Erst Explosion, dann Verkehrsunfall: Spektakuläre Rettungsübung in Bludenz

Großeinsatz in Bludenz: 300 Einsatzkräfte proben den Ernstfall.
Bludenz Janine Kaufmann sitzt auf einem Palettenstapel bei der Firma Stolz und ist nervös. Sie muss gleich zur Straße rennen und um Hilfe schreien, sobald die Rettung eintrifft. Im Untergeschoss der Firma Stolz hat es eine Explosion in der Schweißer-Werkstatt gegeben. 40 bis 60 Personen sind im Gebäude eingeschlossen und teilweise schwer verletzt. Die Tiefgarage ist stark verraucht. Siegrun Tschabrun vom Empfang hat die Einsatzkräfte alarmiert und ihnen die Ausgangslage geschildert. 300 Einsatzkräfte sind im Einsatz, darunter das Rote Kreuz und Feuerwehren aus Bludenz, Bürs, Bings-Stallehr, Braz und Nüziders.




Die Nachbarn stehen auf Balkonen oder auf dem Bürgersteig und beobachten das Spektakel. Sie wurden vorab per Postwurf informiert, dass es sich hierbei um eine der größten Einsatzübungen im Land handelt und nicht um einen echten Einsatz.

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Cornelia Mennel, Rebecca Fritz und Michaela Millinger sind drei von 54 Komparsen. „Meine Kollegin Angelika Martin ist beim Roten Kreuz und hat mich gefragt, ob ich mitmachen möchte“, sagt Michaela. Für sie und ihre Freundin Rebecca ist es das erste Mal als Komparse. Cornelia Mennel, die in der Polizeischule ist, war schon einmal Darstellerin bei einer Amokübung und hat Spaß an solchen Übungen. Eine blutige Kopfwunde klafft auf ihrer Stirn.





Jeder Komparse bekommt eine Rolle und Nummer zugewiesen und wird entsprechend seinem Verletzungsgrad geschminkt. Die drei Frauen werden jedoch nicht bei der Explosion beteiligt sein, sondern bei einem schweren Verkehrsunfall, der eine Stunde nach der Explosion durch Schaulustige verursacht wird. Personen sind eingeklemmt, ein Mann liegt unter einem Auto, ein weiteres Fahrzeug ist auf die Seite gekippt. Schwarzer Rauch steigt auf.
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Organisiert haben das Ganze Konstantin Seitlinger, Vertreter der Firma Stolz, Mitglied beim Roten Kreuz und Referent für Großeinsatzmanagement im Bezirk Bludenz, und Nico Montibeller, Übungsleiter des Roten Kreuzes. „Im November habe ich angefangen zu planen. Das ist ein enormer Arbeitsaufwand.“ Seine Schwester Theresa ist eines der Opfer bei der Explosion. Sie hat sich am Bein verletzt und muss mit einer Trage abtransportiert werden.
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Simon Hagen, Kommandant der Rotkreuzabteilung in Bludenz, ist einer von zwölf Beobachtern, die mit Klemmbrett, Papier und Stift ausgestattet das Geschehen analysieren und bewerten. „Die Einsatzlage war sehr unübersichtlich und schwierig“, resümiert Simon Hagen. Die Einsatzorte – die Explosion und der Verkehrsunfall – waren zu weit voneinander entfernt, sodass zunächst Chaos herrschte, als ein lauter Knall den Verkehrsunfall signalisierte. „Die Phase, in der man sich neu organisieren muss, ist immer unruhig. Das ist normal.“




Das zweite Szenario ereignete sich um 20.22 Uhr. Um 20.50 Uhr wurde der letzte Patient abtransportiert. „Nach dem kurzen Chaos verlief wieder alles strukturiert und ruhig. Wir wollten in der Übung eine Wendung einbauen, bei der sich die Einsatzkräfte neu orientieren müssen. Klar, schneller ist immer gut, aber ich bin zufrieden“, sagt Simon Hagen. Was ihn überrascht hat: „Es sind viel mehr Schaulustige da, als ich gedacht habe.“








