Nenzings Bürgermeister sieht keine Alternative zur EU

VN / 09.06.2024 • 13:30 Uhr
Florian Kasserloler
Nenzings Bürgermeister Florian Kasseroler hat im Ramschwagsaal gewählt. VN/JUN

Florian Kasseroler, Bürgermeister von Nenzing und überzeugter Europäer, spricht im Interview über die Unverzichtbarkeit der EU, gerade bei den Themen Sicherheit, Klima, Migration und Wirtschaft. Im Hinblick auf die Krisen sei die EU aber noch viel zu wenig vorbereitet.

Nenzing Ein klarer Befürworter der EU ist Nenzings Bürgermeister Florian Kasseroler (FPÖ). Für ihn gibt es keine Alternative zur EU, gerade was die Themen Sicherheit, Migration, Klima und Wirtschaft betrifft. Im Interview erzählt Florian Kasseroler, was er an der EU schätzt und welche Themen das EU-Parlament in der neuen Legislaturperiode dringend angehen müsste.

Wenn man beim Gemeindeamt anruft und in der Warteschleife ist, hört man Beethovens „Ode an die Freude“, die 1985 zur Europahymne erklärt wurde. Was gefällt Ihnen an dem Lied?

Egal, ob es von einem großen Symphonieorchester oder nur mit einer Blockflöte gespielt wird, dieser Melodie kann man sich nicht entziehen. Und dann ist da natürlich der Text von Schiller, der davon spricht, dass alle Menschen einander in Freude und Freundschaft verbunden sind. Angesichts der momentanen Weltlage zwar ein ziemlich optimistisches Bild, aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben.

Sie sind ein Befürworter der EU. Warum?

In den letzten Jahrzehnten war die EU ein maßgeblicher Garant für Frieden und Wohlstand. Das ist für viele von uns eine Selbstverständlichkeit. Die Welt befindet sich jedoch im Wandel. Ich hoffe sehr, dass die Staaten Europas erkennen, dass unsere einzige Chance, hier heil herauszukommen, auch in Zukunft im Miteinander und nicht im Gegeneinander liegt. Gerade bei den großen Themen Sicherheit, Klima, Migration und Wirtschaft sehe ich weit und breit keine Alternative zur EU.

2010 wurden Sie zum EU-Vizebürgermeister gekürt. Was hat sich dadurch für Sie verändert?

Das war damals ein reiner Ehrentitel, der mir im Rahmen eines Wettbewerbs verliehen wurde. Ich bekam dadurch die Möglichkeit, etwas hinter die Kulissen der EU zu blicken. Erfreulich ist, dass daraus die Initiative der Europa-Gemeinderäte entstanden ist. Derzeit gibt es in Österreich 1600 dieser Europa-Gemeinderäte, die das Ziel verfolgen, die EU näher zu den Menschen zu bringen.

Hatten Sie nie Ambitionen, ins Europaparlament zu wechseln?

Ich weiß, was ich kann, und kenne meine Grenzen. Ich glaube auch nicht, dass ich die Ausdauer aufbringen könnte, die man im EU-Parlament oft braucht, um Veränderungen zu bewirken.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Am heutigen Sonntag ist EU-Wahl: Wie wichtig ist es, wählen zu gehen?

Zu wählen bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und damit auch die Politik zu beeinflussen. Vielen Menschen ist leider nicht bewusst, wie sehr sich EU-Entscheidungen auf ihr eigenes Leben und ihr Umfeld auswirken. Nur wer seine Stimme nutzt, hat die Möglichkeit, die Zukunft mitzugestalten.

Welche Themen müsste das EU-Parlament in der neuen Legislaturperiode dringend angehen?

Um die Akzeptanz der Entscheidungen des Parlaments und der Kommission zu verbessern, wäre mehr Transparenz notwendig. Damit würden verschiedene Mythen zur EU gar nicht erst aufkommen. Persönlich wünsche ich mir mehr Einfluss der Regionen, Städte und Gemeinden, dass diese einen eigenen EU-Kommissar, also einen direkten Ansprechpartner, bekommen. Auch sollte der Ausschuss für Regionen mehr Mitspracherecht haben. Aus meiner Sicht ist die EU auch noch viel zu wenig auf Krisen und Herausforderungen, wie wir sie in jüngster Zeit erlebt haben und immer noch erleben, vorbereitet.