Raus aus der Komfortzone, hinein ins Abenteuer: 55-tägige Hüttentour für den guten Zweck

55 Tage, 555 Kilometer, 55.555 Höhenmeter und das für den guten Zweck: Das ist das ambitionierte Ziel von Stefan und Katja Wiech aus Tschagguns.
Tschagguns Stefan und Katja Wiech sitzen draußen vor der Wormser Hütte. Hier beginnt ihre Reise, denn die Wormser Hütte am Hochjoch ist der erste Stopp ihrer 55-tägigen Wanderung. „Wir sehen die Hütte jeden Tag von unserem Zuhause aus“, sagt Katja. Sie schließen die Tür hinter sich und wandern los, von der Latschaustraße auf die Wormser Hütte und dann weiter. Öffentliche Verkehrsmittel benutzen sie in den 55 Tagen nicht.

„Wir haben einen Holzkalender, der die Tage bis zum Start herunterzählt“, sagt Katja voller Vorfreude. Seit 2019 wohnt das Paar in Tschagguns. Ursprünglich kommen sie aus Baden-Württemberg. „Wir sind wegen der Berge hierher gezogen. Hier haben wir auch geheiratet.“ Katja, Marketingleiterin für einen Leuchtenhersteller, kann im Homeoffice arbeiten, während Stefan, Sortimentsleiter für Lichttechnik, drei Tage die Woche nach Nürnberg pendelt. Ihren Arbeitgebern ist es zu verdanken, dass sie gleichzeitig zweieinhalb Monate Urlaub nehmen können. Am 25. Juni 2025 geht es los. Am 18. August kommen sie wieder in Tschagguns an. „Wir hatten schon lange so eine Tour vor. Vor eineinhalb Jahren haben wir angefangen zu planen, ohne zu wissen, ob wir überhaupt gemeinsam frei bekommen würden“, erzählt Stefan.
Den 25. Juni haben sie bewusst ausgewählt, denn an diesem Tag feiern sie ihren 13. Hochzeitstag. Und: Stefan hat am 14.11. Geburtstag, was zusammengerechnet 25 ergibt. Katja hat am 03.03. Geburtstag, was wiederum 6 ergibt, also 25.06. „Ich bin ein Zahlenfetischist“, grinst Stefan, der nächstes Jahr 55 Jahre alt wird.

Bis sich der Kreis wieder schließt
10.000 Euro kostet ihre Hüttenwanderung. In 48 Hütten werden sie schlafen, siebenmal im Tal übernachten. „Wir haben unsere Tour schon komplett durchgeplant“, sagt Katja. Geplant ist, vom Montafon über den Arlberg und das Lechquellengebirge bis zur Zugspitzregion zu gelangen. Dann geht es weiter über das Karwendel, die Zillertaler Alpen, über den Brenner auf den Meraner Höhenweg und von dort Richtung Reschensee. Über das Kaunertal, Verwallgebiet und die Silvretta geht es zurück. Die Tilisunahütte ist die letzte Hütte, bevor sie wieder nach Hause absteigen.
Am Ende sind es weit mehr als 555 Kilometer und 55.555 Höhenmeter. Die Tagesetappen sind unterschiedlich lang. An manchen Tagen dauert der Fußmarsch drei Stunden mit 300 Höhenmetern bis zur nächsten Hütte, an anderen Tagen acht Stunden mit 2000 Höhenmetern. „Der Regen wird bestimmt auf das Gemüt schlagen“, befürchtet Stefan. Die Hüttenwanderung soll entschleunigen, weshalb es manchmal nur zur Nachbarshütte geht. Und wenn es an diesem Tag regnen sollte, ist eine kurze Wanderung umso angenehmer.

Auf ihrer viertägigen Hüttentour in den Dolomiten, die sie gerade gemacht haben, haben sie den Rucksack genauso gepackt wie für die 55 Tage nächstes Jahr, um zu testen, was sie wirklich brauchen und worauf sie verzichten können. Hinter so einer Weitwanderung steckt viel Planung. So haben die beiden eine Excel-Tabelle angelegt, in der jede Hütte, in der sie übernachten, aufgelistet ist. Daneben stehen Informationen, ob die Bezahlung mit Bargeld oder EC-Karte erfolgt oder ob die Hütte eine Waschmaschine hat. Auch fahren sie die Talorte vorher ab, denn sie wollen nach einer Tagesetappe nicht den ganzen Ort nach einem Restaurant oder Bankomaten absuchen.
Zugunsten des Vereins Gauenstein Aktiv
Katja und Stefan wandern für den guten Zweck. 2017 haben sie schon für den Aiut Alpin Dolomites Bergrettungsdienst im Grödnertal 9000 Euro gesammelt. „Für uns sind die Flugretter die Bergengel“, sagen die beiden leidenschaftlichen Wanderer. Deshalb heißt auch ihr Social-Media-Account „Die Bergengel“. Bei ihrer 55-tägigen Wanderung spenden sie für den Verein Gauenstein Aktiv im Montafon. Der Verein unterstützt in Not geratene Menschen finanziell sowie mit sonstigen Arbeiten und Diensten. „Wir suchen 55 Leute, die je 55 Euro spenden“, sagt Katja. Zudem haben sie Alpenvereine und Hütten angeschrieben, ob sie kostenlos auf der Hütte übernachten können. Das Geld, das sie dadurch sparen, geht eins zu eins an Gauenstein Aktiv. Im Alltag haben sie aufgrund ihrer Berufe wenig Zeit füreinander, deshalb freuen sie sich jetzt umso mehr auf viele gemeinsame Momente in den Bergen.
