmauern eines Ofens.

Umweltbewusstsein und Regionalität

Rund die Hälfte der produzierten Öfen erfolgt seit mittlerweile 25 Jahren in einer zukunftsweisenden Zusammenarbeit mit Martin Rauch, Lehm Ton Erde. „lehmo ist eine intensive Kooperation mit Martin. Dies ist ein Ofen, der vorgefertigt, aus einem Stück Lehm gestampft, fugenlos und ohne Armierung, problemlos transportierbar ist. Die Lehmstampfhülle wird noch in der Werkstätte mit Heiztüre, Feuerraum, Heizgaszügen oder einem Kamineinsatz ausgestattet. Er kann in kurzer Zeit eingebaut, angeschlossen und gleich zur Probe befeuert werden“, zeigt sich Bertram Müller über die erfolgreiche Kooperation begeistert. „Mit Holz zu heizen, bedeutet auch, umweltbewusst zu handeln. Holz steht nachhaltig zur Verfügung und ist gespeicherte Sonnenenergie.“ Eine weitere wertvolle Kooperation ist diejenige mit der Keramikwerstatt Karak in Bludenz. „Karak ist unser Hauptlieferant. Regionalität ist uns ebenfalls wichtig“, so Bertram Müller.

Luis Hartmann
Die schöne Außenansicht der Werkstätte der Firma Ofenbau Müller in Ludesch.

Die Firma Ofenbau Müller feiert im Herbst übrigens das 70-jährige Bestehen. Die beiden Brüder haben den Betrieb von ihrem Vater übernommen und führen somit die wichtige Tradition des Ofenbaus weiter. Luis Hartmann wird dann seine Lehre beendet haben. Sein Abschlussprojekt ist Brotbackofen für seine Eltern. BI