Kein Wort Deutsch – so gehen unsere Schulen damit um

Deutschförderklassen haben sich etabliert. An der VS Hohenems-Schwefel sind diese Chefsache für Sarina Köb.
Hohenems Die zehn ABC-Schützen haben es sich im Kreis am Boden gemütlich gemacht. Sie blicken konzentriert auf ihre Lehrerin, die vor ihnen kniet. Langsam und deutlich spricht sie in einfachen Worten mit den Kindern. Am Boden liegen verstreut Plastikschilder. Darauf abgebildet sind Gegenstände, die zu einer Schule gehören. Die Kinder sollen die Schilder an die richtige Stelle einer Wortreihe setzen. Den meisten gelingt das. Laut sprechen sie dann den vollständigen Satz. “Die Schultasche ist orange”, sagt auch Leat korrekt.
Heterogene Gruppe
In der Deutschförderklasse an der Volksschule Hohenems Schwefel stehen die Kinder noch ganz am Anfang. “Es ist eine heterogene Gruppe. Bis zu den Herbstferien werden wir eine Einheit”, erklärt Sarina Köb (26) mit einem breiten Lachen im Gesicht. Ihr macht die Arbeit mit den Kindern Spaß. 14 sind es insgesamt, zehn mit türkischem Hintergrund, ein kurdisches Kind, zwei aus dem arabischen Raum und ein rumänischer Sprößling. Der Vorteil einer solch bunten Gruppe: “Deutsch ist sprachlich ihr einziges Bindeglied. Das wirkt lernfördernd”, weiß Direktor Christoph Jagg (60).

Der Segen der Musik
Mit einer Engelsgeduld stellt sich Sarina Köb ihrer Rasselbande. Stets lächelnd, immer ruhig, deutlich sprechend, die Zügel fest in der Hand. Mal braucht es Lob, mal aber auch ein freundlich-mahnendes Wort, wenn etwa die angeordnete Zweierreihe auf dem Weg ins Musikzimmer nicht eingehalten wird.
Stichwort Musikzimmer. Dort wartet Musikpädagogin Martina Jäger auf Ismet, Arda, Asel, Yusuf und die anderen. “Musik ist ein ideales Mittel zur Vermittlung von Sprache. Sprache mit Melodie und Reime faszinieren die Kinder”, erzählt Sarina Köb, während ihre Schützlinge im Einklang mit den Klaviertönen verschiedene Gesten praktizieren.

Auch Eltern gefordert
Die Deutschförderklassen an der VS Hohenems-Schwefel sind nicht nur eine Gemeinschaft von Lehrperson und Schülern. “Die Eltern spielen dabei auch eine sehr wichtige Rolle”, betont Direktor Christoph Jagg. “Wir haben ja leider zum Teil Kinder in dieser Klasse, deren Eltern sehr gut Deutsch sprechen. Die mit ihnen jedoch kein Deutsch sprechen. Dann kommen sie zu uns ohne Sprachkenntnisse.” Zumeist sind das Kinder aus Familien mit türkischem Migrationshintergrund.

Die Kinder einer Deutschförderklasse sind außerordentliche Schüler. Mittels regelmäßig durchgeführten Sprachtests können sie jedoch bald schon einen regulären Status erlangen. Eröffnet werden muss eine Deutschförderklasse, wenn sich zumindest acht Kinder ohne jegliche Deutschkenntnisse an einer Schule befinden. Die Deutsch-Förderklasse in Hohenems besteht aus lauter Vorstufenschüler. “Wir haben in dieser speziellen Klasse fast immer nur Vorstufenkinder”, erklärt Jagg.

Bedarf steigt
Dass der Bedarf an Deutschförderklassen in Vorarlberg stetig steigt, beweist ein Blick auf die von der Bildungsdirektion präsentierten Zahlen. Waren es im Premierenjahr des Modells 2019/2020 noch 20 Klassen, so wurden im Schuljahr 2023/2024 bereits 63 Klassen registriert. “Für heuer wurde der Bedarf von 57 Klassen angemeldet. Aber es werden wahrscheinlich mehr. Anfang Oktober wissen wir da mehr”, berichtet die Sprecherin der Vorarlberger Bildungsdirektion, Elisabeth Mettauer.