Von der Konditorin zur Wanderführerin: Warum Stefanie ihren Job so liebt

Stefanie Peiker hat ihren Traum verwirklicht und die heiße Backstube gegen eine frische Bergbrise eingetauscht. Seit drei Jahren arbeitet sie als Natur- und Wanderführerin im Montafon. Was sie an ihrem Job besonders liebt: Draußen zu sein und Abwechslung zu haben, weshalb auch keine Wanderung der anderen gleicht.
Bartholomäberg Stefanie Peiker ist eine der wenigen, die geführte (Kräuter-)Wanderungen im Montafon anbietet. Sie ist gerne am Rellseck unterwegs – der Aussichtsbalkon mit Blick auf den Rätikon, Verwall, die Silvretta, bis zum Alpstein und hinab in den Walgau. Geht man weiter zum Fritzensee, sieht man die Zimba sich im Wasser spiegeln. Abseits des Bartholomäbergs, dessen Gebiet aufgrund des Panoramablicks zu ihren Lieblingsplätzen zählt, liegt Stefanies Lieblingsgipfel in der Silvretta. Während der Hennekopf auf der Bielerhöhe im Winter ein beliebtes Skitourenziel ist, verirrt sich im Sommer kaum jemand auf den Gipfel. Genau das liebt Stefanie: die Einsamkeit auf ihren Bergtouren. „Da hast du keine Häuser, keine Zivilisation“, schwärmt die 29-Jährige.



Abwechslungsreicher Beruf
Seit drei Jahren ist Stefanie Wanderführerin. Im Sommer war die gelernte Konditorin schon immer viel am Wandern und irgendwann wollte sie die heiße Backstube endgültig gegen eine frische Bergbrise eintauschen. „Die Ausbildung ist zufällig in die Coronazeit gefallen“ – was jedoch von Vorteil war, da sie so mehr Zeit hatte, ihre eigene Homepage (gemsli.at) zu erstellen. Stefanie liebt es, draußen zu sein und als selbständige Natur – und Wanderführerin und Teilzeit-Gebietsbetreuerin in den Natura2000-Gebieten im Montafon und Klostertal ist ihr Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich. „Ich finde es spannend, für die Europaschutzgebiete zu arbeiten, da ich so dazu beitrage, wertvolle Arten und Lebensräume zu schützen.“


„Schau mal, ein Klappertopf“, sagt sie. Die gelbe Wiesenblume zieht aus den Wurzeln des Grases Wasser, weshalb das Gras niedrig bleibt und somit andere Blumen mehr Platz und Licht zum Wachsen haben. Der Klappertopf ist ein Zeichen für eine Magerwiese, die es in Bartholomäberg zuhauf gibt. Auf den artenreichen Magerwiesen, die höchstens zweimal im Jahr gemäht werden, wachsen zahlreiche Pflanzenarten wie der gelbe Wundklee, das Knabenkraut und der Wiesensalbei.



Neben der Natur- und Internationalen Wanderführerausbildung hat sie vor wenigen Tagen auch den Ornithologie-Grundkurs der inatura erfolgreich abgeschlossen. Die Ausbildung zur Kräuterpädagogin startet im September. Darüber hinaus betreut sie acht Volksschulklassen für die Vielfalter Schule der inatura. Zu allen vier Jahreszeiten bringt sie, ausgestattet mit Kescher und Becherlupe, den Kindern die Natur näher. „Wenn wir ihnen in jungen Jahren zeigen, die Natur bewusster wahrzunehmen, dann können wir die Natur auch für kommende Generationen bewahren“, ist Stefanie überzeugt.



Keine Wanderung gleicht der anderen
„Als Kind bin ich viel mit Mama in den Ferien wandern gegangen“, erinnert sich die Schrunserin. „Ich kenne fast jeden Weg im Montafon. Es gibt verschiedene Wege auf einen Gipfel und ich versuche daher immer, neue Wanderwege auszuprobieren.“ Dabei ist das Wandern im Montafon geologisch gesehen abwechslungsreich genug: „Wir haben im Montafon drei verschiedene Gebirgsgruppen“, informiert Stefanie, und zwar die Silvretta, der Verwall und der Rätikon mit jeweils einer anderen Charakteristik.



Mit ihren Gästen geht sie am liebsten einsame Touren, die nicht im Internet stehen. Verschiedene Wanderkategorien und konkrete Tourenziele bietet sie zwar auf ihrer Webseite an, jedoch verlassen sich die meisten Gäste auf ihre Empfehlung. Was sie immer dabei hat: eine Jause mit regionalen Produkten, selbstgebackenem Brot und einer süßen Überraschung.


Immer einen Plan B in petto
Bei ihren geführten Touren trägt sie viel Verantwortung. Besonders Hüttenwanderungen seien ziemlich anstrengend, denn sie muss alles im Blick behalten, die Gäste unterhalten, ihnen Sicherheit vermitteln und am Abend den nächsten Tag planen. „Die größte Herausforderung ist das Wetter“, ist sie ehrlich. Deswegen überlegt sie sich immer einen Plan B, falls Gewitter in Anmarsch sind oder die geplante Tour aufgrund der Gruppe (maximal sechs Personen) oder des Wegzustandes nicht machbar ist.



Das Schöne an ihrem Job: „Du weißt nie, was dich erwartet. Es ist immer ungewiss, wie die Wolkenstimmung ist oder welche Tiere und Pflanzen man begegnet.“ Ihre Entscheidung, Wanderführerin zu sein, hat sie nie bereut: „Es hat schon viel Mut gebraucht, sich selbstständig zu machen, aber ich wollte meinen Traum leben.“




