“Mafiöse Strukturen” aufgeflogen: Falscher Polizist verurteilt

VN / 05.06.2024 • 14:15 Uhr
Gerichtsverhandlung schwerer Betrug 05.06.2024
Bei der Verhandlung waren auch Opfer anwesend. Swozilek

Am Landesgericht Feldkirch wurde ein Fall von besonders schwerem Betrug verhandelt.

von Hannah Swozilek

Feldkirch Vor Richter Martin Mitteregger finden sich zwei Angeklagte, denen schwere Vorwürfe gemacht werden. Auch wenn die Haupttäter in diesem Fall noch nicht gefasst werden konnten, wurden mit dem Fahrer und einem Abholer doch wesentliche Drahtzieher einer kriminellen Organisation festgenommen.

Falscher Polizeiausweis

Die Staatsanwältin spricht von einer “besonderen Schwere der Tat”. Es handle sich um ein “furchtbares Verbrechen” und “mafiaähnliche Strukturen” und das sei nicht zu beschönigen.

Der Hauptangeklagte, ein 19-jähriger Deutscher, soll mit bisher unbekannten Hintermännern ältere Menschen um ihr Vermögen gebracht haben. Insgesamt geht man von einer Schadenssumme von 240.000 Euro aus. Das ganze zog sich über mehrere Wochen und lief äußerst professionell ab. Im Tatfahrzeug wurde ein falscher Polizeiausweis gefunden. Der Zweitangeklagte, ein 36-jähriger rumänischer Staatsbürger, soll die Fahrdienste für die Taten übernommen haben.

Wollte Spielschulden decken

Der junge Angeklagte hatte Spielschulden in Höhe von 10.000 Euro und bekam über eine Chatplattform ein Angebot, schnelles Geld zu machen. Unter dem Vorwand, als falscher Polizist Wertgegenstände und Vermögen von älteren Menschen zu verwahren, brachte er dann in einem Zeitraum von drei Wochen eine Vielzahl von Personen um ihr Erspartes. Er soll gezielt in Telefonbüchern nach Namen gesucht haben, die infrage kämen und diese Personen dann kontaktiert haben. Der Angeklagte zeigt sich vollumfänglich geständig und entschuldigt sich mehrere Male bei den erschienenen Opfern.

“Er lügt von A bis Z”

Der Zweitangeklagte, der Chauffeur, zeigt sich hingegen nicht geständig. Der 36-Jährige gibt an, nichts von illegalen Machenschaften gewusst zu haben. Er habe sich von seinem Job bei Amazon eine dreiwöchige Auszeit genommen und ein Jobangebot bekommen, um sein schlechtes Gehalt aufzubessern. Er habe gemeint, es handle sich lediglich um “Geschäftsmänner”. Er habe erst bei seiner Festnahme erfahren, dass er etwas Illegales getan habe. Man habe ihm gesagt, es handle sich um Aktiengeschäfte.

Er lügt von A bis Z”, so die Staatsanwältin zu seinen Aussagen. Es sei “geradezu lebensfremd”, dass er nichts gewusst haben soll.

Haftstrafen für beide

Der Hauptangeklagte wird zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Der Fahrer wird zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Es sei der “Versuch, aus der Nummer rauszukommen” gewesen, dieser sei allerdings gescheitert, so Richter Martin Mitteregger. Das Urteil ist rechtskräftig.