Das kann Lustenaus Millionenküche für die neue “Esskultur”

Gemüseragout statt Schweinsschnitzel, Dinkelspätzle statt Pommes. In der neuen Zentralküche wird gesund gekocht.
Lustenau Der siebenjährige Kuzey hat Appetit. Er holt sich einen Nachschlag und macht sich genüsslich über die zweite Portion Dinkelspätzle mit mediteraner Kräuter-Tomatensauce her. “Es schmeckt sooo gut”, sagt der Knabe, der eigentlich Pizza als seine Lieblingsspeise nennt. “Es schmeckt wirklich gut”, sagt auch die achtjährige Anabel. Ihre Lieblingsspeise ist Lasagne. “Aber ich weiß schon, dass ich auch gesund essen muss. Brokkoli-Auflauf zum Beispiel mag ich sehr gerne”, sagt das Mädchen mit einem Anflug von Stolz im Gesicht.

Ausgeklügeltes Konzept
Knapp 50 Mädchen und Buben aus der Volksschule Rotkreuz und dem Sozialpädagogischem Zentrum sitzen im Essbereich der bereits fertiggestellten “Esskultur”-Küche des in Entstehung begriffenen Schulcampus Rotkreuz. Die Kinder haben den Blick frei zu jenen emsigen Personen, die ihnen die gesunde Kost zubereiten. Es ist alles genauso, wie es Dietmar Hagen (56) gefällt. Er ist das Hirn hinter dem Konzept der “Esskultur” Lustenau. Der ausgebildete Tourismus-Fachmann gehört im deutschsprachigen Raum zu den Stars der Branche. Wohnhaft in Hannover hat der gebürtige Lustenauer bereits in vielen großen Unternehmen Betriebsküchen mit Esskultur-Konzepten eingerichtet. Sein Credo: Essen als Gesamtpaket von Genuss, Kommunikation und Gesundheit zu vermitteln.

Campus für über 50 Millionen Euro
Bei den Kindern will Hagen ein Bewusstsein für exakt diese Werte schaffen. “Dafür müssen wir aber nicht nur den Kindern Dinge aufoktroyieren, sondern ihnen zuhören, was sie möchten. Sie sind schließlich unsere Gäste. Dass wir gleichzeitig ein Bewusstsein für diese Esskultur fördern, gehört natürlich auch dazu.”

Die rund 1,5 Millionen Euro teure Küche soll ein Herzstück des Rotkreuz-Campus werden, der insgesamt 52 Millionen Euro kostet. Küchenchef Thomas Urban (47) präsentiert stolz die modernst ausgestattete Werkstatt zur Herstellung hochwertiger Kost für die Schul- und Kindergartenkinder Lustenaus. “Totale Frische, 80 Prozent Bio, Verzicht auf Fertigprodukte – das sind unsere drei Eckpfeiler”, betont Urban. Stellvertretend für diese Ansprüche zeigt der Koch auf die Getreidemühle, mit der täglich frisches Mehl gemahlen wird.
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Die Küche ist insgesamt nach neuestem Stand der Technik eingerichtet. Die Kapazität liegt bei 1000 zubereiteten Essen täglich, aktuell sind es “nur” 600. Darin enthalten sind neben den Essen für die Kinder auch 100 Mahlzeiten auf Räder für immobile Personen.

Gute Logistik
Die neue Zentralküche im Rotkreuz ist logistisch und konzeptionell mit jener im Sozialzentrum Schützengarten verwoben. Dort wird für die Bewohner der Seniorenhäuser gekocht. Stichwort Logistik: Im Rotkreuz ist Kerstin Hagen-Grabher dafür zuständig. Berücksichtigt werden bei den Essen auf Rädern auch individuelle Wünsche der zumeist betagten Personen. Drei E-Autos mit Fahrer stehen für die Zustellung der 100 täglich gekochten Mahlzeiten zur Verfügung.

Das Projekt “Esskultur” erfüllt Bürgermeister Kurt Fischer mit Stolz. “Wir haben lange daran gearbeitet und dürfen feststellen, dass uns andere Kommunen darum beneiden.”