Neuer Hüttenwirt: „Ich habe das Leben hier lieben gelernt“

Nach 19 Jahren verlässt Hüttenwirt Manfred Zwischenbrugger die Wormser Hütte und übergibt die Leitung ab der kommenden Wintersaison an Hendrik Eberhardt.
Schruns „Ich genieße jeden Tag hier oben“, sagt Manfred Zwischenbrugger. Seit 19 Jahren ist er Hüttenwirt der Wormser Hütte. Nun wird es für den 62-Jährigen Zeit, zu gehen. Wer Pächter der Wormser Hütte wird, der bleibt. „Mein Vorgänger war 29 Jahre Hüttenwirt“, sagt Manfred. Und Hendrik, der 35 Jahre alt ist, könne es locker 35 Jahre lang machen. Hendrik Eberhardt wird nämlich ab der neuen Wintersaison sein Nachfolger.

Was die Wormser Hütte ausmacht? „Wir haben eine gute Sektion im Hintergrund. Die lassen dich einfach machen. Das gegenseitige Vertrauen ist da“, sagt Manfred. Er erzählt von den Anfängen: „Vor 20 Jahren waren wir im Sommer zu viert und im Winter zu sechst.“ Mittlerweile braucht die Wormser Hütte weitaus mehr Personal. „Jetzt sind wir im Sommer zehn und im Winter 14 Leute.“ Die Liftanlagen seien besser geworden und es gebe mehr Attraktionen am Berg, wie der Klettersteig auf das Hochjoch oder die Biketrails zur Mittelstation. Sogar ein eigenes Mitarbeiterhaus hat die Alpenvereinshütte, die auf 2307 Metern liegt.
Die Wormser Hütte ist für jeden gut erreichbar, selbst für ältere Menschen, liegt sie doch nur 15 Minuten von der Sennigrat-Bahn entfernt. „Wir haben einige hier, die schon über 90 Jahre alt sind und einfach nochmal in die Höhe wollten“, sagt Manfred. Jetzt wird es auch für ihn Zeit, in Pension zu gehen. „Man soll gehen, wenn es am schönsten ist.“

“Du bist hier in Bestlage”
Auf ihn folgt Hendrik, der seit sieben Jahren auf der Hütte arbeitet. Er freut sich, die Hütte zu übernehmen. „Das ist für alle fein, obwohl es einige Bewerber gab“, sagt Manfred, der jeden Morgen um 6 Uhr eine Runde spazieren geht. „Morgens siehst du hier Gämse, Steinböcke, Füchse und Murmeltiere“, schwärmt er. „Du bist hier in Bestlage: Im Winter bist du direkt auf der Piste und im Sommer kannst du hier wunderbar wandern.“
Mitarbeitermangel herrscht derzeit keiner, im Gegenteil: „Wir müssen sogar Leuten absagen. Jede Saison könnte ich noch fünf weitere anstellen.“ Drei Nepalesen sorgen in der Küche für das leibliche Wohl, die Mehrheit des Personals sind aber Deutsche, so wie Hendrik. „Viele von ihnen bleiben ein paar Jahre hier hängen“, sagt Manfred. Sein Auswahlverfahren ist simpel: „Ich will nur ein Foto von ihnen sehen.“ Denn: „Wer will, der kann.“

Jetzt in der Ferienzeit geht es erst richtig los. „Am Wochenende sind wir ausgebucht. Unter der Woche ist weniger los“, sagt der 62-Jährige. Die Wormser Hütte lebt vor allem von den Tagesgästen. Im Winter ist die Hütte schon lange im Voraus komplett ausgebucht. Bei Manfred konnte man nur „ganz klassisch“ telefonisch oder per E-Mail reservieren. Ab der Wintersaison mit Hendrik als neuen Hüttenwirt wird es ein Onlinebuchungssystem geben. Und auch Kartenzahlung ist dann möglich. Das Konzept der Selbstbedienung bleibt bestehen. „Da braucht man kein zusätzliches Personal“, erklärt Manfred, der in Hohenems zu Hause ist.

“Fernab des Alltags”
Hendrik Eberhardt aus Thüringen (Deutschland) ist nach seinem Studium gleich zum Arbeiten hier hochgekommen. „Ich war davor noch nie in Vorarlberg“, sagt er. „Sieben Monate im Jahr bin ich jetzt hier oben.“ In den Zwischensaisonen besucht er die Familie und Freunde in Thüringen. Was er durch den Hüttenjob festgestellt hat: „Ich will nicht mehr ins Büro.“ Denn studiert hat er Immobilienwirtschaft, doch darin sieht er sich nicht mehr. „Ich habe das Leben hier lieben gelernt. Keine Großstadt. Fernab des Alltags. Das ist ein anderes Hamsterrad, das sich hier dreht. Das verträgt nicht jeder, aber ich schon.“

Im Sommer und Winter kann er die Arbeitsstunden gar nicht zählen. „Doch wenn die Hütte mal zugesperrt ist, kannst du dich ausklinken. Dann kommst du mal runter“, sagt der 35-Jährige, der gerne wandert und Ski fährt. Da die Wormser Hütte Sommer wie Winter geöffnet hat und man auch in den Zwischensaisonen nach dem Rechten sehen muss, ist es schon fast ein Vollzeitjob.
Hendrik will die internen Abläufe verbessern und die Nepalesen mehr nepalesisch kochen lassen. Da die Ansprüche der Gäste immer weiter steigen und ein einfaches Frühstück nicht mehr ausreicht, will er die Hütte „zeitgemäß bewirtschaften“. Was er an diesem Job besonders liebt: „Der Blick auf den Rätikon, das Skifahren direkt ab der Haustür, den Kontakt mit den Menschen und die Arbeit an sich.“ Und während Hendrik der Wormser Hütte treu bleibt, wartet für Manfred die ganze Welt.
