Der Siegestrunk blieb im Kühlschrank

Versteinerte Mienen in der ÖVP-Landeszentrale. Das Fünkchen Hoffnung war bald erloschen.
Bregenz “Gin Tonic. Nein, war ein Spaß. Bring’ mir bitte ein Mineralwasser.” Noch eine knappe halbe Stunde vor Verkünden der ersten Hochrechnung war ÖVP-Klubobmann Roland Frühstück noch zum Scherzen zumute. Das änderte sich bald. Spätestens als er mit dem scheidenden ÖVP-Veteran Karlheinz Kopf, Landtagspräsident Harald Sonderegger, den Landesräten Marco Tittler und Christian Gantner sowie Wirtschaftsbunddirektor Christoph Thoma die Köpfe über einem Tablet zusammensteckte, mussten alle das Unheil bereits kommen gesehen haben.

Kein richtiger Appetit
So richtig optimistisch ging es in der ÖVP-Zentrale in der Römerstraße 12 vis-a-vis vom Landhaus vor dem Eintreffen der ersten Parteifunktionäre nicht zu. Es wurde ruhig geplaudert, der Appetit auf die köstlichen Brötchen und Kuchen hielt sich in Grenzen. Die FPÖ doch noch abzufangen und als Nummer eins über die Ziellinie zu gehen – daran wollte niemand so recht glauben.
Und als dann um zehn nach fünf die Hochrechnung im ORF verkündet wurde, versteinerten sich die Mienen der Anwesenden, gepaart mit eisernem Schweigen.

“Kein Kommentar”
Gar nicht kommentieren wollten die Landesräte Gantner und Tittler das Wahlergebnis. “Sie können mich nach der Landtagswahl fragen. Jetzt will ich nichts sagen”, meinte Gantner knapp. Und auch sein Regierungskollege aus dem Wirtschaftsressort war nicht für eine Wortspende zu haben.
Klartext sprach dafür Klubobmann Roland Frühstück. “In dieses Ergebnis muss man nichts hineininterpretieren. Die FPÖ hat diese Wahl klar gewonnen. Es werden markante Veränderungen auf das Land zukommen. Den nächsten Schritt muss nun der Bundespräsident tun.” Für den Bregenzer Bürgermeisterkandidaten bedeutet der Ausgang der Nationalratswahlen einen klaren Auftrag im Hinblick auf die Landtagswahlen. “Jetzt heißt es für uns als ÖVP laufen, laufen, laufen. So etwas möchte ich auf Landesebene gewiss nicht erleben.”

Eingefädelt
Auch der scheidende ehemalige Nationalratsabgeordnete Karlheinz Kopf redete das Ergebnis nicht schön. Lob gab es vom Altacher dennoch für den unterlegenen Bundeskanzler Karl Nehammer. “Er hat sich in Anbetracht der Rahmenbedingungen gut geschlagen. Wenn man bedenkt, dass er in den Umfragen anfangs noch bei 21 Prozent lag, dann ist sein Ergebnis trotz des verpassten ersten Platzes beachtlich.”
Enttäuscht zeigte sich auch Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink. “Veränderungen stehen nun an. Dass dieses Ergebnis nicht in meinem Sinn ist, möchte ich jedoch nicht verhehlen.”
Von einem “Einfädler wie beim Slalom” sprach Bundesrätin Heike Eder, die ihre Ambitionen auf ein Nationalratsmandat dennoch intakt sieht. “Es ist wie im Sport. Du musst mit Niederlagen leben. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.”