Warum es bald mehr Schulsozialarbeit geben wird

VN / 13.06.2024 • 13:51 Uhr
Kurt* ist im persönlichen Gespräch alles andere als aggressiv. In seiner Klasse wird er von den Mitschülern oft gehänselt. VN/Paulitsch
Kinder und Jugendliche brauchen eine Atmosphäre von Anonymität und Vertrauen, um sich im Rahmen der Schulsozialarbeit zu öffnen.  VN/Paulitsch

Mehr Personal, mehr Geld: Die Schulsozialarbeit wird in den kommenden drei Jahren massiv ausgebaut.

Dornbirn Dornbirns Bürgermeisterin Andrea Kaufmann legte ein Geständnis ab. “Noch vor Jahren habe ich die Notwendigkeit der Sozialarbeit an Schulen nicht wirklich gesehen. Doch ich habe dazu gelernt. Jetzt ist mir deren Bedeutung und vor allem deren präventive Wirkung bewusst.”

Kaufmann sprach diese Sätze am aktuellen Standort der Volksschule Fischbach. Einer Schule, die in der jüngsten Vergangenheit durch eine heftige Explosion und durch die Androhung eines Amoklaufs von sich Reden machte. Einer Schule allerdings auch, in der es laut Aussage von Direktorin Barbara Röser schon länger Schulsozialarbeit gibt und sich diese auch bewährt hat.

Schulsozialarbeit
An der Volksschule Fischbach in Dornbirn wurden die Vorhaben für die Schularbeit in Vorarlberg vorgestellt. VN/Hämmerle

Aufs ganze Land

Die Schulsozialarbeit soll nun auf das ganze Land ausgerollt werden, und das mit einem massiven Aufstockung von Ressourcen. “Für den Aufbau stellen Land und Gemeinden im Zeitraum von 2024 bis 2027 insgesamt fast 2,2 Millionen Euro aus dem Vorarlberger Sozialfonds zur Verfügung”, durfte Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker mitteilen. Zudem gibt es die Erweiterung der Vollzeitstellen von 22 auf 40.

Vor allem in den Pflichtschulen wird Sozialarbeit immer wichtiger. “Weil wir in den Pflichtschulen 100 Prozent der Kinder erreichen”, bemerkt Andrea Kaufmann in ihrer Funktion als Gemeindeverbandspräsidenten.

Andere Rahmenbedingungen

Dass die Schulsozialarbeit in Zeiten heterogener Schülergruppen und einschneidenden Veränderungen traditioneller Familienstrukturen enorm wichtig ist, bestreitet niemand. Und je mehr Präsenz von Schulsozialarbeitern an den jeweiligen Standorten ist, desto mehr sinkt für Kinder und Jugendliche die Hemmschwelle, das Angebot in Anspruch zu nehmen und ein Vertrauensverhältnis mit dem Schulsozialarbeiter/der Schulsozialarbeiterin aufzubauen.

Mobbing Schule IfS Schulsozialarbeit
Auch das Mobbing ist ein Thema, mit dem sich die MitarbeiterInnen der Schulsozialarbeit immer stärker konfrontiert sehen. VOL

Dass ernste Probleme oft erst im Laufe einer Beziehung zwischen Schüler und Sozialarbeiter aufs Tapet kommen, erwähnt Katharina Spiss, die Leiterin der Schulsozialarbeit am Institut für Sozialdienste. “Da kann es am Anfang nur um ein Problem mit der Freundin gehen. Und plötzlich sprechen die Kinder über tiefgreifende Zerwürfnisse in der Familie.”

Ein Schlüssel für den erfolgreichen Ausbau der Sozialarbeit ist die enge Kooperation von Schule und Sozialraum. Auch an Fachkräften sollte es nicht mangeln. “Wir dürfen feststellen, dass der Beruf des Sozialarbeiters sehr attraktiv ist”, sagt Wiesflecker.